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Kriminalprävention

Polizeiliche Kriminalprävention

Der Begriff Prävention leitet sich ab von praevenire (lateinisch: zuvorkommen).
Eine offizielle, allgemeinverbindliche Definition von Kriminalprävention existiert nicht. In der Polizeilichen Dienstvorschrift (PDV 100, Ziff. 2.1.1.1) heißt es hierzu jedoch:

Prävention umfasst die Gesamtheit aller staatlichen und privaten Bemühungen, Programme und Maßnahmen, welche die Kriminalität und die Verkehrsunfälle als gesellschaftliche Phänomene oder individuelle Ereignisse verhüten, mindern oder in ihren Folgen gering halten.
Zu solchen negativen Folgen zählen physische, psychische und materielle Schäden sowie Kriminalitätsangst, insbesondere die Furcht, Opfer zu werden.

Seit 1997 werden alle Programme und Maßnahmen der polizeilichen Kriminalprävention deutschlandweit und Sparten-übergreifend von der ProPK mit Hauptsitz in Stuttgart koordiniert.

Programme und Maßnahmen der (Kriminal-)Prävention lassen sich hinsichtlich der Zielgruppen differenzieren. Hierbei unterscheidet man zwischen der Primärprävention, die auf die Allgemeinbevölkerung abzielt, die Sekundärprävention, die auf risikobelastete Populationen abzielt und der Tertiärprävention, die Zielgruppen ins Auge nimmt, bei der eine indizierte Problemlage vorliegt.

Weiterhin lassen sich Maßnahmen der Kriminalprävention auf Täter, Opfer und auch Situationen und/ oder Orte unterscheiden. (siehe unten stehende Tabelle)

Schließlich lässt sich zwischen einer Verhaltensprävention (Maßnahmen, die auf eine Änderung des Verhaltens von Täter und Opfern abzielen) und Verhältnisprävention (Maßnahmen, die auf eine Änderung der Umwelt/ Verhältnisse abzielen).

Ebenen der Kriminalprävention

 Primärprävention
(universell)
Sekundärprävention
(selektiv)
Tertiärprävention
(indiziert)
TäterAllgemeinheitpotentielle Täter (Riskopopulation)verurteilte Täter
OpferAllgemeinheit (allgemeine Kriminalitätsfurcht)potentielle Opfer (Risikogruppe)tatsächliche Opfer
Situationen/ Orteöffentlicher Raumrisikobelastete RäumeBrennpunkte
(hot spots)

Kriminalprävention lässt sich auf verschiedene Handlungsfelder anwenden. Der Runderlass des nordrhein-westfälischen Innenministeriums zum Thema polizeiliche Kriminalprävention führt beispielsweise folgende Aufgabenbereiche auf:

  • Politisch motivierte Kriminalität
  • Cyberkriminalität
  • technische Prävention
  • Gewaltprävention
    • Gewalt im sozialen Nahraum
    • Gewalt im öffentlichen Raum
  • Prävention von Kinder- und Jugenddelinquenz
  • Prävention von Kriminalität zum Nachteil von Seniorinnen und Senioren
  • Prävention von Betäubungsmittelkriminalität
  • Städtebauliche Kriminalprävention

Einen guten Überblick über aktuelle Maßnahmen und Programme der Kriminalprävention bietet das Nationale Zentrum für Kriminalprävention (NZK). Besonders hervorzuheben ist hier das auf der Internetseite des NZK verfügbare Tool Wespe (Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen durch Evaluation), das eine gute Übersicht über Maßnahmen und ihre empirische Evidenz erlaubt.

Weiterführende Quellen

  • Deutscher Präventionstag (DPT)
  • Deutsches Forum für Kriminalprävention – DFK

  • European Crime Prevention Network – EUCPN
  • Nationales Zentrum für Kriminalprävention – NZK

  • Polizeiliche Kriminalprävention. Runderlass des Ministeriums des Innern NRW vom 9. Mai 2019. Online verfügbar unter: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=7&vd_id=17772&ver=8&val=17772&sg=0&menu=1&vd_back=N
  • Programm Polizeiliche Kriminalprävention – ProPK
  • Walsh, M.; Pniewski, B.; Kober, M.; Armborst, A. (Hrsg.) (2018). Evidenzorientierte Kriminalprävention in Deutschland. Ein Leitfaden für Politik und Praxis. Wiesbaden: Springer VS.

Beiträge zum Thema

  • Polizeiliche Kriminalprävention Polizeiliche Kriminalprävention
  • Raum und (Un-)Sicherheit Raum und (Un-)Sicherheit

Kategorie: Kriminologie Tags: Kriminalprävention, städtebauliche Kriminalprävention

Raum und (Un-)Sicherheit

Raum und (Un-)Sicherheit stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Bereits Ende der 1920er Jahren haben Wissenschaftlicher der sog. Chicago School diesen Zusammenhang erforscht und in zahlreichen Studien belegt, dass unterschiedliche Räume unterschiedlich stark von Kriminalität belastet sind. Die Theorie der „sozialen Desorganisation“ geht davon aus, dass Räume Kriminalität hervorbringen und diese weitgehend unabhängig von ihren Bewohnern ist (sprich: trotz hoher Bevölkerungsfluktuation bleibt die Kriminalitätsrate konstant). Neben dieser objektiven Kriminalitätsbelastung bestimmter Räume ist der Zusammenhang zwischen Raum und Kriminalitätsfurcht zu beachten. Sog. Angsträume werden von den Bewohnern gemieden und in der Folge sinkt das Maß sozialer Kontrolle. Die Begehung von Straftaten wird hierdurch objektiv einfacher und ein Anstieg der Kriminalität kann die Folge sein.

Ausgehend von der Prämisse, das der Raum Kriminalität hervorbringt, verfolgen Programme der städtebaulichen Kriminalprävention das Ziel,

  • Kriminalität [zu] reduzieren
  • Sicherheitsgefühl von Bewohnern und Nutzern [zu] erhöhen
  • Tatgelegenheitsstrukturen [zu] vermeiden
  • Einflussnahme auf die baulichen, räumlichen, infrastrukturellen und sozialen Gestaltungselemente von Wohnquartieren [zu] intensivieren

Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (2019) Jahresbericht 2018

Defensible Space

Ein Programm für städtebauliche Kriminalprävention wurde erstmals in den 1970er Jahren von Oscar Newman unter der Überschrift Defensible Space – also der wehrhaften Raumes – ausformuliert.  Der Architekt und Städteplaner Newman (1935-2004) veröffentlichte das Konzept 1972 in dem Buch Defensible Space. Crime Prevention Through Urban Design.

Newman zufolge erhöhen fünf Prinzipien die „Wehrhaftigkeit“ des Raumes:

  1. Territorialität (Bewohner machen sich den Raum zu eigen „My home is my castle“)
  2. Natürliche Überwachung (Gestaltung des Raumes, so dass eine Kontrolle der Umgebung durch die Bewohner erfolgen kann)
  3. Image (Auswirkung der Gestaltung der Umwelt auf das Sicherheitsgefühl der Bewohner)
  4. Milieu (Einfluss weiterer Umweltfaktoren – wie z.B. Einkaufsstraßen, Nähe zur Polizeistation etc. auf das Sicherheitsgefühl der Bewohner)
  5. (sichere) Nachbarschaftstreffpunkte

Definition

All Defensible Space programs have a common purpose:
They restruc­ture the physical layout of communities to allow residents to control the areas around their homes. This includes the streets and grounds outside their buildings and the lobbies and corridors within them. The programs help people preserve those areas in which they can realize their com­monly held values and lifestyles.

Defensible Space relies on self-help rather than on government interven­tion, and so it is not vulnerable to government’s withdrawal of support. It depends on resident involvement to reduce crime and remove the pres­ence of criminals. It has the ability to bring people of different incomes and race together in a mutually beneficial union. For low-income people, Defensible Space can provide an introduction to the benefits of main-stream life and an opportunity to see how their own actions can better the world around them and lead to upward mobility.
Oscar Newman, 1996: 9

 

In der Dokumentation „The Writing on the Wall“ (1974, BBC) erklärt und illustriert Oscar Newman sein Konzept des Defensible Space anhand vieler Beispiele.

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CPTED

Newmans Konzept städtebaulicher Kriminalprävention wurde in den folgenden Jahrzehnten aufgegriffen und erweitert und ist heute unter dem Namen Crime Prevention Through Environmental Design (CPTED) bekannt.

Beispiele für städtebauliche Kriminalprävention nach CPTED

  1. Gebäudevorsprünge wie Erker sollen für bessere Überschaubarkeit
    geplant werden
  2. Zäune, Mauern, Hecken und andere Grenzmarkierungen sollen abtrennen,
    aber nicht unübersichtliche Nischen mit Versteckmöglichkeiten bieten
  3. Bäume und Strauchbepflanzungen sollen strategisch platziert werden
  4. Die Anordnung der Fenster von Wohnungen zu Straßen, Fußwegen und
    Gassen soll die soziale Kontrolle und Überwachung des Wohnumfeldes
    ermöglichen
  5. Die Außenbeleuchtung der Wege und Gebäude muss so konzipiert werden,
    dass keine dunklen Bereiche entstehen.
  6. Eine engere, nicht zu großzügige Anlage öffentlicher Flächen und
    Plätze sichert informelle soziale Kontrolle
  7. Plätze sollen sauber und gut beleuchtet, jedoch nicht abgelegen sein,
    d. h. es müssen Blickbeziehungen von Wohnungen und Wegen aus bestehen.
  8. Treppenaufgänge, Fahrstühle und Eingangszonen sollen nicht
    abgetrennt, sondern offen und gut einsehbar geplant

Maßnahmen raumbezogener Sicherheitspolitiken

 Formalisierung
sozialer Kontrolle
Einsatz von
Techniken
(Städte-)bauliche
Veränderungen
ÜberwachungStreifengänge privater Sicherheitsdienste Neighbourhood WatchPräventive VideoüberwachungCrime Prevention through environmental design (Erleichterung sozialer Kontrolle)
Einhegung und ZugangsbeschränkungDoormen- bzw. Concierge-DiensteZugangskontrollen mit biometrischen oder elektronischen Systemen Defensible Space (Schaffung baulicher und symbolischer Barrieren)
KommunalisierungVerlagerung von Sicherheitspolitiken auf die (sub-)kommunale Ebene (Gemeinden, Stadtteile, Nachbarschaften)

Maßnahmen raumbezogener Sicherheitspolitiken (Glasze, Pütz & Rolfes, 2005, S. 15)

Grenzen und Kritik der städtebaulichen Kriminalprävention

Die städtebauliche Kriminalprävention hat die Verminderung von Tatgelegenheiten und eine Erhöhung der sozialen Kontrolle zum Ziel. Die sog. root causes of crime, also die kriminellen Handlungen zugrundeliegenden Ursachen, bleiben hierbei unberücksichtigt. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass Kriminalität nicht grundsätzlich verhindert wird, sondern es zu einer Verlagerung von Kriminalität kommt.

Zudem wird durch städtebauliche Maßnahmen der Kriminalprävention ein vereinfachter kausaler Zusammenhang von Raum und abweichendem Verhalten unterstellt, der eben soziale Faktoren, die ursächlich für Normübertretungen sind, ausblendet (vgl. Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes).

Eine Kritik der Programme städtebaulicher Kriminalprävention muss auch eine Verschärfung städtische Segregation berücksichtigen: Profiteure von städtebaulicher Kriminalprävention sind vorrangig Stadtteile und Wohnbezirke, die von konsumfreudigen und finanzstarken Bewohnern und Besuchern bevölkert werden. Unerwünschte Personen(-gruppen) wie z.B. Obdachlose, Jugendliche, Bettler, Skateboardfahrer etc. werden zunehmend verdrängt. Die Gestaltung von Parkbänken, Innenstädten und Ladenzeilen schränken Nutzungsoptionen ein. The Guardian zeigt in einer Bilderstrecke von Julius-Christian Schreiner zahlreiche Beispiele für eine solche „feindlichen Architektur“: https://www.theguardian.com/cities/gallery/2018/aug/21/hostile-architecture-an-uncomfortable-urban-art-in-pictures

Hierdurch wird das Versprechen von Stadt als Lebensraum für eine heterogene Bevölkerung mit ihren vielseitigen Lebensentwürfen und -stilen beschränkt. Mit dem Argument sicherheits- und ordnungspolitischer Notwendigkeiten wird der öffentliche Raum zunehmend dem Diktat wirtschaftlicher Interessen unterworfen.

Literatur- und Quellenverzeichnis

  • Jeffery, C.R. (1971). Crime Prevention through Environmental Design. Beverly Hills: Sage.
  • Projektwebseite: KORSIT – Die Konstruktion von Räumen im Kontext von Sicherheit – Raumwissen bei der Polizei
  • Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (2009) Stadt und Sicherheit im demographischen Wandel. Bericht über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe des Landespräventionsrates Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf. Online verfügbar unter: http://www.lpr.nrw.de/aufgaben/Demografischer_Wandel/stadt_und_sicherheit.pdf
  • Newman, O. (1996) Creating Defensible Space. Washington: U.S. Department of Housing and Urban Development. Online verfügbar unter: https://www.huduser.gov/publications/pdf/def.pdf
  • Newman, O. (1979) Crime prevention through town-planning and architecture. In: Bundeskriminalamt (Hrsg.), Städtebau und Kriminalität. Wiesbaden, S. 103 – 134.
  • Newman, O. (1972) Defensible Space. Crime Prevention Through Urban Design. Macmillan.
  • Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (o.J.). Städtebau. Polizei-Beratung. Online verfügbar unter: https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/staedtebau/
  • Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (2019). Jahresbericht 2018. Stuttgart. Online verfügbar unter: https://www.polizei-beratung.de/fileadmin/Medienportal/Medien/HR_Handreichungen/128_HR_Jahresbericht-der-Kommission-Polizeiliche-Kriminalpraevention.pdf
  • Schubert, H.; Spieckermann, H.; Veil K. (2007, 9. März) Sicherheit durch präventive Stadtgestaltung. Bundeszentrale für politische Bildung. Online verfügbar unter: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/75712/grundlagen?p=all
  • Wehrheim, J. (2018, 9. Juli) Die überwachte Stadt. Öffentlicher Raum und soziale Kontrolle. Dossier „Stadt und Gesellschaft“. Bundeszentrale für Bildung. Online verfügbar unter: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/216874/oeffentlicher-raum-und-soziale-kontrolle?p=all
  • Wulf, R. (Hrsg.) (2014) Kriminalprävention an Orten. Wissenschaftliche Grundlagen und praktische Maßnahmen. Tübinger Schriften und Materialien zur Kriminologie, Band 28 (herausgegeben von J. Kinzig & H.-J. Kerner). Tübingen: Institut für Kriminologie der Universität Tübingen. Online verfügbar unter: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/43775/pdf/Band_28_Wulf.pdf?sequence=1

Kategorie: Stadtsoziologie Tags: CPTED, Kriminalprävention, Sicherheit

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SozTheo ist eine Informations- und Ressourcensammlung, die sich an alle an Soziologie und Kriminologie interessierten Leserinnen und Leser richtet.

SozTheo wurde als private Seite von Prof. Dr. Christian Wickert, Dozent für die Fächer Soziologie und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, erstellt. Die hier verfügbaren Beiträge und verlinkten Artikel spiegeln nicht die offizielle Meinung, Haltung oder Lehrpläne der HSPV NRW wider.

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