Kurzdefinition
Revenge Porn bezeichnet die nicht einvernehmliche Veröffentlichung oder Verbreitung intimer Bild- oder Videoaufnahmen, meist durch (ehemalige) Beziehungspartner:innen.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff Revenge Porn (wörtlich: Rachepornografie) beschreibt eine Form digitaler Gewalt, bei der intime Aufnahmen – etwa Nacktfotos oder Sexvideos – ohne Zustimmung der abgebildeten Person verbreitet werden, häufig als Akt der Demütigung oder Rache nach einer Trennung. Die Täter:innen sind meist (Ex-)Partner:innen, die über privaten Zugriff auf das Material verfügten.
Die Veröffentlichung erfolgt über soziale Netzwerke, spezialisierte Websites oder Messenger-Dienste und ist oft mit persönlichen Daten, Drohungen oder Beleidigungen verbunden. Die Betroffenen, zumeist Frauen, erleben massive psychische Belastungen, sozialen Rückzug, Arbeitsplatzverlust oder Suizidgedanken.
Kriminologisch ist Revenge Porn ein Phänomen an der Schnittstelle von Sexualdelikten, digitaler Gewalt, Genderkriminalität und Plattformökonomie. Strafrechtlich wird es in Deutschland nach § 184k StGB („Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“) verfolgt. Die hohe Dunkelziffer und geringe Anzeigebereitschaft erschweren jedoch eine verlässliche Einschätzung des Ausmaßes.
Aus feministischer Perspektive wird Revenge Porn als Ausdruck struktureller Machtverhältnisse und digitaler Kontrolle über weibliche Körper gelesen. Der Diskurs verschiebt sich zunehmend hin zu Begriffen wie non-consensual pornography oder image-based sexual abuse, um die tatsächliche Gewaltförmigkeit deutlicher zu machen.
Theoriebezug
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Feministische Kriminologie: Analyse geschlechtsspezifischer Gewaltformen in digitalen Kontexten.
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Labeling Theory / Stigma: Doppelte Viktimisierung durch Täter und Gesellschaft (victim blaming).
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Cultural Criminology: Thematisierung der medialen Zirkulation und Repräsentation von Körpern.
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Digitale Gewalt / Cybercrime: Neue Täterstrategien, neue Schutzbedarfe.