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Keith J. Hayward – City Limits: Crime, Consumer Culture and the Urban Experience (2004)

14. Juni 2025 | zuletzt aktualisiert am 14. Juni 2025 von Christian Wickert

Mit City Limits veröffentlichte der britische Kulturkriminologe Keith J. Hayward im Jahr 2004 ein innovatives Werk zur Schnittstelle von Kriminalität, Konsumkultur und urbanem Raum. Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen der Cultural Criminology analysiert Hayward, wie sich in der spätmodernen Stadt neoliberale Ordnungsvorstellungen, mediale Bildwelten und Formen devianter Aneignung überlagern. Er plädiert für ein erweitertes Verständnis von Kriminalität, das urbane Erfahrung, visuelle Reize und Konsumlogiken ernst nimmt – und nicht vorschnell als irrational oder pathologisch abtut.

Cultural Criminology: Kriminologischer Ansatz, der kulturelle Bedeutungen, emotionale Dynamiken und symbolische Auseinandersetzungen in das Zentrum der Analyse von Devianz und sozialer Kontrolle rückt.

Inhaltsverzeichnis

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  • Hauptthesen
    • Beispiel für den Zusammenhang von Konsum, Konsumkritik und Kriminalität
  • Merkzettel
    • City Limits – Keith J. Hayward
  • Theoretischer Rahmen
  • Methodischer Zugang
  • Relevanz für die Kriminologie
  • Kritik und Rezeption
  • Literatur und weiterführende Informationen

Hauptthesen

In City Limits entfaltet Keith J. Hayward eine Reihe zentraler Thesen, die aufzeigen, wie eng Kriminalität, Konsum und urbane Erfahrung miteinander verwoben sind. Die Stadt erscheint dabei nicht als neutrale Kulisse, sondern als symbolisch und kulturell überformter Raum.

Städte sind kulturell übercodierte Räume: Hayward argumentiert, dass städtische Räume mit Bedeutungen überfrachtet sind, die durch Werbung, Architektur, Medienbilder und politische Diskurse geprägt werden. In dieser semiotischen Übercodierung überlagern sich Konsumversprechen, Sicherheitslogiken und gesellschaftliche Ausschlüsse. Kriminalität entsteht nicht nur in der Stadt, sondern wird auch von ihr mitproduziert, strukturiert und sichtbar gemacht.

Devianz ist performativ und sinnlich: Abweichendes Verhalten folgt nicht ausschließlich rationalen oder funktionalen Motiven, sondern besitzt eine eigene ästhetische und affektive Qualität. Phänomene wie Graffiti, Vandalismus oder „urban exploring“ sind Ausdruck eines subkulturellen Erlebens, das mit Spannung, Rebellion und Selbstinszenierung verbunden ist. Hayward plädiert dafür, diese Handlungen als Teil einer urbanen Sinnproduktion zu verstehen – nicht bloß als normabweichende Akte.

Neoliberale Stadtentwicklung erzeugt Ausschlüsse und Inszenierungen: Die spätmoderne Stadt wird zunehmend durch privatwirtschaftliche Interessen, Sicherheitsdispositive und kontrollierte Erlebniszonen geprägt. „Privatisierte“ Räume wie Einkaufszentren oder Eventflächen sind zwar öffentlich zugänglich, entziehen sich aber demokratischer Aushandlung. Zugleich werden durch architektonische Gestaltung, Überwachung und Platzverbote bestimmte Nutzergruppen – insbesondere marginalisierte Personen – systematisch verdrängt.

Konsumkultur und Kriminalität sind strukturell verwoben: Hayward zeigt, dass das Begehren nach Marken, Sichtbarkeit und Zugehörigkeit im Konsumkapitalismus eng mit bestimmten Delikten verknüpft ist – etwa Ladendiebstahl, Markendiebstahl oder Schwarzkopien. Kriminalität ist hier nicht bloß Mangel oder Aggression, sondern Teil eines kulturellen Prozesses der Aneignung, Identitätsbildung und Reaktion auf Ausschlüsse. In dieser Perspektive wird die Trennlinie zwischen normkonformem Konsum und devianter Aneignung zunehmend porös.

Beispiel für den Zusammenhang von Konsum, Konsumkritik und Kriminalität

Buchcover: Abbie Hoffman – Steal This Book
Steal This Book: Der provokante Titel des 1971 erschienenen Handbuchs von Abbie Hoffman war mehr als ein Gag – er symbolisierte die bewusste Grenzverwischung zwischen Konsumverweigerung, Subversion und Illegalität. Das Buch versammelt praktische Anleitungen zum Leben außerhalb kapitalistischer Verwertungslogik: vom Ladendiebstahl über Schwarzfahren bis zur Gründung freier Kommunen. Im Kontext von Keith Haywards City Limits wird deutlich, wie eng Kriminalität und Konsumkultur kulturell verknüpft sind – etwa wenn Normabweichung zum Ausdruck politischen Protests und alternativer Lebensformen wird.

Merkzettel

City Limits – Keith J. Hayward

Hauptvertreter: Keith J. Hayward
Erstveröffentlichung: 2004
Land: Großbritannien
Idee/Annahme: Kriminalität, Konsum und urbane Erfahrung sind kulturell verwoben. Städte produzieren und disziplinieren Devianz gleichermaßen – oft über Ästhetik, Medien und Architektur.
Verwandte Theorien: Cultural Criminology, Konsumsoziologie, Urban Criminology, Visual Criminology

Theoretischer Rahmen

Hayward verbindet Einsichten der Cultural Criminology mit Anregungen aus der Konsumsoziologie (Baudrillard, Zygmunt Bauman), der postmodernen Raumtheorie (Lefebvre) und der Medienanalyse. Dabei nutzt er ein breites Spektrum an Beispielen – von Shopping-Malls über CCTV-Kameras bis zu Hooliganismus und Street Culture. Die Stadt erscheint als hypermedialer Erlebnisraum, in dem sich Subjektivitäten, Ängste und Begehren materialisieren – häufig in Formen, die als deviant klassifiziert werden.

Methodischer Zugang

Hayward arbeitet theoretisch-analytisch, aber kultur- und alltagsnah. Er beobachtet städtische Räume, Bildpraktiken und Verhaltensformen als sinnlich vermittelte Erfahrungswelten – ganz im Sinne einer Criminology of Everyday Life. In späteren Werken (z. B. zur Visual Criminology) hat er diese Perspektive noch weiter ausgebaut.

Relevanz für die Kriminologie

City Limits ist ein Schlüsselwerk der europäischen Cultural Criminology und liefert zentrale Impulse für die Analyse von:

  • Stadt und Devianz: Urbanität als Ort der Grenzüberschreitung und Kontrolle
  • Symbolische Ordnung und urbane Exklusion durch Konsumarchitektur und Ästhetisierung
  • Ästhetik und Devianz: wie z. B. Vandalismus, Raves, Protestkultur, Markenpiraterie
  • Kriminalität als kulturelle Praxis – z. B. in Mode, Musik, Szenekultur

In seiner kulturtheoretischen Perspektive weist das Werk deutliche Parallelen zu Mike Presdees Studie Cultural Criminology and the Carnival of Crime (2000) auf: Beide Autoren verstehen Devianz als emotional aufgeladene, kulturell gerahmte Praxis, die sich gegen repressiv-ästhetisierte Ordnungssysteme richtet – sei es durch symbolischen Regelbruch, performative Aneignung oder widerständige Sichtbarkeit im urbanen Raum.

Ein vergleichbarer Zugang im deutschsprachigen Raum findet sich bei Jan Wehrheim, der in Die überwachte Stadt (2002) die raumbezogene Wirkung von Überwachung auf urbane Öffentlichkeit untersucht (siehe auch: Wehrheim, 2007). Während Hayward stärker ästhetisch-symbolische Dynamiken in den Blick nimmt, analysiert Wehrheim empirisch die sozialstrukturellen Ausschlüsse, die durch Sicherheitsarchitekturen, Kameraeinsatz und raumbezogene Ordnungspolitiken entstehen.

Weitere Schlüsselwerke zu Kriminalität und Urbanität finden sich u. a. bei Mike Presdee, Didier Fassin oder Jeff Ferrell.

Kritik und Rezeption

Das Werk wurde insbesondere im angelsächsischen Raum vielfach rezipiert und gilt als stilbildend für die Weiterentwicklung der Cultural Criminology. Kritisiert wird mitunter die theorieästhetische Überhöhung mancher Phänomene (z. B. Graffiti als „urbanes Signifikat“), aber gerade darin liegt auch die Stärke: Haywards Werk bringt neue, transdisziplinäre Lesarten von Kriminalität in die Debatte ein.

Literatur und weiterführende Informationen

  • Hayward, K. J. (2004). City Limits: Crime, Consumer Culture and the Urban Experience. London: GlassHouse Press.
  • Hoffman, A. (1971). Steal this Book. Pirate Editions. [hier als Volltext verfügbar: https://semantikon.com/StealThisBookbyAbbieHoffman.pdf]
  • Wehrheim, J. (2007). Die überwachte Stadt. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/themen/stadt-land/stadt-und-gesellschaft/64433/die-ueberwachte-stadt/

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Kategorie: Kriminologie Tags: Ästhetisierung von Kontrolle, City Limits, Cultural Criminology, Exklusion, Graffiti, Keith J. Hayward, Konsumkultur, Kriminalität und Konsum, Neoliberalismus, Stadtentwicklung, Stadtsoziologie, Subkultur, Symbolische Ordnung, Überwachung, Urban Criminology, urbane Devianz, Visual Criminology

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Lektionen

  • The Social Organization of Juvenile Justice (1968)
    Aaron Cicourel
  • Folk Devils and Moral Panics (1972)
    Stanley Cohen
  • Visions of Social Control (1985)
    Stanley Cohen
  • Re-thinking the Political Economy of Punishment (2006)
    Alessandro De Giorgi
  • Enforcing Order (2013)
    Didier Fassin
  • The Police Power (2005)
    Markus D. Dubber
  • The Philadelphia Negro (1899)
    W.E.B. Du Bois
  • Grundlegung der Soziologie des Rechts (1913)
    Eugen Ehrlich
  • The Culture of Control (2001)
    David Garland
  • Stigma: Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität (1963)
    Erving Goffman
  • Policing the Crisis: Mugging, the State and Law and Order (1978)
    Stuart Hall et al.
  • Against Prediction: Profiling, Policing, and Punishing in an Actuarial Age (2007)
    Bernard E. Harcourt
  • The Illusion of Free Markets: Punishment and the Myth of Natural Order (2011)
    Bernard E. Harcourt
  • The Felon (1970)
    John Irwin
  • The Politics of Abolition (1974)
    Thomas Mathiesen
  • The Viewer Society (1997)
    Thomas Mathiesen
  • Über die Präventivwirkung des Nichtwissens. Dunkelziffer, Norm und Strafe (1986)
    Heinrich Popitz
  • Cultural Criminology and the Carnival of Crime (2000)
    Mike Presdee
  • Class, State, and Crime (1977)
    Richard Quinney
  • The Politics of the Police (1985/2010)
    Robert Reiner
  • Punishment and Social Structure (1939)
    Georg Rusche & Otto Kirchheimer
  • Governing Through Crime (2007)
    Jonathan Simon
  • Being Mentally Ill: A Sociological Theory (1966)
    Thomas Scheff
  • White Collar Crime (1949)
    Edwin H. Sutherland
  • The New Criminology (1973)
    Taylor, Walton & Young

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