Kurzdefinition
Die Vormoderne (auch Prämoderne genannt) bezeichnet die Epoche vor dem Übergang zur Moderne, die durch tiefgreifende gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Veränderungen gekennzeichnet war. Historisch umfasst die Vormoderne grob die Zeitspanne vom Frühmittelalter bis zur Aufklärung und dem Beginn der industriellen Revolution im späten 18. Jahrhundert.
Ausführliche Erklärung
- Agrarwirtschaft: Die Wirtschaft basierte hauptsächlich auf Landwirtschaft und Subsistenzwirtschaft. Handwerk und Manufaktur waren zentral für die lokale Produktion.
- Ständegesellschaft: Die Gesellschaft war streng hierarchisch in Stände unterteilt: Adel, Klerus, Bürger und Bauern. Soziale Mobilität war kaum möglich.
- Religiöse Vorherrschaft: Die Kirche spielte eine zentrale Rolle im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben. Die religiöse Weltdeutung dominierte die Erklärung von Naturphänomenen und gesellschaftlichen Strukturen.
- Feudalismus: Das politische und ökonomische System war durch Lehensverhältnisse geprägt. Grundbesitz bestimmte weitgehend den sozialen Status.
- Geringe Urbanisierung: Das Leben war überwiegend ländlich geprägt; Städte existierten, waren jedoch deutlich kleiner als in der Moderne.
- Traditionale Herrschaft: Nach Max Weber war die Herrschaftsform der Vormoderne traditionell geprägt, basierend auf Gewohnheiten und religiösen Legitimierungen.
- Naturrecht: Die Vorstellung, dass bestimmte Rechte und Ordnungen “von Natur aus” gegeben seien, prägte die Rechts- und Gesellschaftsordnung.
Übergang zur Moderne:
Der Übergang zur Moderne begann mit der Aufklärung, der Renaissance und der industriellen Revolution. Diese Entwicklungen führten zu:
- Der Auflösung der Ständegesellschaft hin zu sozialer Mobilität.
- Der Säkularisierung gesellschaftlicher Institutionen.
- Der Entstehung moderner Stadtgesellschaften und industrieller Produktion.
- Der Etablierung von Nationalstaaten und bürokratischer Verwaltung.
- Der zunehmenden Bedeutung von Wissenschaft und Rationalität.
Theoretische Verortung:
In der Soziologie wird die Vormoderne häufig als statische, traditionell orientierte Gesellschaft beschrieben, in der Legitimität durch Tradition und Religion erzeugt wurde. Die klassische Soziologie (u. a. Marx, Weber, Durkheim) analysiert den Übergang von der Vormoderne zur Moderne als tiefgreifenden Wandel sozialer Ordnungen.