Kurzdefinition
Beschaffungskriminalität bezeichnet strafbare Handlungen, die von suchtkranken Personen begangen werden, um sich finanzielle Mittel für den Erwerb von illegalen oder legalen Drogen zu verschaffen.
Ausführliche Erklärung
Beschaffungskriminalität tritt häufig im Kontext von Drogenabhängigkeit auf. Um den Bedarf an Betäubungsmitteln wie Heroin, Kokain oder synthetischen Drogen zu decken, begehen Abhängige unterschiedliche Straftaten. Diese lassen sich in direkte und indirekte Beschaffungskriminalität unterteilen:
Direkte Beschaffungskriminalität:
Hierbei handelt es sich um Straftaten, bei denen die Drogen direkt durch kriminelle Handlungen beschafft werden. Beispiele sind:
- Handel mit Drogen: Der Verkauf kleinerer Mengen illegaler Substanzen finanziert den Eigenkonsum.
- Drogenraub: Der direkte Diebstahl von Drogen, etwa aus Apotheken, Krankenhäusern oder von anderen Konsumenten.
- Unterschlagung und Fälschung von Rezepten: Insbesondere bei verschreibungspflichtigen Substanzen wie Benzodiazepinen oder Opioiden.
Indirekte Beschaffungskriminalität:
Hierbei geht es um Straftaten, die zur Erlangung finanzieller Mittel für den Drogenkauf dienen. Darunter fallen:
- Diebstahl und Raub: Die Entwendung von Geld oder Wertgegenständen, um damit Drogen zu kaufen.
- Einbruchdiebstahl: Der Einbruch in Wohnungen oder Geschäfte zur Erbeutung von verwertbaren Gütern.
- Betrug und Unterschlagung: Täuschungshandlungen, um an Bargeld oder andere wertvolle Güter zu gelangen.
- Prostitution: Die finanzielle Einnahme durch Sexarbeit, um den eigenen Konsum zu finanzieren.
Theoriebezug
- Rational-Choice-Theorie: Beschaffungskriminalität wird als rationaler Akt verstanden, um das drogenabhängige Bedürfnis zu befriedigen.
- Anomie-Theorie (Merton): Die soziale Ungleichheit und das Fehlen legaler Mittel führen zur Wahl illegaler Wege, um Bedürfnisse zu befriedigen.
- Subkultur-Theorien: In bestimmten sozialen Milieus entwickeln sich Normen, die Beschaffungskriminalität als akzeptables Mittel zur Bedürfnisbefriedigung ansehen.