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1985

Power-Control-Theory (Hagan)

Die Power Control Theorie von John Hagan erklärt Unterschiede in den Kriminalitätsraten bei Männern und Frauen. Sie führt diese darauf zurück, dass Mädchen und Jungen in Familien unterschiedlich erzogen werden. Währende Jungen mehr Freiheit haben und dadurch eher zu Delinquenz neigen, werden Mädchen stärker reglementiert. Dadurch entwickeln sie mehr Selbstkontrolle und neigen auch als Erwachsene weniger zu Delinquenz und Risiko-Verhalten.

Hauptvertreter

John Hagan

Theorie

Die Power Control Theorie integriert feministische Theorien, marxistische Theorien und Kontroll-Theorien um unterschiedliche Kriminalitätsraten bei Männern und Frauen zu erklären.

Grundlage der Power Control Theorie ist die Grundannahme der Kontroll-Theorien, dass nicht deviantes sondern angepasstes Verhalten erklärt werden muss. Jeder Mensch würde sich deviant verhalten, wenn er oder sie nicht durch soziale Kontrolle davon abgehalten würde. Für die Power Control Theorie ist es vor allem die Familie, die schon früh im Leben eines Menschen Kontrolle ausübt. Fehlt diese Kontrolle, entsteht eine größere Freiheit und Auswahl an Verhaltensmöglichkeiten. Abhängig vom Erziehungsziel entwickelt jeder Mensch ein gewisses Maß an Selbstkontrolle (siehe: General Theory of Crime). Dadurch wird er oder sie dazu bewegt, sich auch in solchen Situation an Normen zu halten, in denen keine direkte Kontrolle besteht. Deviantes Verhalten ist also dann am wahrscheinlichsten, wenn keine ausreichende Selbstkontrolle entwickelt wurde.

Mit dieser Theorie lenkt Hagan seinen Blick nun auf Geschlechter- und Machtverhältnisse. Er untersucht dabei die Machtverhältnisse, die innerhalb von Familien herrschen und unterscheidet zwischen patriarchalischen, matriarchalischen und egalitären Familien.
Die Machtposition der einzelnen Familienmitglieder leitet Hagan aus ihrer Berufstätigkeit außerhalb der Familie ab. Ist nur ein Ehepartner berufstätig, hat er oder sie mehr Macht, Möglichkeiten und Ressourcen als der andere. In patriarchalischen Familien kommt dem männlichen Partner mehr Macht zu. Mädchen werden schon früh in die ‚unterlegene‘ Rolle herein-sozialisiert und sind intensiverer Kontrolle ausgesetzt als Jungen. Diesen wird mehr Freiheit zugestanden, wodurch sie mehr delinquentes Verhalten ausüben können.

In Familien die egalitärer sind, verändert sich diese Form der Sozialisation, und Mädchen haben mehr Freiheit. Dadurch neigen auch sie eher zu Risiko-Verhalten und zu Delinquenz. Jungen hingegen zeigen in egalitären Familien jedoch weniger delinquentes Verhalten, weil sich auch die Rollenerwartung die an sie gestellt wird, verändert.

Hagan und seine Kollegen, die ihre Überlegungen anhand von empirischen Untersuchungen immer weiter verfeinerten, fanden heraus, dass der Wandel zu egalitäreren Familienstrukturen sich am meisten auf die Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen auswirkt. Wenn Frauen mehr Macht übernehmen, verändert sich auch die Art der Erziehung für Jungen. Bei Jungen wird weniger Risiko-Verhalten verstärkt. Dadurch neigen Jungen in egalitären Familien weniger zur Delinquenz als Jungen in patriarchalischen Familien.

Kritische Würdigung und Aktualitätsbezug

Hagans Power Control Theorie lenkt ihren Blick auf ein vernachlässigtes Thema der Kriminologie, nämlich auf die Frage, warum Männer so viel häufiger als Täter auffällig werden als Frauen. Empirische Untersuchungen bestätigen die Zusammenhänge zwischen Familienstruktur und Neigung zur Delinquenz. Die Power Control Theorie leistet damit die wichtige Aufgabe, politische Strukturen und Erklärungsansätze zu kombinieren, die auf das Individuum bezogen sind. Sie zeigt, dass es kein Zufall ist, wie einzelne Individuen sozialisiert werden und wie viel Selbstkontrolle sie aufbauen. Ganz im Gegenteil: Die Rolle von bestimmten Gruppen innerhalb einer Gesellschaft wird in Familien reproduziert und es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Gesellschaftlichen Strukturen und Familienstrukturen.

Die Power Control Theorie hat jedoch einige Limitationen. Insbesondere kann sie nicht erklären, wie genau sich die gesellschaftliche Position von Individuen auf deren Erziehungsstil auswirkt. Die Unterscheidung zwischen den drei Familientypen ist sehr statisch und vernachlässigt Schichtzugehörigkeit komplett. Zudem kann mit diesem Modell das Verhalten von Kindern aus atypischenFamilien (z.B. alleinerziehenden Müttern) nicht erklärt werden.

Morash und Chesney-Lind (1989, 1991), zwei weitere feministische TheoretikerInnen, kritisieren Hagans Fokus auf Kontrolle in der Sozialisation von Mädchen. Sie stellen die Gegenthese auf, dass Frauen weniger delinquentes Verhalten zeigen, da sie in eine Rolle hinein sozialisiert werden, die fürsorglich und pro-sozial ist.

Literatur

Primärliteratur

  • John Hagan, A. R. Gillis, and John Simpson, „Class in the Household: A Power-Control Theory of Gender and Delinquency,“ American Journal of Sociology, 92 (1987): 788-816.
  • John Hagan, A. R. Gillis, and John Simpson “Feminist Scholarship, Relational and Instrumental Control, and a Power-Control Theory of Gender and Delinquency“ http://www.jstor.org/stable/590481?seq=2

Sekundärliteratur

  • Merry Morash and Meda Chesney-Lind, „A Reformulation and Partial Test of the Power Control Theory of Delinquency,“ Justice Quarterly, 8:347-377, 1991.

Weiterführende Informationen

Interessante Beispiele, wie Kindern schon früh Geschlechter-Rollen anerzogen werden, finden sich auf dem Blog „Sociological Images“:

Sociological Images: Gendered Toy Advertising

In diesem Video schaut sich TheSecondCityNetwork die Nachricht, die in Disney-Filmen (hier „Die Schöne und das Biest“) an Mädchen vermittelt wird:

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Kategorie: Kriminalitätstheorien Tags: 1985, ätiologisch, Feminismus, Kontrolle, Power Control Theory, Soziologie, USA

General Strain Theory (Agnew)

Nach Robert Agnews General Strain Theory basieren Belastungen (strain) (psychischer Stress) auf drei unterschiedlichen Faktoren:

  1. Das Scheitern, ein Ziel zu erreichen
  2. Die Existenz von schädlichen Impulsen und
  3. Das Entfernen von positiven Impulsen.

Belastungen produzieren negative Emotionen wie z.B. Ärger oder Depressionen, die ohne adäquate Bewältigungsfähigkeiten delinquentes Verhalten fördern

Hauptvertreter

Robert Agnew

Theorie

Im Vergleich zu Mertons Ausführungen zur Anomietheorie beinhaltet die General Strain Theorie eine breitere Sichtweise über die Belastungsursachen. Nach Agnew gibt es drei Hauptgründe für deviance-producing strain:

  1. Das Scheitern, ein Ziel zu erreichen (z.B. gute Noten)
  2. Das Entfernen von positiven Impulsen (z.B. Tod eines Elternteils, Beziehungsende)
  3. Die Existenz von schädlichen Impulsen (z.B. Schulprobleme)

Nach Agnew kann „strain“ in allen Bevölkerungsschichten auftreten und stellt kein klassenspezifisches Phänomen dar. Er versucht zu erklären, wie „strain“ zu kriminellen Handlungen führt. Dabei geht er davon aus, dass Belastungen negative Gefühlszustände wie Ärger  oder Depressionen nach sich ziehen, die ohne adäquate Bewältigungsfähigkeiten für unterschiedliches delinquentes Verhalten förderlich sind (z.B. Ärger –> gewalttätiges Verhalten, Depressionen –> Einnahme von Drogen usw.).

Als Gründe, warum manche Menschen mit normkonformen und andere Personen mit kriminellen Verhaltensweisen auf die psychische Belastung reagieren, benennt Agnew fehlende Bewältigungsfähigkeiten (wie z.B. Intelligenz, Kreativität, Problemlösungsfähigkeiten, etc.). Weiterführend üben Negativfaktoren wie z.B. ein kriminelles Umfeld oder kriminalitätsfördernde Charakterzüge einen negativen Einfluss auf den Umgang mit Belastungen aus.

Schaubild: General Strain Theory (Agnew)

Kriminalpolitische Implikation

Agnews kriminalpolitische Forderungen können als vielfältig angesehen werden, da auch seine Theorie mehrere unterschiedliche Ursachenfaktoren aufweist.

Zunächst ist davon auszugehen, dass die General Strain Theory als mit Mertons Überlegungen verwandte Theorie auf gute Sozialpolitik mit der Möglichkeit, seine individuellen (z.B. materiellen) Ziele auch erreichen zu können. Soziale Ungleichheit in der Gesellschaft führt bei den benachteiligten Mitgliedern zu höherem Druck und somit zu einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, kriminell zu werden.

Zweitens ist aufgrund einer gewissen Annäherung an die Kontroll- und Bindungstheorien auch deren kriminalpolitischen Implikationen bei Agnew zu beachten: Der Verlust positiver Stimuli und das Erfahren negativer Stimuli sind zumeist Veränderungen innerhalb des individuellen sozialen Umfeldes oder können durch jenes zumindest verstärkt oder verhindert werden. Erziehungsmaßnahmen, Stärkung von Familie und Gemeinschaft, sowie andere typische Forderungen der Kontrolltheorien sind damit auch bei Agnew angezeigt.

Schlussendlich lassen die in der Strain Theory angesprochenen Coping-Strategien (Bewältigungsfähigkeiten) eine weitere Form der kriminalpräventiven Vorstellung zu: Da die entscheidenden Faktoren für das Begehen einer kriminellen Handlung letztlich Wut und Frustration sind, muss es Aufgabe von (Re-)Sozialisationsprogrammen sein, alternative Denk- und Verhaltensweisen zu erlernen, die das Aufkommen solcher Emotionen verhindern oder zumindest eindämmen. Als Beispiel wäre hier der so genannte „heiße Stuhl“ aus der Sozialtherapie zu nennen, der den richtigen Umgang mit negativen Emotionen trainieren soll.

Kritische Würdigung /Aktualitätsbezug

Agnew ist es gelungen mit der General Strain Theory, die auf Unterschichtkriminalität beschränkte Anomietheorie zu erweitern und mit anderen Theoriekonzepten wie soziale Kontrolle, soziale Desorganisation und Emotionen zu verbinden. So ergibt sich ein nachvollziehbares Bild von Kriminalitätsentstehung.
Das fast schon multifaktorielle Wesen der Theorie führt jedoch zu der unumgänglichen Frage, was denn letztendlich das Entscheidungskriterium dafür ist, sich aufgrund widriger Umstände abweichend zu verhalten oder aber trotz einer ganzen Reihe an negativen Faktoren im individuellen Umfeld konform zu bleiben.
Agnew schreibt den Bewältigungsfähigkeiten zum Umgang mit psychischen Belastungen eine wichtige Rolle zu. Dennoch unternimmt er keine explizite Beschreibung der Rolle, die diese einnehmen. In welcher Form nehmen sie im Detail Einfluss auf den Umgang mit Belastungen seitens des Individuums?
Zudem kann die Kritik an den Anomie-, Kontroll- und den Theorien der sozialen Desorganisation analog auch bei der General Strain Theory angebracht werden.

Literatur

Primärliteratur

  • Agnew, Robert. (1985). A revised strain theory of delinquency. Social forces. 64(1), 151-167.
  • Agnew, Robert. (1992). Foundation for a general strain theory of crime and delinquency. Criminology. 30(1), 47-87.

Sekundärliteratur

  • Brown, S., Esbensen, F.-A., Geis, G. (2010): Criminology. Explaining Crime and It’s Context. S. 249-251.
  • Vito, G./Maahs, J./Holmes, R. (2007): Criminology. Theory, Research, and Policy. S. 157f.

 

Weiterführende Information

Video

https://www.youtube.com/watch?v=UA-7F1S1DNM

Dr. Robert Agnew’s lecture delivered at Eastern Kentucky University – College of Justice and Safety in 2005 titled „Strain Theory in Criminal Justice“.

Kategorie: Kriminalitätstheorien Tags: 1985, Anomie, ätiologisch, Durkheim, Emotionen, General Strain Theory, Merton, Mikro, soziale Desorganisation, USA

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SozTheo ist eine Informations- und Ressourcensammlung, die sich an alle an Soziologie und Kriminologie interessierten Leserinnen und Leser richtet.

SozTheo wurde als private Seite von Prof. Dr. Christian Wickert, Dozent für die Fächer Soziologie und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, erstellt. Die hier verfügbaren Beiträge und verlinkten Artikel spiegeln nicht die offizielle Meinung, Haltung oder Lehrpläne der HSPV NRW wider.

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