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Sie befinden sich hier: Home / Kriminologie / Schlüsselwerke der Kriminologie / Lucia Zedner – Security (2009)

Lucia Zedner – Security (2009)

13. Juni 2025 | zuletzt aktualisiert am 13. Juni 2025 von Christian Wickert

Inhaltsverzeichnis

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  • Sicherheit als umkämpftes Konzept
    • Security – Lucia Zedner
  • Von der Strafe zur Prävention
  • Sicherheit – für wen?
  • Die Ethik der Sicherheit
  • Einordnung in die kritische Sicherheitsforschung
  • Aktuelle Anschlussfähigkeit
  • Kritik und Rezeption
  • Fazit
  • Literatur und weiterführende Informationen
    • Video

Sicherheit als umkämpftes Konzept

Mit ihrem Werk Security (2009) legt die britische Rechtswissenschaftlerin und Kriminologin Lucia Zedner eine normativ sensible, interdisziplinär fundierte und präzise Analyse des Sicherheitsbegriffs vor. Sie zeigt, dass „Sicherheit“ kein objektiv beschreibbares Gut ist, sondern eine vielschichtige soziale Konstruktion, die in Politik, Strafrecht und Gesellschaft unterschiedlich funktionalisiert wird. Zedners Werk gilt als Schlüsseltext der Critical Security Studies und als kriminologische Fundamentalkritik an sicherheitspolitischen Verschiebungen im Zeichen von Prävention, Risiko und Kontrolle.

Security – Lucia Zedner

Portrait Lucia Zedner
Lucia Zedner, 2017
Patar knight, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Hauptvertreterin: Lucia Zedner
Erstveröffentlichung: 2009
Land: Vereinigtes Königreich
Zentrale Idee: Sicherheit ist kein neutrales Gut, sondern ein politisch umkämpftes Konzept, das in der Präventionsgesellschaft neue Formen staatlicher Kontrolle und rechtlicher Entgrenzung legitimiert.
Relevante Themen: Prävention, Risiko, Strafrecht, Sicherheitsstaat, Menschenrechte
Verwandte Schlüsselwerke: Garland – The Culture of Control, Harcourt – Against Prediction, Simon – Governing Through Crime

Von der Strafe zur Prävention

Ein zentrales Anliegen Zedners ist die historische Verschiebung im Umgang mit Unsicherheit. Während sich klassische Strafjustiz auf begangene Taten und individuelle Schuld konzentriert, zeigt Zedner, dass moderne Sicherheitspolitik zunehmend präventiv agiert: Risikoberechnungen, Vorhersagemodelle und präemptive Maßnahmen ersetzen die klassische Reaktion auf das Verbrechen. Diese präventive Wende führt zu einer zunehmenden Ausweitung und Entgrenzung staatlicher Befugnisse – etwa durch Inhaftierungen ohne Anklage (Preventive Detention), durch Anti-Terror-Maßnahmen oder durch proaktive Polizeistrategien.

Diese Verschiebung von einer reaktiven zu einer prospektiven Rationalität hat weitreichende Folgen: Sie verändert das Verständnis von Recht, verschiebt das Verhältnis von Bürger:innen und Staat und lässt zentrale Prinzipien wie Unschuldsvermutung oder Verhältnismäßigkeit in den Hintergrund treten.

Sicherheit – für wen?

Zedner betont, dass Sicherheit niemals neutral ist: Sie ist immer selektiv – gesellschaftlich, rechtlich und symbolisch. Bestimmte Gruppen (z. B. Migrant:innen, Jugendliche, politisch Andersdenkende) geraten schneller ins Visier präventiver Maßnahmen, während andere weitgehend unbehelligt bleiben. Sicherheitspolitik produziert somit nicht nur Sicherheit, sondern auch neue Formen der Exklusion und sozialen Kontrolle.

Gleichzeitig fragt Zedner nach den normativen Implikationen einer „Sicherheitsgesellschaft“, in der Risiko nicht länger als unvermeidlicher Bestandteil sozialen Lebens gilt, sondern als Störung, die es präventiv zu beseitigen gilt. Wer entscheidet, was als Bedrohung gilt? Wer profitiert von der Rhetorik der Unsicherheit? Und wie lässt sich eine Gesellschaft denken, die sowohl Sicherheit als auch Freiheit schützt?

Freiheit vs. Sicherheit: Ein historischer Perspektivwechsel
Das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Während in den 1970er bis 1990er Jahren der Schwerpunkt liberaler Demokratien auf dem Schutz der Bürger:innen vor staatlicher Übergriffigkeit lag – etwa durch Grundrechte, Datenschutzgesetze und rechtsstaatliche Kontrolle –, verschob sich der Fokus nach den Anschlägen vom 11. September 2001 dramatisch.

Seither wird Sicherheit zunehmend als Superwert gehandelt: Der Schutz vor unsichtbaren, unvorhersehbaren Bedrohungen („unknown unknowns“) rechtfertigt präventive Eingriffe, Überwachung und eine Ausweitung staatlicher Befugnisse. Politik und Medien verstärken diese Tendenz oft durch einen Sicherheitsdiskurs, der Unsicherheit inszeniert und Sicherheit als höchste Staatsaufgabe ins Zentrum rückt. Was einst als Schutz vor dem Staat gedacht war, wird nun als Forderung nach Schutz durch den Staat reinterpretiert – mit weitreichenden Folgen für Freiheitsrechte, Rechtsprinzipien und gesellschaftliches Vertrauen.

Die Ethik der Sicherheit

Zedners Werk ist nicht nur deskriptiv, sondern stark normativ geprägt. Sie fordert eine ethische Fundierung von Sicherheitspolitik, die auf demokratische Prinzipien, Rechtsstaatlichkeit und Bürgerrechte Rücksicht nimmt. Sicherheit dürfe nicht als technokratische Aufgabe begriffen werden, sondern müsse politisch legitimiert und rechtlich kontrollierbar bleiben.

Besonders kritisch zeigt sie sich gegenüber Konzepten wie dem „security continuum“, das alle Lebensbereiche unter Sicherheitslogiken subsumiert – von der Schule über den Flughafen bis zum Internet. Sicherheit wird in dieser Logik zur Rechtfertigung nahezu jeder Form staatlicher Intervention.

Einordnung in die kritische Sicherheitsforschung

Security steht in enger Verbindung zu den Arbeiten von David Garland, Jonathan Simon und Bernard Harcourt. Während Garland das kulturelle Klima der Unsicherheit beschreibt und Harcourt die Risiken prädiktiver Logiken kritisiert, liegt Zedners Fokus auf den juristischen und politischen Konsequenzen des Sicherheitsparadigmas. Ihr Werk verbindet Strafrechtskritik mit gesellschaftstheoretischen Diagnosen und politischer Philosophie – und liefert damit ein normatives Gegengewicht zur instrumentellen Sicherheitslogik vieler politischer Diskurse.

Aktuelle Anschlussfähigkeit

Zedners Überlegungen sind heute aktueller denn je. In Zeiten algorithmischer Risikoanalysen, biometrischer Grenzsicherung und digitaler Selbstvermessung stellt sich die Frage nach der normativen Fundierung von Sicherheitspolitik mit neuer Dringlichkeit. Ob in der Asylpolitik, im Gesundheitswesen oder in der Cybersicherheit – überall zeigt sich, dass Sicherheit kein rein technisches Ziel, sondern ein ethisch-politisches Spannungsfeld ist. Zedners Kritik erinnert daran, dass Sicherheit nicht um jeden Preis – und schon gar nicht ohne Freiheit – gedacht werden darf.

Kritik und Rezeption

Zedners Position wurde vielfach rezipiert und weiterentwickelt – insbesondere in Debatten um Counter-Terrorism Law, Actuarial Justice und Human Security. Kritiker:innen werfen ihr mitunter vor, normative Maßstäbe zu setzen, ohne deren praktische Operationalisierung zu konkretisieren. Dennoch gilt das Buch als wegweisend für alle, die sich mit den Grenzen präventiver Sicherheitspolitik beschäftigen – sowohl im rechtsstaatlichen wie auch im gesellschaftspolitischen Kontext.

Fazit

Lucia Zedners Security ist ein theoretisch fundierter, empirisch informierter und normativ reflektierter Beitrag zur kritischen Sicherheitsforschung. Das Werk zeigt eindrucksvoll, wie Sicherheit im 21. Jahrhundert zur Chiffre für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen wird – mit Auswirkungen auf Strafrecht, Freiheit und Demokratie. Es richtet sich an Leser:innen, die Sicherheit nicht als technisches Problem, sondern als politisch-ethische Herausforderung begreifen wollen.

Literatur und weiterführende Informationen

  • Zedner, Lucia (2009): Security. London: Routledge.

Video

Vortrag von Lucia Zedner zum Thema „Risk, security and terrorism“

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Kategorie: Kriminologie Tags: Actuarial Justice, Bürgerrechte, Critical Security Studies, Exklusion, Freiheit, Governing Through Crime, Kriminalpolitik, Menschenrechte, Prävention, Präventionsstaat, Predictive Policing, Rechtsstaatlichkeit, Risiko, security, Sicherheit, Sicherheitsdiskurs, Sicherheitsgesellschaft, Sicherheitspolitik, Strafrecht, Strafrechtstheorie, Surveillance Studies, Überwachung, Zedner

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