Kurzdefinition
Teilbereich der Soziologie, der untersucht, wie gesellschaftliche Bedingungen die Entstehung, Verbreitung und Legitimation von Wissen beeinflussen.
Ausführliche Erklärung
Die Wissenssoziologie geht davon aus, dass Wissen – einschließlich Alltagswissen, Wissenschaft und Ideologien – nicht neutral oder objektiv ist, sondern sozial konstruiert wird. Sie fragt danach, wer was wann, wo und warum als „Wissen“ definiert. Dabei werden Machtverhältnisse, soziale Kontexte, Institutionen und kulturelle Deutungsmuster berücksichtigt, die bestimmen, welches Wissen als legitim gilt.
Ein zentrales Anliegen der Wissenssoziologie ist es, die sozialen Bedingungen der Möglichkeit von Wissen offenzulegen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf wissenschaftlichem Wissen, sondern auch auf alltäglichen Selbstverständlichkeiten und gesellschaftlichen Deutungsmustern (z. B. über Religion, Geschlecht, Normalität, Kriminalität). Dabei greift die Disziplin häufig auf qualitative Methoden und interpretative Ansätze zurück.
Theoriebezug
Zentrale Impulse stammen von Karl Mannheim („Ideologie und Utopie“) und Max Scheler. Die phänomenologisch orientierte Wissenssoziologie wurde maßgeblich durch Peter L. Berger und Thomas Luckmann mit ihrem Werk Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (1966) geprägt. Weitere relevante Bezüge finden sich in der Kritischen Theorie, im Symbolischen Interaktionismus und in der Diskurstheorie (z. B. Foucault).