Kurzdefinition
System von Glaubensvorstellungen, Symbolen und Praktiken, das auf das Transzendente verweist und individuelle wie kollektive Sinngebung ermöglicht.
Ausführliche Erklärung
Religion ist ein zentrales Thema der Soziologie, da sie in vielen Gesellschaften eine strukturierende, identitätsstiftende und gemeinschaftsbildende Funktion übernimmt. Sie bietet Sinn in existenziellen Fragen, regelt Verhalten über moralische Gebote und Rituale und strukturiert die soziale Ordnung durch Institutionen (z. B. Kirche, Moschee, Kloster). Religion kann dabei sowohl konservierende als auch transformative gesellschaftliche Kräfte entfalten.
In der Soziologie wird Religion nicht nach dem Wahrheitsgehalt ihrer Inhalte beurteilt, sondern funktional und symbolisch analysiert: Welche sozialen Funktionen erfüllt Religion? Wie beeinflusst sie soziale Ungleichheit, Integration, Exklusion, Geschlechterrollen oder politische Macht?
Theoriebezug
Klassische Beiträge stammen von Émile Durkheim (Religion als kollektive Repräsentation und soziale Kohäsion), Max Weber (Religionssoziologie und Zusammenhang mit Wirtschaftsethik) und Karl Marx (Religion als „Opium des Volkes“). Neuere Ansätze finden sich u. a. bei Jürgen Habermas (Religion im öffentlichen Diskurs), in der Kritischen Theorie, der Feministischen Soziologie oder in der Migrationsforschung.