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Labelling-Ansatz (Überblick)

3. Juni 2018 | zuletzt aktualisiert am 29. April 2025 von Christian Wickert

Der Labelling Ansatz (auch: Labeling Ansatz oder deutsch: Etikettierungsansatz) erklärt DelinquenzDelinquenz beschreibt die Neigung, strafbare Handlungen zu begehen. anhand der Interaktionen zwischen dem Delinquenten und denjenigen, die Delinquenz definieren. Er fragt damit nicht, wie frühere Theorien nach den Gründen, weshalb jemand kriminell wird (Ätiologie), sondern betrachtet auf der Makro-Ebene jene Vorgänge, welche zur KriminalisierungDer Prozess, durch den bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen durch gesetzliche Bestimmungen als kriminell definiert und strafrechtlich verfolgt werden. bestimmter Handlungen führen.

Ätiologische Theorien vs. Labelling Ansatz

Ätiologische Theorien fragen nach den Ursachen für abweichendes Verhalten und versuchen, individuelle oder soziale Faktoren zu identifizieren, die KriminalitätKriminalität bezeichnet gesellschaftlich normierte Handlungen, die gegen das Strafgesetz verstoßen. erklären (z.B. soziale Desintegration, biologische Veranlagung).

Der Labelling Ansatz verlagert die Perspektive: Er untersucht, wie abweichendes Verhalten erst durch gesellschaftliche ZuschreibungEin sozialer Prozess, bei dem bestimmten Personen oder Gruppen bestimmte Eigenschaften oder Merkmale zugeschrieben werden – oft unabhängig von deren tatsächlichem Verhalten. entsteht und wie Etikettierungen Identität und weiteres Verhalten beeinflussen können.

Auf der Mikro-Ebene erklärt der Labelling Ansatz wie die Attribute „kriminell“ oder „delinquent“ an Individuen und Gruppen vergeben werden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der als „Abweichler“ etikettierte Mensch dieses Attribut übernehmen und sich in seinem Verhalten diesem anpassen wird. Demnach hat Strafe den paradoxen Effekt, dass sie delinquentes Verhalten verstärken kann. Ausgehend von den Grundlagen des Labelling, untersuchen spätere Theorien die verschiedenen Wirkungsweisen, die Strafe haben kann.

Kontext

Labelling Theorien wurden zuerst in den 1950er Jahren in den USA formuliert. Besondere Popularität erlangten sie in den 60er Jahren. Viele, vor allem jüngere Wissenschaftler an den US-amerikanischen Universitäten begannen die gegebenen Machtstrukturen in Frage zu stellen und damit auch an den Grundkonzepten der KriminologieKriminologie ist die interdisziplinäre Wissenschaft vom VerbrechenEin Verbrechen ist eine besonders schwerwiegende Form rechtswidrigen Handelns, die im Strafrecht mit einer Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr oder mehr bedroht ist – zugleich ist es ein sozial und historisch wandelbares Konstrukt., seinen Ursachen, Erscheinungsformen, gesellschaftlichen Reaktionen und der sozialen Kontrolle von abweichendem Verhalten. zu rütteln. Sie kritisierten, dass sich die Kriminologie vor allem mit den Verbrechen der Machtlosen beschäftige und politische Hintergründe vernachlässige. Für diese Theoretiker wurde es zunehmend wichtiger die Grundannahmen der Kriminologie zu hinterfragen. Auf Grund der Annahme, dass die Natur der Kriminalität ein Zuschreibungsprozess ist, entwickelten sie neue Fragestellungen. Theoretisch fußen die Theorien dieser Wissenschaftler auf den Überlegungen des Symbolischen Interaktionismus, wie er zum Beispiel von Georg H. Mead oder Charles Horton Cooley vertreten wurde.

Wenn Personen als kriminell etikettiert werden, übernehmen sie in Folge der StigmatisierungZuschreibung und gesellschaftliche Fixierung negativer Merkmale an Einzelpersonen oder Gruppen, die zu sozialer Abwertung und Ausschluss führen. die ihnen zugewiesene Rolle des Kriminellen in ihr Selbstbild. Die Stigmatisierung und das neue Identitätskonzept verschließen den Zugang zu konventionellen, nicht-kriminalisierten Rollen.

Labelling Theorie wird meist auf Frank Tannenbaum (1893-1969) zurückgeführt. In seiner Studie “Crime and the Community” (1938) [Volltext hier verfügbar] beschreibt er als Erster, dass durch das Definieren, Identifizieren, Benennen und Betonen von bestimmten Eigenschaften, genau diese Eigenschaften hervorgerufen werden können.

Auf Tannenbaum aufbauend erschien 1951 Edwin Lemerts “Social pathology: Systematic approaches to the study of sociopathic behavior” und 1963 Howard S. Beckers “Outsiders”. Becker und Lemert können als die Hauptvertreter des Labelling Ansatzes gesehen werden.

In den 1960er Jahren brachte Fritz Sack den Labelling Ansatz nach Deutschland. Er radikalisierte ihn dort und entwickelte ihn weiter zur “Marxistisch-Interaktionistischen-Theorie”, welche Zuschreibung als ausschließliche Ursache von Kriminalität sieht. Da im deutschen Raum zuvor kaum soziologische Theorien entwickelt waren, stellt der Labelling-Ansatz eine radikale Abkehr von der seinerzeit vorherrschenden kriminologischen Denkweise dar. Noch stärker als im amerikanischen Raum kann hier von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden, bei welchem das ätiologische von dem interktionistischen Paradigma abgelöst wurde.

Von einem Labelling Ansatz, oder gar einer Labelling Theorie, zu sprechen, ist verkürzt. Es gibt verschiedene Vorschläge, unter welchem Begriff die unterschiedlichen Theorien zu fassen sind. Andere Vorschläge sind: Reaktion auf die GesellschaftEine Gesellschaft ist ein strukturiertes Gefüge von Menschen, die innerhalb eines geografischen Raumes unter gemeinsamen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen leben und durch institutionalisierte soziale Beziehungen miteinander verbunden sind. (Societal Reaction), Soziologie der DevianzVerhalten, das von gesellschaftlichen NormenVerhaltensregeln und Erwartungen, die innerhalb einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe als verbindlich gelten. abweicht und als regelverletzend wahrgenommen wird – unabhängig von seiner strafrechtlichen Relevanz., Sozialer Interaktionismus, Neo-Chicago-Schule, (Beirne & Messerschmidt, 1991) Kontroll-Paradigma, Reaktionsansatz oder Definitionsansatz. (Lemmert, 2007) Aufgrund ihrer engen Verknüpfung zur Konflikt-Theorie wird auch der Begriff “Marxistisch-Interaktionistisch” vorgeschlagen (Sack, 1972).
Da der Begriff so vielfältige Überlegungen umfasst, ist es generell sinnvoller von einem Ansatz zu sprechen, als von einer Theorie.

Aus dem Labelling-Ansatz heraus entwickelten sich neue Theorien, welche die Wirkung von Strafe genauer untersuchten (z.B. Braithwaite, 1989 und Sherman, 2004). Diese Theorien gehen davon aus, dass Strafe in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich wirken kann. Sie reagieren damit auf die Erkenntnis, dass gesellschaftliche Reaktionen Abweichung manchmal verstärken und manchmal einschränken.

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Kategorie: Kriminalitätstheorien Tags: Definitionsansatz, Devianz, Devianzsoziologie, Edwin Lemert, Etikettierungsansatz, Ettikettierungsansatz, Frank Tannenbaum, Fritz Sack, gesellschaftliche Reaktion, Gesellschaftliche Zuschreibung, Howard Becker, Kriminalisierung, Labelling, Labelling Ansatz, Marxistisch-Interaktionistische Theorie, sekundäre Devianz, Soziologie der Devianz, Symbolischer Interaktionismus

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