Im Gegensatz zu den meisten anderen Kriminalitätstheorien versuchen Kontrolltheorien nicht deviantes Verhalten, sondern konformes zu erklären.
Kontroll-Theorien gehen davon aus, dass grundsätzlich jeder Mensch dazu motiviert wäre, sich abweichend zu verhalten. Verschiedene Formen der Kontrolle sind es, welche sie davon abhalten. Diese Kontrolle geht von der Gesellschaft und ihren Institutionen aus. Familie, Gleichaltrige, Schulen, Arbeitsstellen und Andere üben soziale Kontrolle auf ein Individuum aus und beeinflussen somit sein Verhalten. Konformes Verhalten wird wahrscheinlicher, je stärker die Bindung an diese Institutionen ist und je stärker die vermittelten Werte internalisiert werden.
Ein Sonderfall der Kontroll-Theorien stellt Charles Tittle’s Control-Balance-Theory dar. Tittle berücksichtigt in seinem Ansatz nicht nur die Kontrolle, die auf ein Individuum ausgeübt wird, sondern auch die Kontrolle, die das Individuum selber über sich und andere hat. Deviantes Verhalten entsteht gemäß dieser Theorie, wenn jemand zu viel oder zu wenig Kontrolle hat.
Kontext
Kontrolltheorien erklären Kriminalität mit dem Fehlen von Kontrollinstanzen. Eine Kontrollfunktion kann sowohl von sozialen Bindungen ausgehen, aber auch von internalisierten Normen und Werten. Der Grad an Kontrolle variiert je nach sozialer und historischer Situation.
In seiner Social Bonds Theory (1969) legt Hirschi den Fokus auf indirekte, psychologische Kontrolle, die auf Individuen wirkt um sie von Devianz abzuhalten. In Gottfredson und Hirschis General Theory of Crime (1990) liegt der Fokus hingegen auf direkteren Formen der Kontrolle. Während die „Social Bonds Theory“ vier verschiedene Variablen enthält (attachement, belief, involvment & commitment), reduziert die „General Theory of Crime“ dies auf die Variable der Selbstkontrolle.