Kurzdefinition
Interaktion bezeichnet wechselseitige soziale Handlungen, bei denen sich Akteur:innen fortlaufend aufeinander beziehen und ihr Handeln an den erwarteten Reaktionen der anderen ausrichten.
Ausführliche Erklärung
Interaktion ist die elementare Ebene sozialen Handelns. Sie entsteht überall dort, wo mindestens zwei Personen ihr Verhalten gegenseitig wahrnehmen, interpretieren und darauf reagieren. Soziale Ordnung wird in diesem Verständnis nicht primär durch formale Regeln oder Institutionen erzeugt, sondern durch situatives Aushandeln von Bedeutung, Erwartungen und Rollen.
In Interaktionen greifen Akteur:innen auf geteilte Wissensbestände, Routinen und Deutungsmuster zurück, die meist implizit bleiben. Gerade diese Selbstverständlichkeiten ermöglichen reibungslose Verständigung – werden sie irritiert, treten die Regeln der Interaktion deutlich hervor.
Für Soziologie und Kriminologie ist der Interaktionsbegriff zentral, da Phänomene wie Devianz, Kontrolle, Verdacht oder Autorität nicht einfach „vorliegen“, sondern interaktiv hergestellt werden (z. B. in Polizeikontrollen, Vernehmungen, Gerichtsverhandlungen oder Alltagskonflikten).
Theoriebezug
Symbolischer Interaktionismus (Mead, Blumer), Ethnomethodologie (Garfinkel), Phänomenologie (Schütz), Dramaturgische Soziologie (Goffman)