Kurzdefinition
Ein sozialer Prozess, bei dem bestimmten Personen oder Gruppen bestimmte Eigenschaften oder Merkmale zugeschrieben werden – oft unabhängig von deren tatsächlichem Verhalten.
Ausführliche Erklärung
In der Soziologie und Kriminologie beschreibt der Begriff der Zuschreibung (engl. attribution) einen Mechanismus, durch den Individuen oder Gruppen bestimmte Merkmale, Verhaltensweisen oder soziale Rollen zugeschrieben werden. Diese können auf Vorurteilen, Stereotypen oder gesellschaftlichen Normen basieren. Die Etikettierungstheorie (Labeling Approach) erklärt, dass Zuschreibungen gesellschaftliche Erwartungen formen und dazu führen können, dass sich Individuen entsprechend der ihnen zugeschriebenen Rolle verhalten (sog. selffulfilling prophecy).
Ein klassisches Beispiel ist die Zuschreibung von Kriminalität zu bestimmten sozialen Gruppen (z. B. Jugendlichen in städtischen Brennpunkten), was zu vermehrten polizeilichen Kontrollen und einer höheren Wahrscheinlichkeit von Festnahmen führen kann.
Theoriebezug
- Labeling Approach
- Symbolischer Interaktionismus
- Stigmatisierungstheorien