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Sie befinden sich hier: Home / Kriminologie / Schlüsselwerke der Kriminologie / Jock Young – The Exclusive Society (1999)

Jock Young – The Exclusive Society (1999)

6. August 2025 | zuletzt aktualisiert am 6. August 2025 von Christian Wickert

The Exclusive Society: Social Exclusion, Crime and Difference in Late Modernity (1999) ist ein Schlüsselwerk der spätmodernen KriminologieKriminologie ist die interdisziplinäre Wissenschaft über Ursachen, Erscheinungsformen und gesellschaftliche Reaktionen auf normabweichendes Verhalten. Sie untersucht insbesondere Prozesse sozialer Kontrolle, rechtliche Rahmenbedingungen sowie individuelle und strukturelle Einflussfaktoren. des britischen Soziologen und Kriminologen Jock Young. In diesem einflussreichen Buch verknüpft Young steigende Kriminalitätsraten und moralische Paniken mit sozialen Ausschlussprozessen, Unsicherheit und Ungleichheit in fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften. Das Werk gilt als grundlegender Beitrag zur Soziologie der SpätmoderneBezeichnung für die gegenwärtige Gesellschaftsphase, in der die klassischen Errungenschaften der Moderne weitergeführt, aber zugleich reflexiv hinterfragt und transformiert werden. und als Meilenstein der kulturellen und kritischen Kriminologie.

Inhaltsverzeichnis

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  • Merkzettel
    • Jock Young – The Exclusive Society
  • Zentrale Argumente
  • Verbindungen zu anderen Theorien
    • Jock Youngs Trilogie der Spätmoderne
  • Kritik und Rezeption
  • Literatur

Merkzettel

Jock Young – The Exclusive Society

Portrait: Jock Young
Jock Young

Autor: Jock Young (1942–2013)

Erstveröffentlichung: 1999

Land: Vereinigtes Königreich

Zentrale These: Young analysiert, wie spätmoderne Gesellschaften durch zunehmende Ungleichheit, Konsumdruck und punitive Politik soziale Unsicherheit und Ausschluss erzeugen. KriminalitätKriminalität bezeichnet gesellschaftlich normierte Handlungen, die gegen das Strafgesetz verstoßen. wird dabei zum Ausdruck tiefer liegender gesellschaftlicher Spannungen.

Relevanz für: Kulturelle und kritische Kriminologie, insbesondere Theorien zu sozialem Ausschluss, moralischen Paniken sowie zur Rolle von Medien, Angst und Kontrolle. Enge Bezüge bestehen zu Stuart Hall, Jeff Ferrell und dem linken Realismus.

Zentrale Argumente

1. Sozialer Ausschluss als Ursache von Kriminalität:
Young argumentiert, dass die Zunahme von Kriminalität und Unsicherheit in der Spätmoderne als direkte Folge wachsender sozialer Ausgrenzung zu verstehen ist. Anders als in der Nachkriegszeit, die von IntegrationIntegration bezeichnet den Prozess der Eingliederung von Personen oder Gruppen in eine bestehende Gesellschaft, bei dem sowohl Anpassung als auch Teilhabe angestrebt werden. und sozialem Aufstieg geprägt war, herrscht heute Fragmentierung und Marginalisierung. Besonders junge, arme und ethnisierte Bevölkerungsgruppen werden an den Rand gedrängt – ohne Zugang zu stabiler Arbeit, Wohnraum oder gesellschaftlicher Anerkennung. Kriminalität erscheint hier als Reaktion auf strukturelle Entfremdung und Ausschluss.

2. Die „bulimische GesellschaftEine Gesellschaft ist ein strukturiertes Gefüge von Menschen, die innerhalb eines geografischen Raumes unter gemeinsamen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen leben und durch institutionalisierte soziale Beziehungen miteinander verbunden sind.“:
Young nutzt die Metapher einer „bulimischen Gesellschaft“, um die Widersprüche des Konsumkapitalismus zu beschreiben. Diese Gesellschaft bombardiert ihre Mitglieder mit Bildern von Reichtum und Erfolg, schließt jedoch große Teile von deren tatsächlicher Teilhabe aus. Ähnlich wie bei der Bulimie folgt auf das „Fressen“ ein „Ausstoßen“: Die moderne Konsumgesellschaft weckt Begierden, die sie selbst nicht einlöst – was Frustration, Demütigung und deviante Reaktionen provoziert.

3. Kriminalität als Kommunikationsform:
Kriminalität ist für Young nicht nur Ausdruck von Mangel oder Pathologie, sondern eine symbolische Handlung. Vandalismus, Bandenkriminalität oder Diebstahl dienen der Statusgewinnung, Identitätsbehauptung oder dem Widerstand gegen Marginalisierung. Deviante Handlungen machen so auf die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Idealen und tatsächlichen Lebensrealitäten aufmerksam – und werden zu Ausdrucksformen in einer entfremdeten Welt.

4. Moralische Paniken und die Politik der Unsicherheit:
Young zeigt auf, wie Politik und Medien durch moralische Paniken gezielt Ängste schüren – etwa gegenüber MigrantEin Migrant ist eine Person, die ihren Lebensmittelpunkt aus wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Gründen von einem Staat in einen anderen verlegt – freiwillig oder gezwungen.:innen oder Jugendlichen. Diese Paniken legitimieren Repression, verschleiern aber die wahren sozialen Ursachen von Unsicherheit. Die Folge ist ein Teufelskreis aus Ausschluss, Kriminalität, Angst und Kontrolle.

Verbindungen zu anderen Theorien

Left Realism:
Young war Mitbegründer des linken Realismus, der bereits in The New Criminology (1973) und What is to be Done About Law and Order? (1984) angelegt wurde. The Exclusive Society erweitert diese Perspektive um kulturelle und emotionale Dimensionen von Ausschluss und stellt damit eine Brücke zur Cultural CriminologyCultural Criminology ist ein kriminologischer Ansatz, der Kriminalität und soziale Kontrolle als kulturell geprägte Phänomene versteht und analysiert. Im Fokus stehen die Bedeutungen, Symbole und gesellschaftlichen Diskurse, die Kriminalität umgeben. dar.

Left Realism ist ein kritischer Ansatz der Kriminologie, der sich in den 1980er-Jahren als Antwort auf die repressive Politik der Neuen Rechten und idealistische Positionen innerhalb der kritischen Kriminologie entwickelte. Vertreter wie Jock Young, John Lea und Roger Matthews betonen die reale Betroffenheit benachteiligter Gruppen durch Kriminalität – ohne dabei die strukturellen Ursachen wie soziale Ungleichheit, relative Deprivation oder Ausgrenzung aus dem Blick zu verlieren. Left Realism plädiert für progressive Reformen, die soziale Gerechtigkeit fördern und die Strafverfolgung demokratisch kontrollieren.

Cultural Criminology:
Youngs Sichtweise, Kriminalität als symbolische Handlung und Identitätsperformance zu verstehen, beeinflusste maßgeblich die Entstehung der Cultural Criminology. Diese Perspektive – später systematisiert von Ferrell, Hayward und Young – analysiert Kriminalität im kulturellen, emotionalen und ästhetischen Kontext.

Spätmoderne und RisikogesellschaftEine Gesellschaftsform, in der zentrale Bedrohungen aus den unbeabsichtigten Nebenfolgen technologischer, ökonomischer und wissenschaftlicher Entwicklungen resultieren.:
Youngs Analyse reiht sich ein in die Diagnosen anderer Gesellschaftstheoretiker wie Ulrich Beck und Zygmunt Bauman. Sein Werk ist ein zentraler Beitrag zur Soziologie der Spätmoderne.

Jock Youngs Trilogie der Spätmoderne

Jock Youngs späte Werke lassen sich als Trilogie verstehen, die die sozialen, kulturellen und kriminologischen Folgen der Spätmoderne analysiert:

  • The Exclusive Society (1999): Thematisiert sozialen Ausschluss, Unsicherheit und punitiven StrafvollzugRechtlich geregelte Inhaftierung und Resozialisierung von Straftätern zur Strafvollstreckung und Vorbereitung auf ein straffreies Leben in Freiheit..
  • The Vertigo of Late Modernity (2007): Beschreibt moralische Desorientierung, Identitätskrisen und soziale Überforderung.
  • The Criminological Imagination (2011): Fordert eine erneuerte, gesellschaftlich eingebettete Kriminologie.

Gemeinsam liefern die Werke eine kritische Zeitdiagnose und ein Plädoyer für eine engagierte, soziologisch fundierte Kriminologie.

Kritik und Rezeption

The Exclusive Society gilt als Meilenstein der kritischen Kriminologie. Die Verbindung von ökonomischer, kultureller und emotionaler Analyse wurde vielfach gelobt. Kritisch wurde angemerkt, dass Youngs theoretischer Anspruch zuweilen zulasten der empirischen Fundierung gehe. Dennoch bleibt die zentrale Botschaft des Werks – dass Kriminalität nicht von ihren gesellschaftlichen Ursachen getrennt betrachtet werden darf – hoch aktuell.

Literatur

  • Young, J. (1999). The Exclusive Society: Social Exclusion, Crime and Difference in Late Modernity. London: SAGE.
  • Garland, D. (2001). The Culture of Control. Oxford: Oxford University Press.
  • Ferrell, J., Hayward, K., & Young, J. (2008). Cultural Criminology: An Invitation. London: SAGE.
  • Beck, U. (1986). Risikogesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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Kategorie: Kriminologie Tags: Cultural Criminology, Exclusive Society, Jock Young, Jugendkriminalität, Konsumgesellschaft, Kriminalität und Gesellschaft, Kriminalitätsfurcht, Kritische Kriminologie, Left Realism, Moral Panic, Repressive Politik, soziale Exklusion, soziale Ungleichheit, Spätmoderne, Symbolische Kriminalität

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Lektionen

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  • The New Criminology (1973)
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  • Class, State, and Crime (1977)
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