Kurzdefinition
Die Postmoderne bezeichnet eine gesellschaftliche, kulturelle und intellektuelle Strömung, die sich seit den 1970er Jahren als Reaktion auf die Prinzipien der Moderne entwickelt hat. Sie steht für die Auflösung klarer Wahrheiten, die Kritik an universellen Meta-Narrativen und die Betonung von Pluralität, Fragmentierung und Relativität.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff Postmoderne beschreibt einen historischen und philosophischen Bruch mit den Annahmen der Moderne, die durch Rationalität, Fortschrittsglauben und universelle Wahrheitsansprüche gekennzeichnet war. Die Postmoderne lehnt diese Grundannahmen ab und stellt stattdessen die Vielschichtigkeit und Kontextabhängigkeit von Wissen, Identität und sozialer Realität in den Vordergrund.
In der Postmoderne wird das Vertrauen in die großen Erzählungen (grand narratives) der Moderne – wie der Fortschritt durch Wissenschaft, die Emanzipation durch Aufklärung oder die universelle Gültigkeit sozialer Ordnungen – infrage gestellt. Stattdessen betonen postmoderne Theorien die Bedeutung von Sprache, Macht und Diskursen bei der Konstruktion sozialer Wirklichkeit. Die Welt wird als ein komplexes, dezentriertes System verstanden, in dem absolute Wahrheiten durch eine Vielzahl konkurrierender Perspektiven ersetzt werden.
Zentrale Denker der Postmoderne sind unter anderem:
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Jean-François Lyotard: Er prägte den Begriff der “Postmoderne” in seinem Werk Das postmoderne Wissen (1979) und beschreibt das Ende der großen Erzählungen.
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Michel Foucault: Er analysierte Machtstrukturen und die diskursive Konstruktion von Wissen.
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Jacques Derrida: Mit der Dekonstruktion zeigt er auf, dass Bedeutungen immer kontextabhängig und unbeständig sind.
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Jean Baudrillard: Er kritisierte die Medialisierung der Gesellschaft und entwickelte das Konzept der Hyperrealität.
Die Postmoderne findet sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen wieder:
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Soziologie: Skepsis gegenüber Universaltheorien und Betonung von Pluralität.
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Architektur: Bruch mit den linearen und funktionalistischen Formen der Moderne.
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Kunst: Fragmentierung, Ironie und die Aufhebung der Grenze zwischen Hoch- und Populärkultur.
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Literatur: Intertextualität, Metafiktion und das Spiel mit Erzählstrukturen.
Theoriebezug
- Sozialkonstruktivismus
- Diskurstheorie (Foucault)
- Dekonstruktion (Derrida)