Kurzdefinition
Eine Subkultur bezeichnet eine Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, die sich durch abweichende Werte, Normen, Verhaltensweisen oder symbolische Ausdrucksformen von der Mehrheitskultur unterscheidet.
Ausführliche Erklärung
Der Begriff “Subkultur” wurde in den Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie und Kriminologie, geprägt, um soziale Gruppen zu beschreiben, die eigene Werte, Lebensstile und Symboliken entwickeln, die sich teilweise oder vollständig von den dominanten Gesellschaftsstrukturen abgrenzen. Subkulturen entstehen häufig als Ausdruck von Protest, Identitätsbildung oder als Reaktion auf gesellschaftliche Ausgrenzung.
Merkmale von Subkulturen:
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Eigene Werte und Normen: Subkulturen entwickeln spezifische Moralvorstellungen und Verhaltensregeln, die sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden.
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Abgrenzung von der Mehrheitskultur: Mitglieder identifizieren sich häufig bewusst über das “Anderssein” und grenzen sich von etablierten gesellschaftlichen Strukturen ab.
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Symbolische Ausdrucksformen: Kleidung, Musik, Sprachcodes und Rituale dienen als Mittel zur Kommunikation der Gruppenzugehörigkeit.
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Gemeinschaftsgefühl: Subkulturen bieten ihren Mitgliedern soziale Bindung und ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Beispiele für Subkulturen:
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Jugendsubkulturen: Punks, Gothics, Hip-Hop, Skater
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Kriminologische Subkulturen: Gangs, Mafiastrukturen, Hooligans
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Ideologische Subkulturen: Anarchisten, politische Randgruppen
Theoriebezug
Subkulturen sind ein zentraler Untersuchungsgegenstand verschiedener soziologischer und kriminologischer Theorien:
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Chicago School (Shaw & McKay): Subkulturen entstehen durch sozialräumliche Segregation und kollektive Problemlagen in benachteiligten Stadtteilen.
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Cohen: Theorie der delinquenten Subkultur (1955): Abweichendes Verhalten in Subkulturen entsteht als Reaktion auf Statusfrustration und gesellschaftlichen Ausschluss.
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Cloward & Ohlin: Theorie der differentiellen Gelegenheiten (1960): Subkulturen bieten spezifische Gelegenheitsstrukturen für abweichendes Verhalten, z. B. in Form krimineller Netzwerke.
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Bourdieu: Soziales Kapital: Subkulturen bieten Zugänge zu alternativen Formen des sozialen Kapitals, die außerhalb der etablierten Gesellschaft schwer erreichbar sind.