Kurzdefinition
Theoretischer Ansatz der Kriminologie, der Kriminalität als Ausdruck sozialer Ungleichheit und Machtverhältnisse interpretiert.
Ausführliche Erklärung
Die Kritische Kriminologie entstand in den 1960er Jahren als Gegenbewegung zur traditionellen Kriminologie. Sie betrachtet Kriminalität nicht als individuelle Abweichung, sondern als gesellschaftlich konstruiertes Phänomen, das soziale Kontrolle und Machtverhältnisse widerspiegelt. Kriminalisierung wird dabei als Mittel verstanden, um bestimmte soziale Gruppen zu stigmatisieren und auszuschließen.
Kernthesen der Kritischen Kriminologie sind:
- Selektive Kriminalisierung: Bestimmte soziale Gruppen (z. B. Minderheiten, sozial Benachteiligte) werden systematisch stärker kriminalisiert.
- Macht und Kontrolle: Recht und Ordnung dienen primär der Absicherung gesellschaftlicher Machtverhältnisse.
- Kritik am Strafsystem: Gefängnisse und Strafen gelten nicht als Mittel zur Resozialisierung, sondern zur Disziplinierung und Machtsicherung.
Bekannte Vertreter sind Richard Quinney, Willem Bonger und Stanley Cohen.
Theoriebezug
- Labeling Approach
- Marxistische Kriminologie
- Soziale Kontrolle
- Feministische Kriminologie