Kurzdefinition
Abweichendes Verhalten, das als Reaktion auf gesellschaftliche Sanktionen entsteht und sich durch soziale Stigmatisierung verfestigt.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff der sekundären Devianz stammt von Edwin M. Lemert (Social Pathology, 1951) und beschreibt die Verstärkung abweichenden Verhaltens infolge gesellschaftlicher Reaktionen und Etikettierungen. Nach Lemert entsteht sekundäre Devianz erst dann, wenn auf ein normabweichendes Verhalten (primäre Devianz) eine negative soziale Reaktion erfolgt, die das Individuum stigmatisiert. Die betroffene Person nimmt das Etikett als „abweichend“ an, was zu einer Identifikation mit der deviant beschriebenen Rolle führen kann. Die damit einhergehende soziale Isolation und der Ausschluss aus konformen sozialen Gruppen tragen dazu bei, dass sich das abweichende Verhalten weiter verstärkt und stabilisiert.
Theoriebezug
- Labeling Approach (Becker, 1963)
- Stigma-Theorie (Goffman, 1963)
- Primäre Devianz (Lemert, 1951)