Kurzdefinition
Der Begriff Polizei-Chatskandal bezeichnet das Bekanntwerden menschenverachtender, rassistischer oder rechtsextremistischer Inhalte in internen Chatgruppen von Polizeibeamt:innen. Solche Vorfälle haben in den letzten Jahren bundesweit für Aufsehen gesorgt und Debatten über institutionellen Rassismus, die politische Gesinnung in Sicherheitsbehörden und die Notwendigkeit interner Aufarbeitung ausgelöst.
Ausführliche Erklärung
Polizei-Chatskandale werden öffentlich, wenn interne Ermittlungen oder Whistleblower:innen auf menschenverachtende und rechtsextreme Inhalte aufmerksam machen, die in privaten oder dienstlichen Chatgruppen von Polizist:innen geteilt wurden. Inhalte umfassen häufig:
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Rassistische Beleidigungen und abwertende Kommentare gegenüber Migrant:innen und People of Color.
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Rechtsextremistische Symbole und Ideologien, die in Deutschland strafrechtlich relevant sind.
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Gewaltverherrlichende Darstellungen und Fantasien über den Einsatz polizeilicher Gewalt.
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Verhöhnung von Opfern rassistischer Gewalt oder polizeilicher Übergriffe.
Diese Skandale werfen ein Schlaglicht auf die Frage nach der Verankerung rechtsextremen Gedankenguts innerhalb der Polizei und haben Forderungen nach unabhängigen Kontrollinstanzen und Reformen in der polizeilichen Ausbildung und Personalführung verstärkt.
Bekannt wurden in Deutschland u.a. die Vorfälle bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen (2020), Berlin (2021) und Hessen (2018–2021), wo zahlreiche Beamt:innen aufgrund der Teilnahme an rechtsextremen Chatgruppen suspendiert oder strafrechtlich verfolgt wurden.
Theoriebezug
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Polizeikultur (Cop Culture): Die informellen Werte und Normen innerhalb polizeilicher Gruppendynamiken können extremistische Einstellungen begünstigen.
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Institutioneller Rassismus: Der systematische Ausschluss oder die Herabsetzung ethnischer Minderheiten kann durch solche Chatgruppen gefördert werden.
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Labeling Approach: Die Aufdeckung der Chats führt zur Etikettierung und Stigmatisierung der gesamten Behörde, nicht nur der beteiligten Akteure.