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Talcott Parsons – Die Struktur des sozialen Handelns (1937)

2. April 2025 | zuletzt aktualisiert am 5. April 2025 von Christian Wickert

Die Struktur des sozialen Handelns (Originaltitel: The Structure of Social Action) ist das erste Hauptwerk des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons und erschien 1937. Es gilt als theoretisches Fundament seines späteren strukturfunktionalistischen Ansatzes. Mit diesem Buch versuchte Parsons, eine theoretische Synthese zu schaffen, die sowohl europäische Klassiker als auch moderne gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigt. Das Werk markiert einen Wendepunkt in der Soziologie, indem es das Individuum nicht länger als passives Objekt sozialer Kräfte, sondern als aktives, sinngeleitetes Subjekt sozialen Handelns versteht.

Inhaltsverzeichnis

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  • Wissenschaftlicher Kontext
    • Die Struktur des sozialen Handelns nach Talcott Parsons
  • Grundzüge der Handlungstheorie
    • Soziales Handeln bei Parsons
    • Vom Handlungssystem zum AGIL-Schema
  • Rezeption und Querverweise
  • Bedeutung für Gegenwart und Praxis
  • Fazit
  • Literatur

Wissenschaftlicher Kontext

Parsons schrieb The Structure of Social Action in einer Zeit, in der die amerikanische Soziologie stark empirisch und pragmatisch geprägt war. Mit seiner Orientierung an den Klassikern – insbesondere Max Weber, Émile Durkheim und Alfred Marshall – wandte sich Parsons gegen einen rein positivistischen Zugang zur Soziologie. Er bemühte sich, die europäische Sozialtheorie mit den normativen Anforderungen einer modernen Gesellschaftsordnung in Einklang zu bringen. Das Werk ist daher nicht nur eine Theoriereflexion, sondern auch ein Programm: die Etablierung einer normativen Handlungstheorie als Herzstück der Soziologie.

Die Struktur des sozialen Handelns nach Talcott Parsons

Portrait Tacott Parsons
Talcott Parsons
Power Renegadas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Hauptvertreter: Talcott Parsons (1902–1979)

Erstveröffentlichung: 1937 (englisch), 1978 (deutsch)

Land: Vereinigte Staaten

Idee/ Annahme: Soziales Handeln ist nicht bloß zweckrational, sondern durch Werte, Normen und symbolische Systeme strukturiert. Der Akteur handelt zielgerichtet im Rahmen gesellschaftlicher Erwartungen.

Grundlage für: Strukturfunktionalismus, Handlungstheorie, Systemtheorie, Soziologie normativer Ordnung

Grundzüge der Handlungstheorie

Im Zentrum des Werks steht die Frage: Wie ist soziales Handeln möglich? Parsons entwickelt eine Theorie, die sich von rein utilitaristischen Erklärungen absetzt. Er argumentiert, dass Handeln nicht allein durch individuelle Interessen (Homo oeconomicus), sondern immer auch durch Normen, Werte und symbolische Ordnungen bestimmt ist.

Soziales Handeln bei Parsons

Soziales Handeln ist für Parsons immer:

  • zielgerichtet (teleologisch)
  • situationsbezogen (realistisch)
  • normativ strukturiert (kulturell verankert)

Parsons verbindet damit subjektive Motivation mit objektiven Strukturen – ein Ansatz, der viele spätere Theorien (z. B. Giddens’ Strukturationstheorie) beeinflusste.

Parsons definiert Handeln als ein systematisch strukturiertes Verhältnis zwischen einem Akteur, einem Ziel, einem Situationskontext und normativen Regeln:

  • Akteur: trifft Entscheidungen auf Basis von Präferenzen und Zielen
  • Ziel: intentionaler Zweck des Handelns
  • Situation: äußere Bedingungen, auf die das Handeln bezogen ist
  • Normative Ordnung: kulturelle Werte und soziale Regeln, die das Handeln strukturieren

Damit bildet Parsons die Grundlage für eine normative Handlungstheorie, die später im AGIL-Schema systematisiert wird (siehe Beitrag zu The Social System).

Vom Handlungssystem zum AGIL-Schema

In The Social System (1951) führt Talcott Parsons seine Theorie des sozialen Handelns weiter aus – hin zu einer umfassenden Systemtheorie sozialer Ordnung. Im Zentrum steht dabei das AGIL-Schema, mit dem er vier grundlegende Funktionen identifiziert, die jedes System erfüllen muss, um bestehen zu können:

  • Adaptation (Anpassung an Umweltbedingungen, z. B. durch Wirtschaft)
  • Goal Attainment (Zielverfolgung, z. B. durch politische Institutionen)
  • Integration (Zusammenhalt und Koordination, z. B. durch Rechtssysteme)
  • Latency (Erhalt grundlegender Werte und Motivationen, z. B. durch Familie, Erziehung, Religion)

Das AGIL-Schema ist eine direkte Fortentwicklung der handlungstheoretischen Überlegungen aus The Structure of Social Action. Es übersetzt die normativ eingebettete Handlung in funktionale Anforderungen an soziale Systeme – und bildet damit die Grundlage für Parsons’ Theorie des sozialen Systems.

Rezeption und Querverweise

  • Max Weber: Parsons rezipiert Webers Begriff des sinnhaften Handelns, gibt ihm jedoch eine stärkere normative Strukturierung. Handlung wird nicht nur aus subjektiven Motiven erklärt, sondern als regelgeleitet verstanden.
  • Émile Durkheim: Von Durkheim übernimmt Parsons die Idee, dass soziale Ordnung durch geteilte Werte stabilisiert wird. Er integriert dies in sein Konzept normativer Orientierung.
  • Niklas Luhmann: Luhmann kritisiert Parsons später für seine Subjektorientierung. Wo Parsons vom handelnden Akteur ausgeht, sieht Luhmann Systeme als primäre Analyseeinheit.
  • Jürgen Habermas: Habermas erkennt in Parsons’ Theorie die Bedeutung normativer Integration, grenzt sich jedoch durch seine Theorie des kommunikativen Handelns deutlich ab: Verständigung statt Systemintegration.

Bedeutung für Gegenwart und Praxis

Parsons’ Theorie mag heute abstrakt oder formalistisch erscheinen, doch sie bleibt relevant. In der Polizeisoziologie etwa hilft sein Ansatz, Handlungen im Kontext von Normen, Zielen und institutionellen Erwartungen zu analysieren. Polizeiliches Handeln folgt nicht allein strategischen Erwägungen, sondern ist in ein komplexes Geflecht aus rechtlichen Normen, organisationalen Strukturen und kulturellen Erwartungen eingebettet.

Fazit

Die Struktur des sozialen Handelns ist ein theoretisches Schlüsselwerk, das die Soziologie normativ fundiert und auf das Zusammenspiel von Akteur, Ziel, Norm und Struktur ausrichtet. Talcott Parsons gelingt es, disparate Theorien zu einem konsistenten Theoriegebäude zu verbinden – mit weitreichenden Folgen für Soziologie, Politikwissenschaft und Organisationsforschung. Auch wenn sein Werk später kritisch hinterfragt wurde, bleibt es ein zentraler Referenzpunkt für alle, die soziales Handeln als normativ eingebettetes Geschehen verstehen wollen.

Literatur

  • Parsons, T. (1937). The Structure of Social Action. New York: McGraw-Hill.
  • Parsons, T. (1978). Die Struktur des sozialen Handelns. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Alexander, J. C. (1983). The Modern Reconstruction of Classical Thought: Talcott Parsons. Stanford: Stanford University Press.
  • Joas, H., & Knöbl, W. (2004). Soziologische Theorie. Zwanzig Lektionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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Kategorie: Allgemeine Soziologie Tags: Gesellschaftstheorie, Handlungstheorie, Schlüsselwerke der Soziologie, soziale Integration, soziale Ordnung, Strukturfunktionalismus, Talcott Parsons, Werte und Normen

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