Kurzdefinition
Polizeikultur bezeichnet die informellen Normen, Werte, Verhaltensweisen und Überzeugungen, die innerhalb der Polizei als Organisation gelebt und weitergegeben werden. Diese Kultur beeinflusst das Handeln der Polizeibeamten, ihre Einstellungen gegenüber Bürgern sowie die Wahrnehmung von Gefahr und Kriminalität.
Ausführliche Erklärung
Polizeikultur ist ein zentraler Untersuchungsgegenstand der Polizei- und Sicherheitsforschung. Der Begriff beschreibt die spezifischen Werte und Handlungsmuster, die innerhalb der Polizeiorganisationen entstehen und durch den gemeinsamen beruflichen Alltag gefestigt werden. Typische Merkmale der Polizeikultur sind ein starkes Kollegialitätsgefühl, Misstrauen gegenüber Außenstehenden, die Wahrnehmung von Gefahr als allgegenwärtig sowie eine gewisse Skepsis gegenüber Veränderung und Reformen.
Die Polizeikultur beeinflusst maßgeblich, wie Polizist:innen auf Bedrohungen reagieren, wie sie Kriminalität wahrnehmen und wie sie mit Bürger:innen interagieren. Forschungsergebnisse zeigen, dass Polizeikultur teilweise zu institutionellen Verhaltensmustern führen kann, die problematisch sind – etwa im Umgang mit ethnischen Minderheiten oder bei der Anwendung von Gewalt.
Theoriebezug
-
Cop Culture (Reuss-Ianni, 1983): Unterscheidung zwischen “Street Cops” und “Management Cops”.
-
Symbolischer Interaktionismus: Deutung von Gefahrensituationen und sozialem Verhalten durch gegenseitige Interpretationen.
-
Habitus (Bourdieu): Verinnerlichte Handlungsmuster und Einstellungen, die im Berufsfeld Polizei besonders stark ausgeprägt sind.