Kurzdefinition
Disziplin bezeichnet ein System der Verhaltensregulierung durch Überwachung, Kontrolle und körperliche bzw. geistige Dressur.
Ausführliche Erklärung
Disziplin ist ein zentrales Konzept in der Analyse moderner Machtverhältnisse – insbesondere bei Michel Foucault, der in Überwachen und Strafen (1975) die Entstehung der Disziplinargesellschaft beschreibt. Disziplin zielt nicht primär auf Strafe, sondern auf die Formung des Körpers und Geistes durch präzise, kontinuierliche Kontrolle.
Disziplin wirkt in Institutionen wie Schule, Kaserne, Gefängnis, Krankenhaus oder Fabrik – überall dort, wo Verhalten standardisiert, normiert und messbar gemacht wird. Typische Techniken sind:
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Überwachung (z. B. Panoptikum)
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Zeitpläne, Rituale, Prüfungen
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Hierarchien, Belohnungssysteme, Normierung
Foucault betont, dass Disziplin nicht repressiv, sondern produktiv ist: Sie erzeugt „normale“ Subjekte, die sich selbst kontrollieren. In der Kriminologie wird Disziplin als Form struktureller Kontrolle analysiert, die auch außerhalb formeller Institutionen (z. B. durch Medien, Selbstoptimierung, Sozialpolitik) wirksam ist.