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Sie befinden sich hier: Home / Soziologie / Schlüsselwerke der Soziologie / Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (1990)

Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (1990)

2. April 2025 | zuletzt aktualisiert am 14. Juli 2025 von Christian Wickert

Das Unbehagen der Geschlechter (Originaltitel: GenderGender bezeichnet das soziale Geschlecht und umfasst die kulturellen, sozialen und psychologischen Zuschreibungen, die mit Männlichkeit und Weiblichkeit verbunden sind. Trouble, 1990) von Judith Butler zählt zu den einflussreichsten Werken der Geschlechterforschung und Queer TheoryDie Queer Theory ist ein theoretischer Ansatz, der normative Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität dekonstruiert und alternative Identitätsformen sichtbar macht.. Butler bricht mit traditionellen Annahmen über Geschlecht und Identität, dekonstruiert binäre Geschlechterordnungen und macht deutlich, dass Geschlecht nicht „natürlich“, sondern gesellschaftlich hervorgebracht ist – performativ und wiederholbar. Das Werk hat die feministische Theorie und die Sozialwissenschaften grundlegend beeinflusst.

Inhaltsverzeichnis

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  • Wissenschaftlicher Kontext
    • Das Unbehagen der Geschlechter nach Judith Butler
  • Zentrale Begriffe und Theoriekern
    • Geschlecht als Konstruktion
    • Performativität
    • Heteronormativität
    • Subversion und Handlungsspielraum
    • Drag als Subversion
  • Relevanz für Soziologie und Praxis
    • Polizeiliche Praxis
    • Soziale Rollen und Sozialisation
  • Querverbindungen
  • Fazit
  • Literatur

Wissenschaftlicher Kontext

Butlers Werk entstand in einem theoretischen Spannungsfeld: Zwischen feministischer Theorie (z. B. Simone de Beauvoir), poststrukturalistischer Philosophie (z. B. Michel Foucault, Jacques Derrida) und der Psychoanalyse (insbesondere Jacques Lacan). Ihre Kritik richtet sich gleichermaßen gegen biologische Essentialismen wie gegen stabile Identitätskategorien innerhalb feministischer Bewegungen.

Das Unbehagen der Geschlechter nach Judith Butler

Portrait von Judith Butler aufgenommen 2013
Judith Butler, 2013

Hauptvertreterin: Judith Butler (geb. 1956)

Erstveröffentlichung: 1990 (dt. 1991)

Land: USA

Idee/Annahme: Geschlecht (Gender) ist nicht natürlich oder stabil, sondern wird durch soziale Praktiken und Sprache hervorgebracht – es ist performativ.

Grundlage für: Queer Theory, Gender Studies, feministische Theorie, kritische Identitätstheorien

Zentrale Begriffe und Theoriekern

Geschlecht als Konstruktion

Butler unterscheidet zwischen biologischem Geschlecht (sex), sozialem Geschlecht (gender) und Begehren (desire) – und problematisiert diese Unterscheidung zugleich. Sie argumentiert, dass bereits „sex“ nicht naturgegeben ist, sondern kulturell interpretiert und diskursiv hervorgebracht wird. Geschlecht ist nicht etwas, das wir „sind“, sondern etwas, das wir tun – immer wieder aufs Neue.

Performativität

Mit dem Begriff Performativität beschreibt Butler, dass Geschlecht durch wiederholte Handlungen hervorgebracht wird. Diese Handlungen folgen kulturellen NormenVerhaltensregeln und Erwartungen, die innerhalb einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe als verbindlich gelten. und Erwartungen – z. B. durch Kleidung, Sprache, Körpersprache, soziale Rollen.

„Mann“ oder „Frau“ zu sein ist kein inneres Wesen, sondern ein sozialer Akt, der durch ständige Wiederholung stabil erscheint. Dadurch wird die Illusion erzeugt, Geschlecht sei natürlich oder gegeben.

Heteronormativität

Butler kritisiert die gesellschaftliche Heteronormativität – also die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt, die in einer heterosexuellen Beziehung zueinander stehen. Diese Norm erzeugt „intelligible“ Subjekte – Menschen, die sozial als verständlich und legitim gelten. Wer davon abweicht, wird marginalisiert oder pathologisiert.

Subversion und Handlungsspielraum

Obwohl Geschlecht durch soziale Normen hervorgebracht wird, bleibt Raum für Widerstand und Subversion. Die Wiederholung von Normen ist nie vollkommen – es gibt immer Spielräume, die Norm durch Parodie, Übertreibung oder Brechung zu unterlaufen. Butlers berühmtes Beispiel ist die Drag-Performance, die Geschlecht als Spiel mit Normen sichtbar macht.

Drag als Subversion

Judith Butler verwendet Drag als Beispiel für die Performativität von Geschlecht. Drag zeigt, dass Geschlecht nicht authentisch oder natürlich ist, sondern inszeniert wird. In der Übertreibung und Parodie werden die Regeln der Geschlechterdarstellung sichtbar – und unterlaufen. So entsteht Widerstand gegen Heteronormativität im Modus des Spiels.

Relevanz für Soziologie und Praxis

Polizeiliche Praxis

Im polizeilichen Alltag sind Geschlechterzuschreibungen häufig handlungsleitend – etwa bei der Einschätzung von Gefahr, dem Einsatz von Zwang oder der Anrede von Personen. Butlers Theorie sensibilisiert dafür, dass Geschlecht keine objektive Kategorie, sondern ein sozialer Konstruktionsprozess ist. Dies betrifft z. B.:

  • den Umgang mit trans* und nichtbinären Personen,
  • die Gestaltung geschlechtsspezifischer Polizeimaßnahmen,
  • die Reflexion eigener Rollenvorstellungen im Beruf.

Soziale Rollen und SozialisationSozialisation bezeichnet den Prozess, durch den Individuen die Werte, Normen, Verhaltensmuster und sozialen Rollen ihrer Gesellschaft erlernen und internalisieren. Dieser Prozess ermöglicht die Integration in soziale Gemeinschaften und die Entwicklung einer eigenen sozialen Identität.

Butlers Werk knüpft implizit an soziologische Rollentheorien an, wie etwa Ralf Dahrendorfs Homo Sociologicus. Doch während klassische Rollentheorien von relativ stabilen Erwartungen an soziale Positionen ausgehen, zeigt Butler, dass auch diese Rollen diskursiv hervorgebracht und veränderbar sind. Ihre Theorie überschreitet damit die klassischen Grenzen von Sozialisationstheorien – hin zu einer dekonstruktiven Analyse von Identitätskategorien.

Querverbindungen

  • Erving Goffman: Goffmans Analyse von Interaktionen und der „Inszenierung des Selbst“ lässt sich mit Butlers Performativitätsbegriff in Beziehung setzen – allerdings ohne Goffmans essentialistische Tendenzen.
  • Michel Foucault: Butler greift Foucaults MachtMacht bezeichnet die Fähigkeit von Personen oder Gruppen, das Verhalten anderer zu beeinflussen – auch gegen deren Willen.- und Diskurstheorie auf. Wie bei Foucault entstehen Identitäten durch normative Diskurse und Machtverhältnisse.
  • Pierre Bourdieu: Bourdieus Konzept des HabitusDer Habitus bezeichnet ein System von Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern, das Menschen im Laufe ihres Lebens – insbesondere durch ihre soziale Herkunft – verinnerlichen und das ihr Verhalten prägt. kann ergänzend zu Butlers Performativität gelesen werden – beide beschreiben die Verkörperung sozialer Normen, wenn auch mit unterschiedlichem Fokus.

Fazit

Das Unbehagen der Geschlechter ist ein theoretisch anspruchsvolles, aber wegweisendes Werk. Butler gelingt es, Geschlecht als soziale Praxis zu entnaturalisieren und die Grundlagen heteronormativer Gesellschaften zu hinterfragen. Die These, dass Identitäten gemacht, nicht gefunden werden, eröffnet neue Perspektiven auf Selbst, GesellschaftEine Gesellschaft ist ein strukturiertes Gefüge von Menschen, die innerhalb eines geografischen Raumes unter gemeinsamen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen leben und durch institutionalisierte soziale Beziehungen miteinander verbunden sind. und Macht. Das Werk hat nicht nur die Geschlechterforschung revolutioniert, sondern stellt eine grundlegende Herausforderung an jede Theorie des Sozialen dar, die von stabilen Kategorien ausgeht.

Literatur

  • Butler, J. (1990). Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. New York: Routledge.
  • Butler, J. (1991). Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Foucault, M. (1977). Überwachen und Strafen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Goffman, E. (1959). Wir alle spielen Theater. München: Piper.

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Kategorie: Allgemeine Soziologie Tags: Bourdieu, Dekonstruktion, Feminismus, Foucault, Gender, Geschlecht, Goffman, Heteronormativität, Judith Butler, Performativität, Polizeiarbeit, Queer Theory, soziale Rolle, Sozialisation, Soziologische Klassiker

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