Die Inhaltsanalyse ist eine vorrangig qualitative Methode der empirischen Sozialforschung. Ziel der Inhaltsanalyse ist es, einen Datenfundus durch die Bildung von Kategorien zu reduzieren (das sog. Kodieren). Die identifizierten Kategorien können im weiteren Verlauf des Forschungsprozesses der Exploration eines Forschungsfeldes dienen und zu einer Hypothesenbildung verdichtet werden oder zur Bestätigung einer Theorie herangezogen werden. Das Verfahren kann grundsätzlich auf alle Arten von Texten, Bildern, Videoaufnahmen oder auch der Auswertung von Experteninterviews angewendet werden.
Bei der Festlegung der Codes/ Kategorien ist grundsätzlich zwischen einer induktiven und einer deduktiven Herangehensweise zu unterscheiden. Bei einem induktiven Ansatz lässt sich Forschende ergebnisoffen von seinem zu analysierenden Material leiten. Im Gegensatz hierzu wird bei einer deduktiven Herangehensweise ein vorab festgelegtes Set an Codes/ Kategorien auf das Datenmaterial angewendet.
Mayring (2015, S. 13) definiert das Verfahren folgendermaßen:
Zusammenfassend will also Inhaltsanalyse
Kommunikation analysieren.
fixierte Kommunikation analysieren.
dabei systematisch vorgehen.
dabei also regelgeleitet vorgehen.
dabei auch theoriegeleitet vorgehen.
das Ziel verfolgen, Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation zu ziehen.
Vor- und Nachteile der Methode der Inhaltsanalyse
Vorteile
- Die Analyse der Daten kann grundsätzlich zeit- und personenunabhängig erfolgen und ist z.B. nicht von der Verfügbarkeit von Interviewpartnern abhängig.
- In vielen Fällen genügen bereits wenige Untersuchungseinheiten (u.U. eine Einzelfallanalyse), um bereits brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Das Verfahren ist somit gut geeignet für Seminar- oder Bachelorarbeiten, für die nur eine begrenzte Bearbeitungszeit zur Verfügung stehen.
Nachteil
- Der Zugang zu den zu analysierenden Daten kann sich u.U. als schwierig erweisen (z.B. bei Aktenanalysen).
- Die Auswertung ist komplex und setzt voraus, sich intensiv sowohl mit der theoretischen Fundierung der Methode als auch dem auszuwertenden Material auseinanderzusetzen.
- Wie bei allen Methoden der qualitativen Sozialforschung ist die Repräsentativität der Ergebnisse kein angestrebtes Ziel. Im Regelfall werden Datensätze kodiert, bis sich eine „Sättigung“ eingestellt hat, d.h. keine neuen Kategorien vorgefunden werden.
Das Gütekriterium der Reliabilität muss sichergestellt werden (Intra- bzw. Intercoder-Reliabilität testen). Dies bedeutet, dass zunächst nur eine kleine Auswahl des Datenmaterial (ca. 10 Prozent) kodiert wird. Die hier gefundenen Kategorien werden anschließend auf ihre Plausibilität, mögliche Abgrenzungen, Überschneidungen, notwendige Differenzierungen überprüft. Die so bereinigten Kategorien werden sodann erneut auf die kleine Stichprobenauswahl angewandt. Kommt der Forschende erneut zum zuvor erreichten Ergebnis ist die Intracoder-Reliabilität gewährleistet. Werden weitere Personen in den Auswertungsprozess eingeschlossen, spricht man von einer Intercoder-Reliabilität, d.h. zwischen den kodieren Personen besteht Einigkeit über die Zuordnung der Daten zu den Kategorien. Die Intercoder-Reliabilität wird in der Regel nur bei größeren Forschungsprojekten, für die mehr Zeit zur Verfügung steht, überprüft. Die Überprüfung der Intracoder-Reliabilität sollte indes bei jeder qualitativen Inhaltsanalyse erfolgen.
Ablauf einer Inhaltsanalyse
Der Ablauf einer Inhaltsanalyse hängt zum einen von den zu analysierenden Inhalten, aber auch stark von einer disziplinären, theoretischen Verortung der Forschungsarbeit ab. Insofern ist es kaum möglich ein allgemeingültiges Ablaufmodell zu formulieren, das auf alle Forschungsarbeiten anzuwenden wäre. Dennoch gilt – gemäß dem oben angeführten Zitat – ungeachtet der konkreten Forschungsfrage, dass das Verfahren theorie- und regelgeleitet erfolgen muss.
Mayring nennt in seinem Standardwerk zum Thema Qualitative Inhaltsanalyse (2015) folgendes allgemeines inhaltsanalytisches Ablaufmodell:
Anwendungsbeispiele
In einer selbst durchgeführten Forschungsarbeit habe ich die Darstellung der Polizei in deutschsprachiger Rapmusik untersucht. Das „Material“ der durchgeführten Inhaltsanalyse stellen Raptexte von Liedern dar, die zwischen 2015 und 2022 eine Platzierung in den offiziellen deutschen Charts erzielen konnten. Eine ausführliche Darstellung des Forschungsdesigns ist hier nachzulesen.
Literatur und weiterführende Quellen
- Kort-Butler, L. Content Analysis in the Study of Crime, Media, and Popular Culture. Oxford Research Encyclopedia of Criminology. URL: https://oxfordre.com/criminology/view/10.1093/acrefore/9780190264079.001.0001/acrefore-9780190264079-e-23 (zuletzt abgerufen am 20. September 2021).
- Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz.
- Webseite des Open Access Journals Forum Qualitative Sozialforschung (FQS): https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs