Meda Chesney-Lind


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Meda Chesney-Lind ist eine der einflussreichsten Vertreterinnen der feministischen Kriminologie und zählt zu den zentralen Stimmen der kritischen Jugend- und Geschlechterforschung innerhalb der Kriminologie. Sie lehrte über viele Jahre als Professorin an der University of Hawaiʻi at Mānoa und prägte insbesondere die Analyse von Jugendkriminalität aus einer geschlechterkritischen Perspektive.

Ihre wissenschaftliche Bedeutung liegt vor allem darin, dass sie traditionelle, männlich dominierte Kriminalitätskonzepte systematisch infrage stellt. Chesney-Lind zeigt, dass Kriminalität – insbesondere Jugenddelinquenz – nicht geschlechtsneutral verstanden werden kann. Mädchen und junge Frauen werden häufig nicht wegen schwerer Delikte, sondern aufgrund normabweichenden Verhaltens kriminalisiert, das eng mit Geschlechternormen, Sexualmoral und sozialer Kontrolle verbunden ist. Damit verschiebt sie den Fokus von individueller Devianz auf strukturelle Machtverhältnisse, Geschlechterrollen und institutionelle Reaktionsmuster.

Zugleich kritisiert Chesney-Lind eine punitiv ausgerichtete Jugendstrafrechtspraxis, die soziale Problemlagen – Gewalt, Armut, Missbrauchserfahrungen – kriminalisiert, anstatt sie sozialpolitisch zu bearbeiten. Ihre Arbeiten haben maßgeblich dazu beigetragen, feministische Perspektiven als unverzichtbaren Bestandteil moderner Kriminologie zu etablieren.

Schlüsselwerke

  • Chesney-Lind, Meda (1989): Girls’ Crime and Woman’s Place: Toward a Feminist Model of Female Delinquency. Crime & Delinquency.
  • Chesney-Lind, Meda (1997): The Female Offender: Girls, Women, and Crime. Thousand Oaks.
  • Chesney-Lind, Meda / Pasko, Lisa (2004): The Female Offender: Girls, Women, and Crime (2nd ed.). Thousand Oaks.
  • Chesney-Lind, Meda / Shelden, Randall G. (2004): Girls, Delinquency, and Juvenile Justice. Belmont.

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