Eine kohärente feministische Kriminalitätstheorie existiert nicht. Korrekterweise müsste man daher eher von einer feministischen Kriminologie sprechen, als paradigmatische Ausprägung innerhalb kriminologischer Theorienbildung, die sich darauf konzentriert, wie Geschlecht und Geschlechterrollen soziale Konstrukte beeinflussen und von sozialen Institutionen, insbesondere dem Rechtssystem, behandelt werden.
Barkan (2017) benennt vier Hauptthemenfelder der feministischen Kriminologie:
- geschlechtsspezifische Unterschiede in der Kriminalität
- Erklärungen für die Kriminalität von Frauen und
- die Viktimisierung von Frauen,
- die Erfahrungen von Frauen und die geschlechtsspezifische Diskriminierung im Strafrechtssystem.
Mit Blick auf die deutsche Polizei ließe sich der Punkt 4 noch erweitern um die Frage, welche Rolle Frauen in der deutschen Polizei zukommt (also z.B. Wie hoch ist der Anteil weiblicher Bediensteter in der Polizei?; Unterscheidet sich das Tätigkeitsfeld von männlichen und weiblichen Bediensteten in der deutschen Polizei? Werden Einsätze von männlichen und weiblichen Bediensteten unterschiedlich bewältigt – z.B. in Hinblick auf die Anwendung von Gewalt oder das Erleiden von Gewalt?).
Was versteht man unter „Feministische Kriminologie“?
Renzetti (2013) definiert die Feministische Kriminologie folgendermaßen:
Feminist criminology is a paradigm that studies and explains criminal offending and victimization, as well as institutional responses to these problems, as fundamentally gendered, and that emphasizes the importance of using the scientific knowledge we acquire from our study of these issues to influence the creation and implementation of public policy that will alleviate oppression and contribute to more equitable social relations and social structures.
Männer und Frauen als TäterInnen und Opfer von Kriminalität
Die feministische Kriminologie betont, dass Geschlecht eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Interpretation von Kriminalität spielt. Sie untersucht, wie gesellschaftliche Vorstellungen über Geschlechterrollen, -identität und -verhalten sowohl das Auftreten von Kriminalität als auch die Reaktionen darauf beeinflussen.
Argumentativer Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass in Kriminalstatistiken ein starkes geschlechtsspezifisches Ungleichgewicht festzustellen ist. Frauen spielen als Tatverdächtige im Vergleich zu Männern eine untergeordnete Rolle, sind jedoch als Opfer – insbesondere von Gewalt- und Sexualdelikten – stark überrepräsentiert.
Laut polizeilicher Kriminalstatistik 2022 machen Frauen gerade einmal einen Anteil von 25 Prozent an allen polizeilich registrierten Tatverdächtigen aus. Der Anteil der Frauen unter den registrierten Kriminalitätsopfern beträgt jedoch 42 Prozent. Betrachtet man beispielsweise das Deliktsfeld Partnerschaftsgewalt gesondert, beträgt der Anteil der Frauen unter den Opfern achtzig Prozent (vgl. BKA, 2022b). Diese geschlechtsspezifische Diskrepanz ist nicht nur für das polizeiliche Hellfeld festzustellen, sondern zeigt sich auch in Dunkelfeldstudien (vgl. z.B. Birkel et al., 2023).
Warum sind Frauen seltener kriminell als Männer?
Im Vergleich zu Jungs und Männern treten Mädchen und Frauen sehr viel seltener mit deviantem Verhalten in Erscheinung. Gründe für diesen geschlechtsspezifischen Unterschied liegen vor allem in sozialen Faktoren begründet.
- Die Sozialisation von Jungs und Mädchen unterscheidet sich. Bis heute werden in der Erziehung von Jungen eher kompetatives und wagemutiges Verhalten gefördert. Auch ein gewisser Grad an aggressivem Verhalten wird akzeptiert (wenn nicht sogar unterstützt). Da diese Eigenschaften kriminelles Verhalten, insbesondere Gewalt, begünstigen, erhöht die Art und Weise, wie wir Jungen erziehen, die Wahrscheinlichkeit, dass sie kriminell werden.
- Hiermit einhergehend unterstehen Mädchen i.d.R. einem stärkeren Maß an sozialer Kontrolle, da sie stärker behütet aufwachsen. Obwohl die statistische Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, für junge Männer am höchsten ist, wachsen viele Mädchen und junge Frauen mit dem Bewusstsein auf, leicht Opfer einer (Sexual-)Straftat werden zu können. Ihr Verhalten wird daher i.d.R. stärker kontrolliert. Durch eine stärkere elterliche Kontrolle sind für Mädchen und junge Frauen weniger Gelegenheiten für ein abweichendes Verhalten vorhanden.
- Die geschlechtsspezifische Sozialisation hat ebenfalls einen Einfluss auf die Bindung an Familie, Schule und andere soziale Einrichtungen. Mädchen fühlen sich eher mit ihren Eltern verbunden und folgen elterlichen Werten und Normen. Mädchen legen auch mehr Wert auf die Schulbildung und betonen eher als Jungen prosoziales Verhalten.
- Die stärkere Zuwendung von Mädchen zu ihren Eltern und der Schule machen sie weniger anfällig für den negativen Einfluss delinquenter Freunde.
- Ein weiterer Grund für die geringere Delinquenzbelastung von Mädchen und jungen Frauen könnte die geringer Kontrollintensität durch formelle und informelle Kontrollinstanzen sein. Mädchen und jungen Frauen wird ein abweichendes Verhalten vielleicht einfach seltener zugetraut. Anders als Jungs und junge Männer werden sie daher weniger kritisch beäugt und ihre Devianz bleibt unentdeckt.
- Schließlich lassen sich auch biologische Faktoren anführen, die geschlechtsspezifischeUnterschiede in der Delinquenzbelastung erklären können. Weibliche Personen haben einen geringeren Testosteron-Level. Testosteron als männliches Leithormon steht in einem Zusammenhang mit erhöhter Aggression, Risikobereitschaft und Impulsivität. Studienergebnisse, die einen Zusammenhang von Testosteronlevel und Kriminalität untersuchen, kommen zu keinem eindeutigen Ergebnis. Auch bei Studien die eine Korrelation feststellen, ist unklar, ob Testosteron ursächlich für kriminelles Verhalten ist oder ob nicht das risikobehaftete Verhalten zu einem erhöhten Testosteronspiegel führt.
Exkurs: Geschichte der Frauenbewegung/ Feminismus
Die Entwicklung der feministischen Kriminologie steht in enger Beziehung zur Geschichte der Frauenbewegung und der gesellschaftlichen Entwicklung, bei der Frauen ab dem späten 19. Jahrhundert eine Gleichbehandlung einfordern. Die geschichtliche Entwicklung des Feminismus wird dabei üblicherweise in verschiedene Phasen oder Wellen eingeteilt:
- Erste Welle des Feminismus (spätes 19. und frühes 20. Jahrhundert): Die erste Welle des Feminismus konzentrierte sich auf die rechtliche Gleichstellung von Frauen, insbesondere das Wahlrecht.
- Zweite Welle des Feminismus (ab den 1960er Jahren): Diese Phase des Feminismus betonte die strukturellen Ursachen von Geschlechterungleichheit. In Bezug auf Kriminalität wurde die Aufmerksamkeit auf Themen wie häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und Ungerechtigkeiten im Strafrechtssystem gelenkt. In diese Zeitspanne fällt z.B. die Gründung des ersten sog. Frauenhauses als Zufluchtsort für Frauen aus gewaltsamen Beziehungen 1976 in Berlin.
- Dritte Welle des Feminismus (ab den 1990er Jahren): Die dritte Welle des Feminismus brachte eine größere Diversität an Perspektiven hervor, einschließlich queerer und intersektionaler Ansichten. Diese Welle betonte die Notwendigkeit, die Erfahrungen von Frauen mit unterschiedlichen sozialen Identitäten zu berücksichtigen und zu verstehen, wie Rassismus, Klassenunterschiede und andere Faktoren die Kriminalität beeinflussen. 1996 wird nach jahrzehntelangem politischem Ringen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe eingeführt. In den frühen 2000er Jahren tritt mit der Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes das Thema Stalking/ Nachstellung und Partnerschaftsgewalt stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.
- Gegenwärtige Entwicklungen: Aktuell liegt der Fokus auf intersektionalem Feminismus, der Geschlecht mit anderen sozialen Faktoren wie Rasse, Klasse, Sexualität und kultureller Hintergrund verbindet. Dieser Ansatz ist entscheidend, um ein umfassendes Verständnis der Kriminalität zu erlangen und angemessene Maßnahmen zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten zu entwickeln.
Innerhalb des Feminismus haben sich verschiedenen Strömungen entwickelt, die das asymmetrische Machtverhältnis von Männern und Frauen auf jeweils andere Ursachen zurückführen. Einige der wichtigsten Strömungen und ihre Auswirkung auf Verbrechen und Verbrechenskontrolle sind in der nachfolgenden Tabelle skizziert:
Liberaler Feminismus | Marxistischer Feminismus | Radikaler Feminismus | Dekonstruktivistischer Feminismus | Intersektionaler Feminismus | |
---|---|---|---|---|---|
Ursache | unterschiedliche Sozialisation verantwortlich für Geschlechtsunterschiede und Diskriminierung von Frauen durch Justizsystem | Kapitalistische Wirtschaftssystem führt zur Unterordnung der Frau gegenüber dem (erwerbstätigen) Mann | Patriarchat ist (stärker als der Kapitalismus). für die Unterordnung der Frau verantwortlich | biologische Geschlecht (sex) wie auch das soziale Geschlecht (gender) sind gesellschaftliche Konstrukte | bezieht sich auf den Dekonstruktivistischen Feminismus betrachtet jedoch ethnische Zugehörigkeit, Klasse und Geschlecht gleichzeitig |
Auswirkung auf Verbrechen und Verbrechenskontrolle | Änderungen in der Sozialisation, um männliche Kriminalität zu verringern; Reformen im Strafrechtssystem, um dessen geschlechtsspezifische Diskriminierung abzubauen | ökonomische Abhängigkeit der Frau vom Mann macht Frauen anfälliger Kriminalitätsopfer zu werden (z.B. Partnerschaftsgewalt) | Gewalt gegen Frauen ist das primäre Mittel die männliche Dominanz über Frauen zu wahren | Dekonstruktion der Annahmen von sex und gender | nur eine intersektionale Betrachtung, die ethnische Herkunft, schicht- und geschlechtsspezifische Machtdifferenzen analysiert, kann die Rolle der Frau als Täterin – v.a. aber Opfer von Kriminalität fassen |
Feministische Kriminologie im Kontext kriminologischer Theorienbildung
Monika Frommel kommt in einem Aufsatz zur Feministischen Kriminologie zu dem eindeutigen Urteil, dass „alle kriminologischen Standardtexte geschlechtsblind“ (Frommel, 2007, S. 118) seien. In der Tat ist es auffällig, dass die meisten der bekannten kriminologischen Theorien nicht ausdrücklich auf Mädchen/ Frauen als Täterinnen eingehen oder die Erklärungen auf oberflächlichen und stereotypischen Vorstellungen beruhen. Die meisten Annahmen beruhen dabei auf biologischen Unterschieden von Männern und Frauen.
Cesare Lombroso (1920 [1903]) mutmaßte beispielsweise, dass die geringeren Kriminalitätsraten auf die Immobilität der Eizelle im Vergleich zum beweglichen Spermium beruht. Die weibliche Verbrecherin sei kurzgewachsen, dunkelhaarig, hätte Muttermale und ein eher maskulines Erscheinungsbild.
Der Psychoanalytiker Sigmund Freud meinte indes, dass der Penisneid Frauen dazu veranlasst, männliches Verhalten – wie die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder eben kriminelles Verhalten – nachzuahmen.
In seinem Buch The Criminality of Women entwarf Otto Pollack (1950) hingegen die These, dass Frauen nicht in den offiziellen Kriminalitätsstatistiken auftauchen würden, da sie von Natur aus gut darin seien, Ihr Verhalten zu verbergen. Als Beleg für diese These führte er das Vortäuschen von Orgasmen und den heimlichen Umgang mit der Menstruation an.
VertreterInnen der Feministischen Kriminologie kritisieren, dass bei anderen Ansätzen und Kriminalitätstheorien eine Übertragbarkeit der postulierten Zusammenhänge – die zumeist auf dem Verhalten männlicher Täter/ Probanden basieren – auf Frauen einfach unterstellt wird. Diese Kritik kann beispielsweise für Druck-, Lern- oder auch Kontrolltheorien geltend gemacht werden, die zwar teilweise auf schichtspezifische Erklärungsmuster eingehen, dem Geschlecht jedoch keine Bedeutung bei der Erklärung kriminellen Verhaltens zubilligen.
Dieser männlich dominierte Blick auf Kriminalität änderte sich erst in den 1960er/ 1970er Jahren.
Eine Bewegung hin zu einer feministischen Kriminologie ist in Folge der radikalen und herrschaftskritischen Kriminalitätstheorien entstanden. Diese vor allem durch den Etikettierungsansatz bekannte Theorienschule betrachtet Kriminalität als Folge einer diskriminierenden und häufig schichtspezifischen Zuschreibung. Die Feministische Kriminologie geht der Frage nach, welchen Einfluss geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Kriminalitätsphänomene haben.
In recent times, feminist criminology has challenged the overall masculinist nature of criminology by pointing out two important conclusions. First, women’s and girls’ crime was virtually overlooked, and female victimization was ignored, minimized, or trivialized. Women and girls existed only in their peripheral existence to the center of study—the male world. Second, whereas historical theorizing in criminology was based on male delinquency and crime, these theories gave little awareness to the importance of gender—the network of behaviors and identities associated with the terms masculinity and femininity— that is socially constructed from relations of dominance, power, and inequality between men and women (Belknap, 2007; Chesney-Lind & Shelden, 2004; Daly & Chesney-Lind, 1988). Feminist criminology demonstrates how gender matters, not only in terms of one’s trajectory into crime but also in terms of how the criminal justice system responds to the offenders under its authority.
(Chesney-Lind & Pasko, 2013, S. 3)
Der feministisch-ätiologische Ansatz geht davon aus, dass die geringe Kriminalitätsbelastung von Frauen anhand des geschlechtsspezifischen Sozialisationshintergrunds erklärt werden kann. Der Frau bieten sich durch die von der Gesellschaft festgelegten Werte und Normen und ‚vorgesehenen‘ weiblichen Rollenbildes weniger Gelegenheit, kriminelle Handlungen zu tätigen. Zugespitzt formuliert, hat die Frau als Hausfrau und Mutter weniger Tatgelegenheiten, um sich abweichend zu verhalten.
Darüber hinaus bringen biologische und anthropologische Ansätze die Faktoren der körperlichen Schwäche und psychischen Passivität mit weiblicher Kriminalität in Verbindung. Frauen seien körperlich nicht in Lage (Gewalt-)Delikte zu begehen.
Ungleichheiten der Behandlung von Frauen durch das Strafjustizsystem wurden sowohl von Konflikttheoretikern als auch von radikalen Theoretikern untersucht. Machen Gesetze Unterschiede oder ist das Geschlecht Hinweis dafür, wie ein Fall behandelt wird?
Die feministische Kriminologie sieht sich u.a. als Weiterentwicklung der kritischen Kriminologie und vertritt übereinstimmend die Ansicht, dass das Strafjustizsystem auf eine asymmetrische Machtbeziehung aufbaut (Mächtigen vs. Ohnmächtige; Frau vs. Mann). Dennoch gibt es bis dato keine allumfassenden Theorien, welche die geringere Zahl von straffälligen Frauen im Vergleich zu delinquenten Männern erklären.
Als bedeutende feministische Kriminologinnen lassen sich Gerlinda Smaus und Monika Frommel nennen die sich u.a. mit der kritischen Kriminologie, den Etikettierungsansätzen und den biologischen Faktoren bzgl. der Feminismus-Debatte beschäftigen.
Kritische Würdigung
Durch das Begründen von weiblicher Kriminalität durch biologische, psychische oder Sozialisationsfaktoren wird die „Schwäche der Frau“ als Ursache fokussiert. Die Zuschreibung des „schwachen Geschlechts“ hat in Zeiten der Emanzipation einen blockierenden Effekt und weist den Frauen eine untergeordnete Rolle zu.
Kriminalpolitische Implikation/Aktualitätsbezug
Der Blick auf eine feministische Kriminologie ist heute stark vertreten. Seit den 90er Jahren ist die Rolle der Frau wieder in den Mittelpunkt gerückt. Fernab der Frage, wieso Frauen weniger kriminell werden als Männer, ist vorrangig die Frau als Opfer von Kriminalität in das Betrachtungsfeld gerückt: Gewalt gegen Frauen, Gewaltschutzgesetze, Prostitution und Zwangsheirat sind Blickfelder, die von Strafrechtswissenschaftlern und Kriminologen zunehmend betrachtet werden.
Werden Mädchen/ Frauen zunehmend krimineller?
Eine zunächst plausibel erscheinende Annahme lautet, dass die Emanzipation und Gleichberechtigung dazu führen, dass Mädchen und Frauen aus traditionellen Rollenbildern ausbrechen und Verhaltensweisen adaptieren, die traditionell Jungs und Männern vorbehalten waren. Wenn Mädchen und Frauen sich vermehrt an „gefährlichen Orten“ aufhalten und ihr Freizeitverhalten sich immer weniger von dem männlicher Gesellschaftsmitglieder unterscheidet, ist es plausibel anzunehmen, dass sich auch die Kriminalitätsbelastung von Männern und Frauen annähern. Diese These hält einer empirischen Überprüfung jedoch nicht Stand. Wolfgang Heinz fasst die Entwicklung folgendermaßen zusammen:
Zu den »Mythen« über weibliche Kriminalität zählt seit einigen Jahren die dieses universale Muster in Frage stellende These einer überproportionalen Zunahme der Kriminalitätsbelastung von Frauen, die diejenige der Männer einhole oder gar überhole. Diese These zur „dunklen Seite der Frauenemanzipation“ wurde gestützt auf die – im Vergleich zu den männlichen Altersgenossen – höheren prozentualen Zuwachsraten. Übersehen wurde hierbei, dass die Zuwachsraten abhängig sind von der Größe der Ausgangsbasis.
(Heinz, 2015, S. 56)
Zwischen 1985 und 2015 ist die Zahl der wegen Gewaltdelikten weiblichen Tatverdächtigen zwar um 166,9% angestiegen (im Vergleich zu einem Anstieg von 37,5% bei männlichen Tatverdächtigen. Berechnet man jedoch den Zuwachs der Tatverdächtigenbelastungsziffer so steht ein Zuwachs von 102 bei den weiblichen Tatverdächtigen einem mehr als doppelt so hohen Anstieg (208) bei männlichen Tatverdächtigen gegenüber. Somit lässt sich sagen, dass im Beobachtungszeitraum Gewaltkriminalität insgesamt angestiegen ist. Dieser Anstieg ist auch, aber nur zu einem sehr geringen Anteil auf eine Zunahme der Gewalt durch weibliche Tatverdächtige zurückzuführen.
Literatur und weiterführende Informationen
- Barkan, S. E. (2017). Criminology: a sociological understanding (7. Aufl.). Boston : Pearson.
- Birkel, C.; Church, D.; Erdmann, A.; Hager, A. & Leitgöb-Guzy, N. (2023). Sicherheit und Kriminalität in Deutschland – SKiD 2020. Bundesweite Kernbefunde des Viktimisierungssurvey des Bundeskriminalamts und der Polizeien der Länder. Wiesbaden: Bundeskriminalamt. Online verfügbar unter: https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Forschung/ForschungsprojekteUndErgebnisse/Dunkelfeldforschung/SKiD/Ergebnisse/Ergebnisse_node.html
- Bundeskriminalamt (2022a). Polizeiliche Kriminalstatistik. Berichtsjahr 2021.
- Bundeskriminalamt (2022). Partnerschaftsgewalt. Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2021.
- Chesney-Lind, M., & Pasko, L. (2013). The Female Offender: Girls, Women, and Crime. Sage Publications.
- Feest, J & Pali, B. (Hrsg.) (2020). Gerlinda Smaus: „Ich bin ich“. Beiträge zur feministischen Kriminologie. Wiesbaden: Springer.
- Frommel, M. (2007). Feministische Kriminologie. In: Liebl, K. (Hrsg.) Kriminologie im 21. Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90538-9_8
- Gibbs, A. & Gilmour, F. E. (Hrsg.) (2022). Women, Crime and Justice in Context. Contemporary Perspectives in Feminist Criminology from Australia and New Zealand. New York, London: Routledge.
- Heinz, W. (2017). Kriminalität und Kriminalitätskontrolle in Deutschland – Berichtsstand 2015 im Überblick (Stand: Berichtsjahr 2015; Version: 1/2017). Konstanzer Inventar Sanktionsforschung. Online verfügbar unter: https://www.uni-konstanz.de/rtf/kis/Kriminalitaet_und_Kriminalitaetskontrolle_in_Deutschland_Stand_2015.pdf
- Lombroso, C. [1920 (1903)]. The Female Offender. New York: Appleton.
- Pollak, O. (1950). The Criminality of Women. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.
- Renzetti, C. M. (2013). Feminist Criminology [Key Ideas in Criminology]. London, New York: Routledge.
- Smart, C. (1976). Women, Crime and Criminology. A Feminist Critique. New York: Routledge & Kegan Paul Ltd.
Sonstige Informationen
- Division of Feminist Criminology der American Society of Criminology (ASC)
- Sektion Genderperspektiven in der Kriminologie der Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie (GiwK e.V.)
- Nachruf auf Gerlinda Smaus, eine Pionierin der feministischen Kriminologie