Kurzdefinition
Sozialisation bezeichnet den Prozess, durch den Individuen die Werte, Normen, Verhaltensmuster und sozialen Rollen ihrer Gesellschaft erlernen und internalisieren. Dieser Prozess ermöglicht die Integration in soziale Gemeinschaften und die Entwicklung einer eigenen sozialen Identität.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff Sozialisation beschreibt die Gesamtheit der Lernprozesse, durch die Menschen Mitglieder einer Gesellschaft werden. Dabei erwerben sie Wissen, Fähigkeiten, Überzeugungen und Einstellungen, die notwendig sind, um in der Gesellschaft zu agieren. Sozialisation erfolgt lebenslang und in unterschiedlichen Phasen, wobei die wichtigsten Instanzen Familie, Schule, Peer-Groups und Massenmedien sind.
Phasen der Sozialisation:
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Primäre Sozialisation (frühe Kindheit):
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Findet in der Familie oder in vergleichbaren Betreuungseinrichtungen statt.
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Grundlegende Werte, Sprache, Normen und Verhaltensmuster werden vermittelt.
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Entwicklung der ersten sozialen Rollen (z. B. Tochter, Sohn, Geschwister).
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Sekundäre Sozialisation (Kindheit bis Jugendalter):
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Erweitert die Einflüsse auf Schule, Peer-Groups und weitere soziale Institutionen.
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Rollenverständnis wird differenzierter, Normen und Erwartungen komplexer.
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Entwicklung sozialer Kompetenzen und kritisches Hinterfragen von Normen.
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Tertiäre Sozialisation (Erwachsenenalter):
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Anpassungsprozesse an neue soziale Rollen (z. B. Beruf, Elternschaft).
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Sozialisation hört nicht auf, sondern wird durch neue Lebenssituationen ständig herausgefordert.
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Sonderform:
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Resozialisierung: Wiedereingliederung von Personen, die aus gesellschaftlichen Normen ausgebrochen sind (z. B. Haftentlassene, Drogenabhängige).
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Politische Sozialisation: Einfluss politischer Systeme und Ideologien auf die Entwicklung sozialer Einstellungen und Überzeugungen.
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Sozialisation in Subkulturen: Übernahme alternativer Normen und Werte innerhalb von Subgruppen (z. B. Jugendkulturen, kriminelle Subkulturen).
Theoretische Ansätze der Sozialisation:
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George Herbert Mead: Entwicklung des Selbst im Rahmen sozialer Interaktion (Role Taking).
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Talcott Parsons: Sozialisation als Internalisierung von sozialen Rollen und Normen zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung.
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Pierre Bourdieu: Sozialisation als Reproduktion sozialer Ungleichheiten durch den Erwerb von Habitus und kulturellem Kapital.