Die Kernthese von sozialen Raumtheorien, auch Theorien der sozialen Desorganisation genannt, geht davon aus, dass Kriminalität in bestimmen sozialen und baulichen Strukturen einer bestimmten Umgebung zu finden ist. – Bestimmte Umgebungen fördern somit Kriminalität.
Kontext
Dieser Denkansatz hat seine Wurzeln in den USA. Insbesondere die Stadt Chicago wurde durch vielfache Raumstudien bekannt. Der Einwanderungsstrom von Immigranten und Afroamerikanern aus dem Süden des Landes nach Chicago und die steigende organisierte Kriminalität während der Prohibition (1920-1933) führten zu Studien über die Entwicklung und Veränderung von Stadtteilen. Die Theorien und soziologischen Studien dieser Zeit werden heute als Elemente der Chicagoer Schule (Zentrale Fragestellung: Warum haben bestimmte Stadtteile höhere Kriminalitätsraten als andere) angesehen.
Soziale Desorganisation führt zu einer Abnahme der informellen sozialen Kontrolle, in Folge dessen es zu einem Anstieg der Kriminalität kommt.
Park und Burgess wurden durch ihre Überlegungen zur „urban ecology“ bekannt welche starken Einfluss auf Shaw und McKays Theorie der sozialen Desorganisation ausübten. Neben Clifford Shaw und Henry McKay ist im Kontext der sozialen Raumtheorien auch Frederick Thrasher zu nennen. Er untersuchte die Aufenthalts- sowie Aktionsgebiete von 1313 Gangs in Chicago, mit dem Ergebnis, dass es am Rand der Stadt bestimmte Gegenden gibt, in denen sich das Bandenwesen primär entwickelte. Er prägte den Begriff der sogenannten „gang-lands“. Desweiteren sind an dieser Stelle Willson & Kelling zu nennen, die sich Shaw und MacKays Ausführen zur sozialen Desorganisation bedienten und daraus den bekannten Broken Windows Ansatz entwickelten.