Kurzdefinition
Soziale Ungleichheit bezeichnet systematische Unterschiede in den Lebensbedingungen, Chancen und Ressourcen von Individuen oder sozialen Gruppen, die zu ungleichen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe und der Verwirklichung individueller Lebensentwürfe führen.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff soziale Ungleichheit beschreibt die ungleiche Verteilung von materiellen und immateriellen Ressourcen (z. B. Einkommen, Bildung, Macht, soziale Anerkennung) innerhalb einer Gesellschaft. Diese Ungleichverteilungen führen dazu, dass bestimmte soziale Gruppen dauerhaft über mehr Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und persönlichen Entwicklung verfügen als andere.
In der Soziologie wird zwischen vertikaler und horizontaler Ungleichheit unterschieden:
- Vertikale Ungleichheit betrifft hierarchische Unterschiede, wie sie etwa im Zugang zu ökonomischen Ressourcen oder politischen Entscheidungsprozessen bestehen.
- Horizontale Ungleichheit beschreibt Differenzen zwischen sozialen Gruppen ohne eindeutige Hierarchie, z. B. zwischen verschiedenen Geschlechtern oder ethnischen Gruppen.
Soziale Ungleichheit kann auf unterschiedliche Dimensionen bezogen werden:
- Ökonomische Ungleichheit: Unterschiede in Vermögen und Einkommen.
- Bildungsungleichheit: Unterscheidungen im Zugang zu Bildungsangeboten und damit verbundenen beruflichen Chancen.
- Machtungleichheit: Unterschiedliche Möglichkeiten, politische Entscheidungen zu beeinflussen.
- Gesundheitsungleichheit: Variierende Gesundheitschancen und Lebenserwartungen je nach sozialem Status.
Theoriebezug
Unterschiedliche soziologische Theorien bieten verschiedene Erklärungen für das Entstehen und die Persistenz sozialer Ungleichheiten:
- Marxistische Theorie: Soziale Ungleichheit als Resultat von Klassenverhältnissen und ökonomischer Ausbeutung.
- Funktionalistische Theorie (Davis & Moore): Ungleichheit als funktional notwendig zur Differenzierung gesellschaftlicher Aufgaben.
- Konflikttheorien (Dahrendorf, Collins): Ungleichheit als Folge von Machtkonflikten zwischen sozialen Gruppen.
- Bourdieu’s Kapitaltheorie: Soziale Ungleichheit ergibt sich nicht nur aus ökonomischem Kapital, sondern auch aus kulturellem und sozialem Kapital.
- Capability Approach (Sen, Nussbaum): Ungleichheit als Mangel an Verwirklichungschancen für individuelle Lebensentwürfe.