Kurzdefinition
Zustand der Normlosigkeit, in dem gesellschaftliche Normen und Werte ihre regulierende Wirkung verlieren.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff der Anomie wurde von Émile Durkheim geprägt und beschreibt einen Zustand sozialer Desintegration und normativer Orientierungslosigkeit. Anomie entsteht, wenn gesellschaftliche Werte, Normen und moralische Regeln an Einfluss verlieren – beispielsweise in Phasen schnellen sozialen Wandels oder wirtschaftlicher Krisen. Durkheim machte Anomie für soziale Probleme wie Kriminalität und Suizid verantwortlich. Robert K. Merton erweiterte den Begriff im Kontext der Anomietheorie und erklärte abweichendes Verhalten als Reaktion auf eine Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Zielen und den zur Verfügung stehenden Mitteln.