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Die Entwicklung soziologischer Theorien: Ein Überblick über 150 Jahre Soziologie

25. März 2025 | zuletzt aktualisiert am 21. April 2025 von Christian Wickert

Zeitleiste der soziologischen Theoriegeschichte von 1850 bis 2025. Gezeigt werden die zentralen theoretischen Strömungen: Klassiker der Soziologie (1850–1920), Funktionalismus und Strukturfunktionalismus (1920–1960), Symbolischer Interaktionismus (1930–1970), Strukturalismus (1950–1970), Systemtheorie (1960–1980), Kritische Theorie (1930–1990), Poststrukturalismus (1970–1990), Bourdieus Theorie der Praxis (1970–2000), Postmoderne und Flüchtige Moderne (1980–2000), sowie aktuelle Strömungen (2000–2025).

Inhaltsverzeichnis

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  • 1. Die Klassiker der Soziologie (ca. 1850–1920)
  • 2. Funktionalismus und Strukturfunktionalismus (1920–1960)
  • 3. Symbolischer Interaktionismus und Mikrosoziologie (1930–1970)
  • 4. Strukturalismus (1950–1970)
  • 5. Systemtheorie (1960–1980)
  • 6. Kritische Theorie (ab 1930, Blüte ab 1960)
  • 7. Poststrukturalismus und Gouvernementalität (1970–1990)
  • 8. Bourdieu und die Theorie der Praxis (1970–2000)
  • 9. Postmoderne und die Theorie der flüchtigen Moderne (1980–2000)
  • 10. Aktuelle Strömungen: Praxistheorie, Netzwerkforschung und Postkoloniale Theorien (2000–heute)
  • Fazit

1. Die Klassiker der Soziologie (ca. 1850–1920)

Die Soziologie entsteht als Antwort auf die tiefgreifenden Umwälzungen der Industrialisierung, Urbanisierung und gesellschaftlichen Modernisierung.

  • Karl Marx (1818–1883) stellt Klassenkonflikte, ökonomische Strukturen und die Dynamik von Kapitalismus und Ausbeutung in den Mittelpunkt.
  • Émile Durkheim (1858–1917) entwickelt die Idee der sozialen Fakten und betont die Bedeutung kollektiver Normen und Institutionen für sozialen Zusammenhalt.
  • Max Weber (1864–1920) analysiert das soziale Handeln, die Rationalisierung und die Rolle kultureller Werte bei der Entstehung moderner Gesellschaften.
  • Georg Simmel (1858–1918) legt den Fokus auf soziale Formen, Interaktion und die Wirkung der Großstadt auf das Individuum.
In dieser Frühphase entstehen zwei zentrale Pole: Theorien, die soziale Ordnung aus überindividuellen Strukturen erklären (Durkheim), und solche, die vom Sinn und Handeln des Einzelnen ausgehen (Weber, Simmel).

2. Funktionalismus und Strukturfunktionalismus (1920–1960)

Nach dem Ersten Weltkrieg dominieren Theorien, die nach sozialer Stabilität und Ordnung fragen.

  • Bronisław Malinowski und Alfred Radcliffe-Brown entwickeln funktionalistische Ansätze in der Anthropologie.
  • Talcott Parsons (1902–1979) verbindet diese Ideen in den 1930er bis 1950er Jahren zu einer umfassenden Theorie sozialer Systeme. Mit dem AGIL-Schema beschreibt er die universellen Funktionen jedes sozialen Systems: Anpassung, Zielverfolgung, Integration und Erhalt kultureller Muster.
Der Strukturfunktionalismus betrachtet Gesellschaft als ein System aus Rollen, Institutionen und Normen – ein stabilisierender Rahmen, der bis heute in der Organisations- und Institutionenforschung nachwirkt.

3. Symbolischer Interaktionismus und Mikrosoziologie (1930–1970)

Zeitgleich entwickelt sich eine theoretische Gegenbewegung:

  • George Herbert Mead, Herbert Blumer und später Erving Goffman legen den Fokus auf soziale Interaktion, Rollen und Identitätsarbeit.
  • Gesellschaft wird hier als Prozess verstanden, der in face-to-face-Interaktionen entsteht und über Symbole und Bedeutungen vermittelt wird.
Diese Mikroorientierung prägt bis heute Forschung zu sozialen Rollen, Identitätsbildung und Alltagskultur – etwa in der Sozialpsychologie, der Kriminalsoziologie oder der Migrationsforschung.

4. Strukturalismus (1950–1970)

Der französische Strukturalismus entwickelt eine neue Sichtweise:

  • Claude Lévi-Strauss überträgt strukturalistische Ideen auf soziale Beziehungen, Rituale und Mythen.
  • Strukturen werden als überindividuelle, oft unbewusste Systeme gedacht, die das Denken und Handeln prägen.
Der Strukturalismus inspiriert nicht nur die Soziologie, sondern auch Linguistik, Ethnologie und Kulturwissenschaften und führt zur systematischen Analyse von Symbolsystemen und sozialen Codes.

5. Systemtheorie (1960–1980)

  • Mit der Systemtheorie wird der Strukturfunktionalismus weiterentwickelt und komplexer gedacht.
  • Niklas Luhmann (1927–1998) löst sich von handlungs- und akteurszentrierten Perspektiven und versteht Gesellschaft als ein System von Kommunikationen, das sich selbst erzeugt (Autopoiesis).
  • Seine Theorie sozialer Systeme prägt bis heute soziologische Systemtheorie und Organisationsforschung.
Luhmanns Ansatz hilft insbesondere bei der Analyse hochkomplexer, differenzierter Gesellschaften und deren Funktionsmechanismen in Politik, Wirtschaft, Recht und Wissenschaft.

6. Kritische Theorie (ab 1930, Blüte ab 1960)

  • Die Frankfurter Schule (u. a. Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, später Jürgen Habermas) kritisiert bestehende Herrschaftsverhältnisse und die „verwaltete Welt“.
  • Im Zentrum stehen Fragen von Macht, Ideologie, kultureller Manipulation und rationaler Emanzipation.
  • Habermas entwickelt später die Theorie des kommunikativen Handelns und stellt Diskurs und Verständigung in den Mittelpunkt.
Die Kritische Theorie bildet das Fundament für viele Debatten zu sozialer Gerechtigkeit, Demokratie, Öffentlichkeit und Machtverhältnissen in modernen Gesellschaften.

7. Poststrukturalismus und Gouvernementalität (1970–1990)

  • Michel Foucault und Jacques Derrida lösen sich von starren Strukturbildern und betonen den konstruktiven Charakter von Sprache, Diskurs und Macht.
  • Foucault zeigt, wie Wissen, Normen und Macht sich gegenseitig hervorbringen und Individuen formen.
  • Seine Begriffe von Disziplin, Kontrolle und „Gouvernementalität“ haben die moderne Sozial- und Kulturforschung tief beeinflusst.
Die poststrukturalistische Perspektive ist bis heute zentral in der Migrationsforschung, Geschlechtersoziologie, Kriminologie und Diskursanalyse.

8. Bourdieu und die Theorie der Praxis (1970–2000)

  • Pierre Bourdieu (1930–2002) verbindet Struktur und Handlung in seiner Theorie des Habitus, der sozialen Felder und des Kapitals (ökonomisch, sozial, kulturell, symbolisch).
  • Er zeigt, wie soziale Ungleichheiten reproduziert werden und warum „freie Entscheidungen“ oft strukturell vorgeprägt sind.
Bourdieus Werk ist bis heute unverzichtbar in der Bildungssoziologie, Ungleichheitsforschung und der Analyse sozialer Milieus und kultureller Praktiken.

9. Postmoderne und die Theorie der flüchtigen Moderne (1980–2000)

  • Jean Baudrillard beschreibt eine Welt der Simulationen, in der Realität und Zeichen verschwimmen.
  • Zygmunt Bauman prägt den Begriff der „flüchtigen Moderne“, in der Stabilität durch ständige Veränderung und Unsicherheit ersetzt wird.
Diese Ansätze helfen, die fragmentierte Identitätsbildung, Konsumkultur und beschleunigte Lebenswelten der Gegenwart zu verstehen.

10. Aktuelle Strömungen: Praxistheorie, Netzwerkforschung und Postkoloniale Theorien (2000–heute)

  • Praxistheoretische Ansätze (u. a. Andreas Reckwitz) rücken routinierte Alltagspraktiken und kulturelle Scripts in den Vordergrund.
  • Netzwerktheorien (u. a. Bruno Latour) betrachten soziale Wirklichkeit als das Ergebnis von Beziehungen zwischen Menschen, Dingen und Institutionen.
  • Postkoloniale Theorien (u. a. Gayatri Spivak, Homi Bhabha) hinterfragen westliche Wissensordnungen und deuten soziale Strukturen als Ergebnis kolonialer Machtverhältnisse.
Diese aktuellen Theorien setzen sich mit globalen Verflechtungen, neuen Ungleichheiten und kultureller Hybridität auseinander.

Fazit

Von den Klassikern über den Strukturfunktionalismus, Symbolischen Interaktionismus und Poststrukturalismus bis zu gegenwärtigen Theorien der Praxis und Netzwerke: Die soziologische Theoriegeschichte ist eine Geschichte des ständigen Versuchs, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, Struktur und Handlung, Ordnung und Wandel zu verstehen. Wer diese Entwicklungslinien kennt, kann die Vielfalt soziologischer Perspektiven einordnen und für die Analyse moderner Gesellschaften nutzen.


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Kategorie: Allgemeine Soziologie Tags: Klassiker der Soziologie, Kritische Theorie, Netzwerkforschung, Poststrukturalismus, Praxistheorie, Soziologische Theorien, Strukturfunktionalismus, Symbolischer Interaktionismus, Systemtheorie, Theoriegeschichte

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  • Die Entwicklung soziologischer Theorien
  • Course de philosophie positive (1830–1842)
    Auguste Comte
  • Das Kommunistische Manifest (1848)
    Karl Marx & Friedrich Engels
  • Gemeinschaft und Gesellschaft (1887)
    Ferdinand Tönnies
  • Drei Schlüsselwerke der Soziologie
    Émile Durkheim
  • Die Großstadt und das Geistesleben (1903)
    Georg Simmel
  • Die protestantische Ethik (1905)
    Max Weber
  • Wirtschaft und Gesellschaft (1921)
    Max Weber
  • Geist, Identität und Gesellschaft (1934)
    Herbert Mead
  • Die Struktur des sozialen Handelns (1937)
    Talcott Parsons
  • Über den Prozeß der Zivilisation (1939)
    Norbert Elias
  • Dialektik der Aufklärung (1944)
    Max Horkheimer & Theodor W. Adorno
  • Sozialstruktur und Anomie (1949)
    Robert K. Merton
  • Das soziale System (1951)
    Talcott Parsons
  • Wir alle spielen Theater (1956)
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  • Das wilde Denken (1962)
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  • Etablierte und Außenseiter (1965)
    Norbert Elias & John L. Scotson
  • Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (1966)
    Peter L. Berger & Thomas Luckmann
  • Studies in Ethnomethodology (1967)
    Harold Garfinkel
  • Symbolischer Interaktionismus: Grundbegriffe und Methoden (1969)
    Herbert Blumer
  • Überwachen und Strafen (1969)
    Michel Foucault
  • Homo Sociologicus (1977)
    Ralf Dahrendorf
  • Die feinen Unterschiede (1979)
    Pierre Bourdieu
  • Theorie des kommunikativen Handelns (1981)
    Jürgen Habermas
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    Judith Butler
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