Kurzdefinition
Abhängigkeit beschreibt den Zustand, in dem eine Person nicht mehr in der Lage ist, den Konsum einer Substanz oder ein bestimmtes Verhalten ohne psychische und/oder physische Entzugserscheinungen zu beenden.
Ausführliche Erklärung
Abhängigkeit kann sowohl physisch als auch psychisch ausgeprägt sein:
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Physische Abhängigkeit: Der Körper hat sich an die Substanz gewöhnt; bei Absetzen treten Entzugssymptome auf (z. B. bei Alkohol, Opioiden).
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Psychische Abhängigkeit: Ein starkes Verlangen (Craving) nach der Substanz oder dem Verhalten, oft verbunden mit einem Kontrollverlust über die Konsumhäufigkeit (z. B. Nikotin, Glücksspiel).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Abhängigkeit als Krankheit. Im ICD-10 wird Abhängigkeit unter F10–F19 als „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ beschrieben. Typische Kriterien sind:
- Starkes Verlangen oder Zwang, die Substanz zu konsumieren.
- Verminderte Kontrolle über Beginn, Menge oder Beendigung des Konsums.
- Entzugssymptome bei Abstinenz.
- Toleranzentwicklung (Dosissteigerung erforderlich, um gleiche Wirkung zu erzielen).
- Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums.
- Fortsetzung des Konsums trotz negativer Konsequenzen.
Theoriebezug
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Konditionierungstheorie: Abhängigkeit kann durch wiederholte Verknüpfung von Substanzkonsum und positiven Empfindungen entstehen.
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Sozialisationstheorie: Die Einbettung in Konsummilieus beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, eine Abhängigkeit zu entwickeln.
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Lerntheorie: Suchtverhalten wird durch Belohnung (positive Verstärkung) und Entlastung von Stress (negative Verstärkung) stabilisiert.