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Sie befinden sich hier: Home / Kriminalitätstheorien / Kultur/ Emotion/ Situation

Kultur/ Emotion/ Situation

3. Juni 2018 | zuletzt aktualisiert am 9. April 2025 von Christian Wickert

Die hier vertretenen Kriminalitätstheorien verstehen kriminelles Verhalten als eine lustbetonte Aktivität, deren Sinnhaftigkeit und Bedeutung sich aus der konkreten Handlungssituation erklären lässt. Damit grenzen sich diese Theorien von Erklärungsansätzen ab, die kriminelles Verhalten alleine als Ausdruck einer Klassenlage und der damit einhergehenden sozialen und ökonomischen Deprivation oder gar als Ausdruck eines krankhaften Verhaltens verstehen. Kriminelles Verhalten ist nach den hier dargestellten Theorien vor allem immer soziales Handeln (im Sinne Max Webers) und sinnhaft auf andere Akteure bezogen.

Die Cultural Criminology setzt sich zum Ziel, Verstehende Wissenschaft zu sein, die diese wechselseitigen Beeinflussungen und Beziehungen zwischen den mit der Kriminalitätskontrolle befassten Akteuren und den als „kriminell“ oder „abweichend“ etikettierten Akteuren aufzeigt und dekonstruiert. Sie nimmt somit ausdrücklich auf den Labeling-Ansatz Bezug; ergänzt ihre Analysen aber um einen Blick auf medial vermittelte Prozesse der Bedeutungszuschreibungen von Kriminalität und Kriminalitätskontrolle. Als kriminell etikettiertes (vorrangig von jugendlichen Subkulturen oder anderen marginalisierten Minoritäten begangene) Handlungen sind Ausdruck einer „Transgression“ – der Lust an bewusster Überschreitung normativer Grenzen.

Auch die Kulturkonflikttheorie von Thorsten Sellin stellt die kulturelle Bedingtheit normativer Ordnung in den Mittelpunkt. Kriminalität entsteht hier nicht aus devianter Absicht, sondern aus einem Konflikt zwischen konkurrierenden Normensystemen – etwa dann, wenn kulturell tradierte Handlungsmuster in einem neuen gesellschaftlichen Kontext plötzlich als rechtswidrig gelten. Die Theorie verweist damit auf die Notwendigkeit, kriminelles Verhalten auch als Ausdruck kultureller Inkongruenz zu begreifen.

Sowohl Jack Katz als auch Stephen Lyng nehmen mit ihren jeweiligen Theorien ausdrücklich Bezug auf die emotionale Komponente von kriminellem Verhalten.

Kriminelles Verhalten ist eine emotionsbetonte Aktivität, deren Sinnhaftigkeit und Bedeutung sich aus der konkreten Handlungssituation erschließen lässt. Sowohl dieses als kriminell stigmatisierte Verhalten als auch die Formen der Kriminalitäts­kontrolle sind nur aus dem jeweiligen kulturellen Kontext zu begreifen.

In Seductions of Crime schafft Jack Katz eine neue emotionszentrierte Klassifikation von Kriminalität. Nicht der rational agierende homo oeconomicus sondern der wütende, traurige, erniedrigte, panische, freudig erregte Mensch steht im Mittelpunkt der Erklärung. Verbrechen ist weder auf eine biologisch determinierte Pathologie zurückzuführen noch auf eine (durch die soziale Klassenlage bestimmte) relative Armut.

Das Edgework-Konzept von Stephen Lyng beschränkt sich nicht alleine auf die Erklärung von Kriminalität. Unter Edgework fallen alle freiwillig unternommenen riskanten Aktivitäten, die eine Schädigung des Akteurs zur Folge haben könnte. Die Schädigung wird wohl wissend und auf die eigenen Fähigkeiten zur Meistern der Gefahr vertrauend in Kauf genommen. Abweichendes Verhalten stellt sich aus dieser Perspektive vor allem als ein Ausbruch aus der Alltäglichkeit und der Suche nach „dem Kick“ dar.

Kontext

Die Begriffe Kultur, Emotion und Situation nehmen in vielen Kriminalitätstheorien eine zentrale Rolle ein. Ein einheitliches Verständnis über diese zentralen Begriffe besteht jedoch nicht.

Die Anomietheorien (vor allem aber die General Strain Theory) begreifen beispielsweise Kriminalität als die Folge einer unzureichenden Bewältigung (Coping) emotionalen Drucks. In Abgrenzung dieser Pathologisierung negativer Emotionen begreifen die hier aufgeführten Theorien Emotionen als eine wertneutrale Kategorie, die hilft, Verhalten zu erklären.

Alle vier der hier vorgestellten Theorien grenzen sich scharf von Rational Choice Ansätzen ab. Diese erklären Kriminalität allerdings ebenfalls als ein situativ zu verstehendes Phänomen: bestimmte Faktoren (wie z.B. die Anwesenheit eines Kontrollakteurs) bestimmen das Ergebnis einer situativ zu treffenden Kosten-Nutzen-Abwägung, bei der – je nach Kosten-Nutzen-Verhältnis – Kriminalität wahrscheinlich wird oder nicht. Der ausschließlich kalkulatorische Blick auf die Situation widerspricht jedoch dem Verständnis einer Einordnung von Kriminalitätsphänomen in den gesamtgesellschaftlichen Kontext.

Der Kulturbegriff ist sicherlich am prominentesten durch die Subkulturtheorien besetzt. Sie begreifen Kriminalität als die Folge eines Lern- und Beeinflussungsprozesses, der innerhalb der Subkulturen stattfindet. Die Normen und Lebensstile innerhalb sozialer Gruppen interpretieren, die sich von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen.">Subkulturtheorien der 1950er und 60er Jahre unterstellen einen gesamtgesellschaftlichen Normen- und Werteverbund. Ursache des kriminellen Verhaltens sind abweichende, in der Subkultur erlernte und geprägte Vorstellungen von Moral und Normen. Die postmoderne Cultural Criminology erkennt hingegen an, dass moderne Gesellschaften zwingend von unterschiedlichen Normen- und Wertevorstellungen geprägt sind. Die Kriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen und Gesellschaftsgruppen stellt sich aus dieser Perspektive als Versuch dar, eine hegemoniale Gesellschaftsordnung zu schützen und Machtpositionen zu bewahren – ein Gedanke, der auch bei Sellin angelegt ist, wenn normative Ordnung nicht als absolut, sondern als kulturell kontingent gedacht wird.


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Kategorie: Kriminalitätstheorien

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  • Cultural Criminology
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    Stephen Lyng
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