Für alle Studierenden stellt sich zum Ende des Studiums die Frage, wie man ein geeignetes Thema für die eigene Bachelorarbeit findet. Wie identifiziert man einen geeigneten Themenbereich und formuliert eine passende Fragestellung?
Wie finde ich ein geeignetes Thema für meine Bachelorarbeit?
Grundsätzliches zur Wahl eines Themas für die Bachelorarbeit
Das Thema sollte
- im Rahmen der vorgegebenen zeitlichen und inhaltlichen Beschränkung zu bearbeiten sein,
- den eigenen Interessen entsprechen,
- ausreichend dokumentiert sein und Literatur zum Thema zur Verfügung stehen,
- idealerweise eine praktische Relevanz aufweisen.
Einer Studienordnung ist der geforderte Seitenumfang und die Bearbeitungszeit der Bachelorarbeit zu entnehmen. Diese Vorgaben beschränken die Themenwahl. So lässt sich beispielsweise innerhalb von vier oder sechs Wochen kaum eine Befragung konzipieren, durchführen und auswerten. Auf vierzig Seiten lassen sich auch umfangreiche Fragestellungen kaum ausführlich beantworten. Die Aufgabe besteht also darin, ein Thema und eine Fragestellung zu finden, die ausführlich genug jedoch nicht zu umfangreich ist, um innerhalb der vorgegebenen Bearbeitungszeit und dem vorgegebenen Minimal- bzw. Maximalumfang einer Bachelorarbeit bearbeitet zu werden.
Die Erstellung einer Abschussarbeit kostet viel Zeit. Es ist daher ratsam, ein Thema für die Abschlussarbeit zu wählen, für das man sich begeistern kann. Natürlich ist es verlockend, sich eine „fertige“ Fragestellung vorgeben zu lassen. Diese vermeintliche Abkürzung wird aber Umständen dazu führen, dass man sich wochenlang mit einem Thema herumschlägt, das einen langweilt. Die fehlende Begeisterung und mangelndes Engagement wird der fertigen Arbeit später anzumerken sein.
Bei der Wahl eines Themas für die Bachelorarbeit sollte man darauf achten, dass das Thema bereits ausreichend wissenschaftlich dokumentiert ist. Der Anspruch einer Bachelorarbeit ist es, unter Beweis zu stellen, dass man ein Thema wissenschaftlich bearbeiten kann. Hierzu zählt jedoch nicht, wissenschaftliches Neuland zu betreten. Bevor man sich also für ein Thema entscheidet, ist es empfehlenswert zu sichten, ob wissenschaftliche Literatur zum Thema existiert und man Zugang zu ausreichend vielen Informationen bekommen kann.
Ein vierter Aspekt bei der Wahl eines geeigneten Themas für die Bachelorarbeit ist die praktische Relevanz des Themas. Ein Qualitätskriterium für wissenschaftliches Arbeiten ist die Relevanz. Diese sollte über den Einzelfall hinausgehen und im Idealfall zur Lösung eines relevanten Problems beitragen. Die Bearbeitung eines derart relevanten Themas wird sich auch förderlich auf die eigene Motivation und Arbeitsbereitschaft auswirken.
Wie finde ich ein Thema für meine Bachelorarbeit?
Anknüpfend an die oben genannten grundsätzlichen Überlegungen zur Wahl des Themas einer Bachelorarbeit lassen sich folgende Empfehlungen aussprechen:
Interessenidentifikation: Welche Aspekte der Kriminologie oder Soziologie klingen besonders interessant? Gab es eine Lehrveranstaltung zu einem Thema, das besonders in Erinnerung geblieben ist und das sich als Anknüpfungspunkt für eine umfangreichere Bearbeitung anbietet? Ebenfalls hilfreich kann es sein, ein bereits im Rahmen einer Seminar-/ Facharbeit bearbeitetes Thema weiter auszubauen.
Literaturrecherche: Eine gründliche Literaturrecherche ist unumgänglich, um herauszufinden, welche aktuellen Themen und Debatten relevant sind. Gute Anlaufpunkte für eine solche Recherche sind die Webseiten von Fachgesellschaften (s.u.); Fachkonferenzen (auch wenn man keine Zeit hat, eine Konferenz zu besuchen, so lohnt sich häufig eine Durchsicht des Programms: welche spannend klingenden Vorträge werden gehalten? Haben die SprecherInnen vielleicht Aufsätze zu den jeweiligen Themen publiziert); Fachzeitschriften – welche Themen werden in Journals gerade behandelt? Viele Fachaufsätze enden mit einem Ausblick, in dem noch offenen Fragestellungen formuliert werden, die als Ausgangspunkt einer Bachelorarbeit dienen könnten.
Gespräche mit Dozenten: Professoren oder Betreuern können Ratschläge geben, welche Themen gut geeignet sind. Wie oben erläutert, sollte man sich aber davor hüten, sich ein „fertiges“ Thema nennen zu lassen, das einen selbst womöglich gar nicht interessiert.
Ethik und Zugang: Bei der Wahl eines Themas sollte man ethische Aspekte im Auge behalten. Dies gilt insbesondere für empirische Arbeiten. Für angehende Polizistinnen und Polizisten können sich dienstrechtliche Schwierigkeiten ergeben, wenn beispielsweise Personen zu illegalen Aktivitäten interviewt werden sollen (Strafverfolgungszwang vs. Quellenschutz). Im Zweifelsfall sollte in solchen Fällen frühzeitig abgeklärt werden, ob sich ein Forschungsvorhaben unter Einhaltung ethischer Standards und dienstrechtlicher Verpflichtungen realisieren lässt.
Vom Thema zur Fragestellung
Ist ein Thema für die Bachelorarbeit gefunden, muss als nächstes eine Fragestellung entwickelt werden. Die Forschungsfrage sollte klar und präzise definiert werden. Die Kunst besteht darin, ein richtiges Gleichgewicht zwischen Präzision und Breite zu finden. Die Forschungsfrage sollte spezifisch genug sein, um einen klaren Fokus zu bestimmen, aber auch breit genug, um genügend Material für Ihre Arbeit zu bieten.
Die Formulierung der Forschungsfrage gehört zu den schwierigsten Aufgaben. Zwei kleine Übungen, die im Folgenden vorgestellt sind, können hierbei unterstützen.
Brainstorming-Übung
Bei der Eingrenzung eines großen Themenbereiches kann eine Brainstorming-Übung helfen. Das Oberthema – hier „Die Kartoffel“ – stellt den Ausgangspunkt dar. Jetzt werden alle Aspekte, die im Kontext des Oberthemas relevant und interessant erscheinen notiert. Also z.B: Woher stammt die Kartoffel? Wie kam die Kartoffel aus Südamerika nach Deutschland? Seit wann wird die Kartoffel in Deutschland konsumiert? Warum wird die Kartoffel in Norddeutschland eher als Brat- oder Salzkartoffel gegessen und in Süddeutschland eher zu Spätzle oder Klößen verarbeitet? Was ist beim Anbau der Kartoffel zu beachten?
Nachdem alle relevant erscheinende Aspekte und Fragen notiert wurden, lässt sich das Thema einfacher auf einen Themenkomplex eingrenzen und hierzu eine konkrete Fragestellung entwickeln. Parallel sollte an dieser Stelle erneut eine Literaturrecherche durchgeführt werden, um zu klären, ob zu dem gewählten Teilaspekt zugängliche wissenschaftliche Publikationen existieren.
Wie grenze ich ein Thema ein – die Themenpyramide
Erfahrungsgemäß ist es ratsam eine Fragestellung zu wählen, die einen kleinen und klar abgegrenzten Themenbereich umfasst. Es ist deutlich einfacher ein klein gewähltes Thema später auszuweiten als ein von Anfang an zu groß gewähltes Thema auf einen vorgegebenen Seitenumfang zu beschränken. Um einen Themenbereich einzugrenzen und auf eine konkrete Fragestellung zu fokussieren, lässt sich ein Thema anhand von Einschränkungen begrenzen.
Diese Einschränkungen könnten beispielsweise sein:
- Fachdisziplinen/ -domänen
- Geografie
- Zeit/ Historie
- Personengruppen
- Quellen
- Modelle/ Theorien
Aus dem großen Oberthema Jugendkriminalität ließe sich so beispielhaft die Fragestellung ableiten „Die Darstellung von Mädchenkriminalität [Personengruppen] in NRW [Geografie] in den 1990er Jahren [Zeit] in Presseberichten der X-Zeitung [Quellen]“.
Wo finde ich geeignete Literatur zu meinem Thema?
Sobald ein konkretes Thema für die Bachelorarbeit gefunden ist, sollte die existierende Literatur zum Thema gesichtet werden. Den Ablauf einer solchen systematischen Literaturrecherche habe ich an anderer Stelle bereits geschildert. Einige hilfreiche Internetseiten und Datenbanken sind u.a.
- JSTOR: JSTOR ist eine umfangreiche digitale Bibliothek, die Zugang zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Zeitschriften in den Bereichen Kriminologie und Soziologie bietet. Viele Universitätsbibliotheken haben Zugriff auf JSTOR.
- KrimDok: KrimDok ist ein bibliographisches Nachweissystem kriminologischer Literatur.
- SAGE Journals: Sage Publications veröffentlicht eine breite Palette von wissenschaftlichen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften, darunter Kriminologie und Soziologie. Sie können auf deren Website nach relevanten Zeitschriften suchen.
- Springer Link: Springer ist ein großer Wissenschaftsverlag, der zahlreiche sozialwissenschaftlich relevante Publikationen verlegt.
- PubMed: Wenn Ihre Forschung auch medizinische oder gesundheitsbezogene Aspekte enthält, ist PubMed eine ausgezeichnete Quelle für wissenschaftliche Artikel und Zeitschriften.
- Google Scholar: Google Scholar ist eine Suchmaschine speziell für wissenschaftliche Literatur. Sie können nach Artikeln in Kriminologie und Soziologie suchen und direkt auf Volltexte zugreifen, wenn diese verfügbar sind.
- Soziologische Fachgesellschaften: Besuchen Sie die Websites von Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) oder der European Society of Criminology (ESC) oder der American Society of Criminology (ASC) Diese Organisationen veröffentlichen oft eigene Zeitschriften und bieten Informationen zu aktuellen Entwicklungen.
- Universitätsbibliotheken: Nutzen Sie die Ressourcen Ihrer Universitätsbibliothek. Sie bieten normalerweise Zugriff auf eine breite Palette von wissenschaftlichen Zeitschriften und Datenbanken.