Am 18. August 2025 ist der Kriminologe Fritz Sack im Alter von 94 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die deutschsprachige Kriminologie einen ihrer profiliertesten Vertreter – einen Denker, der wie kaum ein anderer für eine kritisch-reflektierte, gesellschaftsanalytische Perspektive auf Kriminalität und Kontrolle stand. Fritz Sack war ein zentraler Begründer der
Fritz Sack
Radikaler Labellingansatz (Sack)
Der Soziologe Fritz Sack entwickelte Anfang der 1970er Jahre eine besonders radikale Variante der Labelling-Theorien. Ihm zufolge ist Kriminalität nicht das Resultat individueller Dispositionen oder sozialer Ursachen, sondern entsteht ausschließlich durch gesellschaftliche Zuschreibungsprozesse. Um die politische Dimension von Kriminalisierung hervorzuheben, schlug Sack vor, den Begriff „Labelling“ durch den Ausdruck marxistisch-interaktionistisch
Labelling-Ansatz (Überblick)
Der Labelling Ansatz (auch: Labeling Ansatz oder deutsch: Etikettierungsansatz) erklärt Delinquenz anhand der Interaktionen zwischen dem Delinquenten und denjenigen, die Delinquenz definieren. Er fragt damit nicht, wie frühere Theorien nach den Gründen, weshalb jemand kriminell wird (Ätiologie), sondern betrachtet auf der Makro-Ebene jene Vorgänge, welche zur Kriminalisierung bestimmter Handlungen führen.