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Sie befinden sich hier: Home / Kriminalitätstheorien / Rational Choice / Routine Activity Approach

Routine Activity Approach

3. Juni 2018 | zuletzt aktualisiert am 6. Juli 2024 von Christian Wickert

Der Routine Activity Approach besagt, dass es für Kriminalität einen motivierten Täter und ein geeignetes Tatobjekt, bei gleichzeitiger Abwesenheit von ausreichendem Schutz für das Tatobjekt, geben muss.

Inhaltsverzeichnis

Toggle
  • Hauptvertreter
  • Theorie
  • Kriminalpolitische Implikationen
  • 25 Techniken der situativen Kriminalprävention
  • Kritische Würdigung / Aktualitätsbezug
  • Primärliteratur

Hauptvertreter

Lawrence E. Cohen, Marcus Felson, Ronald V. Clarke

Theorie

Nach Cohen und Felson sind Kriminalitätsraten abhängig von den sich ständig verändernden Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen der Bevölkerung. Je nach Zeit und Ort variieren drei für Cohen und Felson entscheidende Faktoren, die für das Eintreten oder Ausbleiben krimineller Verhaltensweisen verantwortlich sind (s. Schaubild).

Schaubild: Routine Activity Approach

Demnach ist die Voraussetzung für Kriminalität ein zu einer Straftat motivierter Täter, wobei diese Motivation ganz unterschiedlicher Natur sein kann.

Zudem muss es ein für den Täter geeignetes Tatobjekt (potenzielles Opfer, verlockender Gegenstand u.a.) geben. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, die beeinflussen, ob das Objekt auch geeignet ist: Wert, Größe/Gewicht und Sichtbarkeit des Objektes sowie Zugang zum Objekt.

Zu guter Letzt ist das Fehlen informeller oder formeller Kontrolle als Schutz für das Tatobjekt zu nennen. Dabei kann es sich um personale, aber auch technische Kontrolle handeln: Polizeibeamte und Sicherheitsleute, Videoüberwachung und Alarmanlagen, aufmerksame Passanten, Nachbarn, Freunde und Personal.

Zusammenfassend beschreibt der Routine Activity Approach also Kriminalität als situatives Ereignis, welches weniger von der Persönlichkeit und Normen, Verhaltensmuster und sozialen Rollen ihrer Gesellschaft erlernen und internalisieren. Dieser Prozess ermöglicht die Integration in soziale Gemeinschaften und die Entwicklung einer eigenen sozialen Identität.">Sozialisation des Täters als vielmehr und zum großen Teil von der Situation, in der sich der Täter befindet, abhängt.

Kriminalpolitische Implikationen

Kriminalpolitische Folge aus dem Rational Choice, aus den Deterrence Theories, vor allem aber aus dem Routine Activity Approach ist die so genannte Situational Crime Prevention.

Diese Form der Kriminalpolitik versucht nicht, durch Resozialisierung, Abschreckung oder Segregation des Täters zukünftige Kriminalität zu verhindern, sondern setzt ausschließlich auf eine Reduktion der kontextuellen und situativen Möglichkeiten für Kriminalität. Die kriminalpolitische Aufgabe besteht demnach darin, die Lebensumwelt so zu verändern, dass sich die Zahl der Tatgelegenheiten verringert.

In der ursprünglichen Konzeption der Situational Crime Prevention unterscheidet Ronald Clarke zwischen drei Techniken der situationalen Kriminalprävention, die sich unmittelbar auf die drei Elemente des Routine Activity Ansatzes beziehen:

  1. Erhöhung des Tataufwandes für den Täter, zum Beispiel durch die Kontrolle von Tatwerkzeugen oder die Ab- und Umlenkung des Täters weg vom Tatobjekt,
  2. Erhöhung des Risikos für den Täter, vor allem durch verschiedene Formen der Überwachung,
  3. Reduzierung des Nutzens aus der Tat für den Täter, zum Beispiel durch Beseitigung der Tatobjekte oder durch Minderung des Anreizes, die Tat zu begehen.

In einer späteren Erweiterung erweitern Clarke und Eck (2005) den Ansatz auf 25 Techniken der situativen Kriminalprävention. Neben den benannten theoretischen Fundierungen ist hier v.a. der Bezug zu Sykes‘ und Matzas Techniken der Neutralisierung auffällig (siehe 5. Spalte der Tabelle: Remove Excuses).

25 Techniken der situativen Kriminalprävention

Increase the effortIncrease the risksReduce the rewardsReduce provocationsRemove excuses
1. Target harden

  • Steering column locks and ignition immobilizers

  • Anti-robbery screens

  • Tamper-proof packaging

6. Extend guardianship

  • Go out in group at night

  • Leave signs of occupancy

  • Carry cell phone

11. Conceal targets

  • Off-street parking

  • Gender-neutral phone directories

  • Unmarked armoured trucks

16. Reduce frustrations and stress

  • Efficient lines

  • Polite service

  • Expanded seating

  • Soothing music/muted lighting

21. Set rules

  • Rental agreements

  • Harassment codes

  • Hotel registration

2. Control access to facilities

  • Entry phones access

  • Electronic card

7. Assist natural surveillance

  • Improved street lighting

  • Defensible space design

  • Support whistle-blowers

12. Remove targets

  • Removable car radio

  • Women's shelters

  • Pre-paid cards for pay phones

17. Avoid disputes

  • Separate seating for rival soccer fans

  • Reduce crowding in bars

  • Fixed cab fares

22. Post instructions

  • ‘No Parking’

  • ‘Private Property’

  • ‘Extinguish camp fires’

3. Screen exits

  • Ticket needed for exit

  • Export documents

  • Electronic merchandise tags

8. Reduce anonymity

  • Taxi-driver IDs

  • ‘How's my driving?’ deals

  • School uniforms

13. Identify property

  • Property marking

  • Vehicle licensing and parts marking

  • Cattle branding

Reduce temptation and arousal

  • Controls on violent pornography

  • Enforce good behaviour on soccer field

  • Prohibit racial slurs

23. Alert conscience

  • Roadside speed display boards

  • Signatures for customs declarations

  • `Shoplifting is stealing’

4. Deflect offenders

  • Street closures

  • Separate facilities for women

  • Disperse pubs

9. Use place managers

  • CCTV for double-deck buses

  • Two clerks for convenience stores

  • Reward vigilance

14. Disrupt markets

  • Monitor pawn shops

  • Controls on classified ads

  • Licensed street vendors

19. Neutralize peer pressure

  • ‘Idiots drink and drive’

  • ‘It's OK to say No’

  • Disperse trouble-makers at school

24. Assist compliance

  • Easy library checkout

  • Public lavatories

  • Litter receptacles

5. Control tools/weapons

  • ‘Smart’ guns

  • Restrict spray-paint sales to juveniles

  • Toughened beer glasses

10. Strengthen formal surveillance

  • Red-light cameras

  • Burglar alarms

  • Security guards

15. Deny benefits

  • Ink merchandise tags

  • Graffiti cleaning

  • Disabling stolen cell phones

20. Discourage imitation

  • Rapid repair of vandalism

  • V-chips in TVs

  • Censor details of modus operandi

25. Control drugs and alcohol

  • Breathalysers in bars

  • Server intervention programs

  • Alcohol-free events

(Clarke, 2005, S. 46f.)

Erwähnenswert bleibt noch die Forderung von Clarke, das Justizsystem nur im äußersten Falle zu benutzen. Im Vordergrund sollten natürliche Strategien zur situationalen Kriminalprävention stehen, sodass es für die Menschen in den einzelnen Situationen als bequem und sinnvoll erscheint, sich legal zu verhalten. Als Beispiel wäre hier eine angemessene Parkplatzpolitik mit dem Ziel, Falschparken zu verhindern, zu nennen.

Kritische Würdigung / Aktualitätsbezug

Der Routine Activity Approach ist zunächst als theoretische Grundlage für das erstmals nicht mehr rein täterorientierte Konzept der Situational Crime Prevention zu würdigen.

Deren Erfolge bezüglich Kriminalitätsverringerung sind in einer Vielzahl von Studien belegt worden. Jedoch hat die situative Kriminalitätsprävention mit dem Vorwurf der Deliktsverlagerung zu kämpfen, nach dem Kriminalität nicht sinkt, sondern lediglich auf zeitlicher, räumlicher, methodischer u.a. Dimension verlagert wird. Kritiker mahnen zudem an, dass durch die Konzentration auf situative Faktoren die eigentlichen Ursachen, die Kriminalität zugrunde liegen, unangetastet bleiben.

Darüber hinaus leidet der Routine Activity Approach unter den gleichen Schwächen wie die Rational Choice Theory und die Deterrence Theories, da auch dort von einem stets rational agierenden Menschen ausgegangen wird, der sich durch die benannten kriminalpräventiven Maßnahmen von seinem Tatentschluss abringen lässt. Dabei werden jedoch emotionale, psychische, soziale und entwicklungsbedingte Faktoren außer Acht gelassen werden.

Schließlich ließe sich argumentieren, dass die situative Kriminalpolitik für eine konservative Weltsicht steht, die durch den Ruf nach mehr Überwachung, Exklusion von gesellschaftlichen Randgruppen gekennzeichnet ist. Der „nüchterne“ Blick auf Kriminalität als Ergebnis einer unzureichenden Absicherung situativer Gefahren, lässt zudem keine empathische Haltung gegenüber den Kriminalitätsopfern zu (die nach dieser Sichtweise gescheiter sind, die Kriminalitätsgefahren ausreichen „gemanagt“ zu haben).

Primärliteratur

  • Clarke, R. V. (2005). Seven misconceptions of situational crime prevention. In: Tiiley, N. (Hrsg.). Handbook of Crime Prevention and Community Safety (S. 39-70).  London: Routledge. Online verfügbar unter: https://www.routledgehandbooks.com/doi/10.4324/9781843926146.ch3
  • Clarke, R. V. & Eck, J. E. (2005). Crime analysis for problem solvers: In 60 small steps. Washington DC: Office of Community Oriented Policing.
  • Clarke, R. V. (1995). Situational crime prevention. In: Michael Tonry (Hrsg.). Building a safer society: strategic approaches to crime prevention. Chicago: University of Chicago Press.
  • Clarke, R. V. (1993). Routine activity and rational choice. New Brunswick, NJ: Transaction Publishers.
  • Cohen, L. E.; Felson, M. (1979). Social change and crime rate trends: a routine activity approach. In: American Sociological Review, Vol.44, Nr.4, S.588-608.

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    Seductions of Crime (Katz)

Kategorie: Kriminalitätstheorien Tags: 1979, ätiologisch, Kontrolle, Makro, Rational Choice, Routine Activity Approach, Situation, Soziologie, USA

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Lektionen

  • Klassische Kriminalitätstheorie
    Cesare Beccaria
  • Rational Choice Theory
    Derek B. Cornish & Ronald V. Clarke
  • Abschreckungstheorien
    Neoklassische Kriminologie
  • Routine Activity Approach
    Lawrence E. Cohen & Marcus Felson
  • Quiz zu Rational Choice Theorien
    Interaktives Lernmodul

Übungsaufgaben

Klassische Schule der Kriminologie

  1. Was waren die zentralen kriminalpolitischen Forderungen von Cesare Beccaria?
  2. Was ist Benthams Panopticon im Unterschied zu herkömmlichen Gefängnissen?
  3. Aus was resultiert nach Beccaria und Co. Kriminalität?
  4. Wieso bezeichnet man die Klassische Kriminologie als „tatorientiert“ und was ist der entscheidende Unterschied zu ätiologischen Theorien der Kriminologie?
  5. Wie stark oder wie schwach ist die Orientierung des aktuell geltenden Strafrechts an der klassischen Schule im Vergleich zur Orientierung an der positivistisch-ätiologischen Schule?

Rational Choice

  1. Was sind die Grundannahmen des ökonomischen Ansatzes der rationalen Wahlhandlung und was ist unter dem Begriff „rationaler Akteur“ zu verstehen?
  2. Was ist – übertragen auf kriminelle Handlungen – unter Nutzen und Kosten einer Handlung zu verstehen bzw. welche Beispiele sind hier vorstellbar?
  3. Wo liegt die Verbindung zwischen der Klassischen Kriminalitätstheorie und der Theorie der rationalen Wahlhandlung?
  4. Was ist gemeint, wenn von einer Erweiterung des rational-choice-Ansatzes um soziale und psychologische Faktoren die Rede ist?
  5. Wieso ist der Erklärungsgehalt dieser erweiterten Fassung der rational choice theory sehr gering oder gar gleich null?

Abschreckungstheorien

  1. Was ist der Unterschied zwischen genereller und spezifischer Abschreckung?
  2. Auf welchen Theorien und Theoretikern basieren die Abschreckungstheorien?
  3. Was sind mögliche Folgen von Videoüberwachungen gut besuchter Orte?
  4. Welche Untersuchungen sowohl für als auch gegen die Annahme abschreckender Wirkungen von Todesstrafen lassen sich finden?
  5. Was verbirgt sich hinter den zur Abschreckung alternativen Konzepten „just deserts“, „retribution“ und „incapacitation“?

Routine Activity Approach

  1. Was sind die drei Elemente des routine activity approach und welche Beispiele lassen sich jeweils für sie finden?
  2. Was unterscheidet die situational crime prevention von anderen kriminalpolitischen Programmen?
  3. Was sind natürliche Strategien der situationalen Kriminalprävention?
  4. Welche Prozesse verbergen sich unter dem Sammelbegriff „Deliktsverlagerung“?
  5. Was sind die gemeinsamen theoretischen Stärken und Schwächen aller (neo-) klassischen Ansätze und worin liegen demnach die Grenzen abschreckender und situationaler Kriminalprävention?

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