Kurzdefinition
Blaming the Victim beschreibt die Tendenz, Opfern von Straftaten eine Mitschuld an ihrem Schicksal zuzuschreiben.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff wurde erstmals von William Ryan in seinem Buch Blaming the Victim (1971) geprägt. Er beschreibt das soziale Phänomen, dass Opfern von Kriminalität oder sozialer Ungerechtigkeit eine Mitverantwortung für ihre Viktimisierung unterstellt wird. Besonders häufig tritt Blaming the Victim bei Sexualstraftaten auf („Sie hat sich aufreizend gekleidet“), aber auch bei anderen Formen der Gewalt oder Armut. Diese Schuldumkehr führt häufig zu einer sekundären Viktimisierung der Betroffenen, da ihnen Unterstützung und Empathie verweigert werden.
Theoriebezug
Blaming the Victim steht im Kontext der Viktimologie und der Etikettierungstheorie (Labeling Approach), da es zur Stigmatisierung und sozialen Ausgrenzung von Opfern beiträgt.