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Sie befinden sich hier: Home / Kriminalitätstheorien / Herrschafts- und gesellschaftskritische Kriminalitätstheorien / Power-Control-Theory (Hagan)

Power-Control-Theory (Hagan)

3. Juni 2018 | zuletzt aktualisiert am 26. April 2025 von Christian Wickert

Die Power Control Theorie von John Hagan erklärt Unterschiede in den Kriminalitätsraten bei Männern und Frauen. Sie führt diese darauf zurück, dass Mädchen und Jungen in Familien unterschiedlich erzogen werden. Währende Jungen mehr Freiheit haben und dadurch eher zu Delinquenz neigen, werden Mädchen stärker reglementiert. Dadurch entwickeln sie mehr Selbstkontrolle und neigen auch als Erwachsene weniger zu Delinquenz und Risiko-Verhalten.

Inhaltsverzeichnis

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  • Theorie
    • Power Control Theorie
  • Kritische Würdigung und Aktualitätsbezug
    • Kritik an der Power Control Theorie
    • Bedeutung der Power Control Theorie für die feministische Kriminologie
  • Literatur
    • Primärliteratur
    • Sekundärliteratur
    • Weiterführende Informationen

Theorie

Die Power Control Theorie integriert feministische Theorien, marxistische Theorien und Kontroll-Theorien um unterschiedliche Kriminalitätsraten bei Männern und Frauen zu erklären.

Grundlage der Power Control Theorie ist die Grundannahme der Kontroll-Theorien, dass nicht deviantes sondern angepasstes Verhalten erklärt werden muss. Jeder Mensch würde sich deviant verhalten, wenn er oder sie nicht durch soziale Kontrolle davon abgehalten würde. Für die Power Control Theorie ist es vor allem die Familie, die schon früh im Leben eines Menschen Kontrolle ausübt. Fehlt diese Kontrolle, entsteht eine größere Freiheit und Auswahl an Verhaltensmöglichkeiten. Abhängig vom Erziehungsziel entwickelt jeder Mensch ein gewisses Maß an Selbstkontrolle (siehe: General Theory of Crime). Dadurch wird er oder sie dazu bewegt, sich auch in solchen Situation an Normen zu halten, in denen keine direkte Kontrolle besteht. Deviantes Verhalten ist also dann am wahrscheinlichsten, wenn keine ausreichende Selbstkontrolle entwickelt wurde.

Power Control Theorie

Hauptvertreter: John Hagan

Erstveröffentlichung: 1987

Land: USA

Idee/ Annahme: Die Power Control Theorie erklärt geschlechtsspezifische Unterschiede in der Delinquenz anhand unterschiedlicher Erziehungsmuster in patriarchalischen und egalitären Familien. Jungen erfahren mehr Freiheit und neigen eher zu Risikoverhalten, während Mädchen stärker kontrolliert und sozial auf Konformität ausgerichtet werden.

Knüpft an: Kriminalität und abweichendes Verhalten primär durch den Grad der sozialen Kontrolle bestimmt werden. Menschen verhalten sich dann konform, wenn sie durch soziale Bindungen, Normen und innere Überzeugungen kontrolliert werden.">Kontrolltheorien (z.B. General Theory of Crime) und feministische Kriminologie

Mit dieser Theorie lenkt Hagan seinen Blick nun auf Geschlechter- und Machtverhältnisse. Er untersucht dabei die Machtverhältnisse, die innerhalb von Familien herrschen und unterscheidet zwischen patriarchalischen, matriarchalischen und egalitären Familien.
Die Machtposition der einzelnen Familienmitglieder leitet Hagan aus ihrer Berufstätigkeit außerhalb der Familie ab. Ist nur ein Ehepartner berufstätig, hat er oder sie mehr Macht, Möglichkeiten und Ressourcen als der andere. In patriarchalischen Familien kommt dem männlichen Partner mehr Macht zu. Mädchen werden schon früh in die ‚unterlegene‘ Rolle herein-sozialisiert und sind intensiverer Kontrolle ausgesetzt als Jungen. Diesen wird mehr Freiheit zugestanden, wodurch sie mehr delinquentes Verhalten ausüben können.

In Familien die egalitärer sind, verändert sich diese Form der Gesellschaft erlernen und internalisieren. Dieser Prozess ermöglicht die Integration in soziale Gemeinschaften und die Entwicklung einer eigenen sozialen Identität.">Sozialisation, und Mädchen haben mehr Freiheit. Dadurch neigen auch sie eher zu Risiko-Verhalten und zu Delinquenz. Jungen hingegen zeigen in egalitären Familien jedoch weniger delinquentes Verhalten, weil sich auch die Rollenerwartung die an sie gestellt wird, verändert.

Hagan und seine Kollegen, die ihre Überlegungen anhand von empirischen Untersuchungen immer weiter verfeinerten, fanden heraus, dass der Wandel zu egalitäreren Familienstrukturen sich am meisten auf die Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen auswirkt. Wenn Frauen mehr Macht übernehmen, verändert sich auch die Art der Erziehung für Jungen. Bei Jungen wird weniger Risiko-Verhalten verstärkt. Dadurch neigen Jungen in egalitären Familien weniger zur Delinquenz als Jungen in patriarchalischen Familien.

Kritische Würdigung und Aktualitätsbezug

Hagans Power Control Theorie lenkt ihren Blick auf ein vernachlässigtes Thema der Kriminologie, nämlich auf die Frage, warum Männer so viel häufiger als Täter auffällig werden als Frauen. Empirische Untersuchungen bestätigen die Zusammenhänge zwischen Familienstruktur und Neigung zur Delinquenz. Die Power Control Theorie leistet damit die wichtige Aufgabe, politische Strukturen und Erklärungsansätze zu kombinieren, die auf das Individuum bezogen sind. Sie zeigt, dass es kein Zufall ist, wie einzelne Individuen sozialisiert werden und wie viel Selbstkontrolle sie aufbauen. Ganz im Gegenteil: Die Rolle von bestimmten Gruppen innerhalb einer Gesellschaft wird in Familien reproduziert und es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Gesellschaftlichen Strukturen und Familienstrukturen.

Die Power Control Theorie hat jedoch einige Limitationen. Insbesondere kann sie nicht erklären, wie genau sich die gesellschaftliche Position von Individuen auf deren Erziehungsstil auswirkt. Die Unterscheidung zwischen den drei Familientypen ist sehr statisch und vernachlässigt Schichtzugehörigkeit komplett. Zudem kann mit diesem Modell das Verhalten von Kindern aus atypischen Familien (z.B. alleinerziehenden Müttern) nicht erklärt werden.

Morash und Chesney-Lind (1989, 1991), zwei weitere feministische TheoretikerInnen, kritisieren Hagans Fokus auf Kontrolle in der Sozialisation von Mädchen. Sie stellen die Gegenthese auf, dass Frauen weniger delinquentes Verhalten zeigen, da sie in eine Rolle hinein sozialisiert werden, die fürsorglich und pro-sozial ist.

Kritik an der Power Control Theorie

Die Power Control Theorie wird dafür kritisiert, dass sie Familienstrukturen zu stark vereinfacht. Die Einteilung in patriarchalische und egalitäre Familien berücksichtigt weder Schichtzugehörigkeit noch atypische Familienformen wie Alleinerziehende oder Patchworkfamilien. Zudem bleibt unklar, auf welche Weise gesellschaftliche Machtverhältnisse wie Schichtzugehörigkeit oder Berufsprestige
konkret in familiäre Erziehungsstile übersetzt werden.

Bedeutung der Power Control Theorie für die feministische Kriminologie

Die Power Control Theorie verbindet erstmals Geschlechtersozialisation, Machtstrukturen und Delinquenz in einem systematischen Modell. Sie zeigt, dass abweichendes Verhalten nicht geschlechtsneutral entsteht, sondern durch unterschiedliche Erziehungsmuster reproduziert wird. Damit liefert sie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis geschlechtsspezifischer Kriminalitätsraten und stärkt die Perspektive der feministischen Kriminologie.

Literatur

Primärliteratur

  • John Hagan, A. R. Gillis, and John Simpson, „Class in the Household: A Power-Control Theory of Gender and Delinquency,“ American Journal of Sociology, 92 (1987): 788-816.
  • John Hagan, A. R. Gillis, and John Simpson “Feminist Scholarship, Relational and Instrumental Control, and a Power-Control Theory of Gender and Delinquency“ http://www.jstor.org/stable/590481?seq=2

Sekundärliteratur

  • Merry Morash and Meda Chesney-Lind, „A Reformulation and Partial Test of the Power Control Theory of Delinquency,“ Justice Quarterly, 8:347-377, 1991.

Weiterführende Informationen

Interessante Beispiele, wie Kindern schon früh Geschlechter-Rollen anerzogen werden, finden sich auf dem Blog „Sociological Images“:

Sociological Images: Gendered Toy Advertising

In diesem Video schaut sich TheSecondCityNetwork die Nachricht, die in Disney-Filmen (hier „Die Schöne und das Biest“) an Mädchen vermittelt wird:

YouTube

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YouTube: Die Schöne und das Biest – Genderkritische Analyse

Eine weiterführende theoretische Auseinandersetzung mit der sozialen Konstruktion von Geschlecht findet sich auch bei Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (1990), deren Werk zentrale Impulse für die feministische Kriminologie und die kritische Reflexion geschlechtsspezifischer Sozialisation liefert.


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    Kriminalitätstheorien

Kategorie: Kriminalitätstheorien Tags: 1985, ätiologisch, egalitäre Familie, Feminismus, Feministische Kriminologie, Gender und Kriminalität, General Theory of Crime, Geschlechterrollen und Delinquenz, John Hagan, Kontrolle, Kontrolltheorien, patriarchalische Familie, Power Control Theorie, Power Control Theory, soziale Kontrolle, Soziologie, USA

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