Kurzdefinition
Ubiquität bezeichnet die Allgegenwärtigkeit von Kriminalität und deviantem Verhalten in der Gesellschaft.
Ausführliche Erklärung
Die Ubiquitätsthese geht davon aus, dass Kriminalität kein seltenes oder außergewöhnliches Phänomen ist, sondern in allen Gesellschaften vorkommt und nahezu alle Menschen im Laufe ihres Lebens in irgendeiner Form mit strafrechtlich relevantem Verhalten in Berührung kommen – sei es als Täter oder Opfer. Alltägliche Erfahrungen wie kleinere Verkehrsverstöße, Beleidigungen oder Steuerhinterziehung im Kleinen verdeutlichen, dass Kriminalität Teil der sozialen Realität ist. Auch die Dunkelfeldforschung stützt diese Perspektive, indem sie zeigt, dass ein erheblicher Teil der Delikte unentdeckt oder nicht angezeigt bleibt. Bereits Émile Durkheim betonte in seiner soziologischen Theorie, dass Devianz ein normales und funktionales Element jeder Gesellschaft ist, da sie Normen sichtbar macht und deren Geltung stärkt.
Theoriebezug
Die Ubiquitätsthese ist eng mit klassischen kriminologischen Ansätzen verbunden, insbesondere mit den Überlegungen von Émile Durkheim zur Normalität der Devianz. Sie findet zudem Anschluss in der Dunkelfeldforschung und in sozialisationstheoretischen Perspektiven, die Kriminalität als Teil normaler Entwicklungsverläufe begreifen.