Kurzdefinition
Der Prozess, durch den bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen durch gesetzliche Bestimmungen als kriminell definiert und strafrechtlich verfolgt werden.
Ausführliche Erklärung
Kriminalisierung beschreibt den Vorgang, durch den zuvor legale oder sozial tolerierte Handlungen durch rechtliche Normen verboten und mit Strafe bedroht werden. Der Prozess ist nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine soziale Konstruktion, die von politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt wird. Ein Beispiel ist die Kriminalisierung des Besitzes bestimmter Drogen oder der illegalen Einreise. Ebenso können moralische oder kulturelle Normen eine Rolle spielen – etwa die gesellschaftliche Bewertung von Prostitution oder Homosexualität in unterschiedlichen Epochen.
Ein zentraler Aspekt der Kriminalisierung ist die selektive Anwendung strafrechtlicher Normen, die häufig sozial benachteiligte oder marginalisierte Gruppen betrifft. In der Kritischen Kriminologie wird dieser Prozess als Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse interpretiert, der soziale Kontrolle über bestimmte Bevölkerungsgruppen ermöglicht.
Theoriebezug
• Kritische Kriminologie
• Labeling Approach
• Sozialkonstruktivismus