Kurzdefinition
Underreporting bezeichnet die unvollständige oder bewusste Nichtmeldung von Straftaten oder anderen relevanten Ereignissen in der Kriminalstatistik oder sozialen Forschung. Es beschreibt das Phänomen, dass bestimmte Delikte – beispielsweise sexualisierte Gewalt oder häusliche Gewalt – seltener zur Anzeige gebracht oder in Befragungen offengelegt werden, als sie tatsächlich vorkommen.
Ausführliche Erklärung
Underreporting tritt vor allem bei Delikten auf, bei denen Opfer aus Scham, Angst vor Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden darauf verzichten, die Tat zur Anzeige zu bringen. Auch bei gesellschaftlich stigmatisierten Verhaltensweisen, wie z. B. Drogenkonsum, kann es zu Underreporting kommen. In der Kriminologie stellt dieses Phänomen eine große Herausforderung dar, da die offiziellen Statistiken (z. B. Polizeiliche Kriminalstatistik) nicht das tatsächliche Ausmaß bestimmter Deliktsbereiche widerspiegeln.
Dunkelfeldforschung versucht, dieses Phänomen durch Opferbefragungen und wissenschaftliche Studien zu kompensieren, um ein vollständigeres Bild der Kriminalitätswirklichkeit zu erhalten.
Theoriebezug
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Dunkelfeldforschung: Die Untersuchung des nicht angezeigten Teils der Kriminalität.
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Anzeigebereitschaft: Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen, ob ein Opfer eine Straftat meldet.
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Kriminalitätswirklichkeit: Die tatsächliche, oft unvollständig abgebildete Menge an begangenen Straftaten.