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Sie befinden sich hier: Home / Kriminologie / Schlüsselwerke der Kriminologie / Carrie L. Buist & Emily Lenning – Queer Criminology (2015)

Carrie L. Buist & Emily Lenning – Queer Criminology (2015)

6. August 2025 | zuletzt aktualisiert am 6. August 2025 von Christian Wickert

Queer Criminology (2015) von Carrie L. Buist und Emily Lenning gilt als grundlegendes Werk für ein neues kriminologisches Teilgebiet, das queere Lebensrealitäten, Identitäten und Erfahrungen in das Zentrum der Analyse von Kriminalität und sozialer Kontrolle rückt. Das Buch kritisiert die heteronormativen und cisnormativen Annahmen der traditionellen Kriminologie und fordert eine grundlegende Neubewertung von Devianz, Gerechtigkeit und Viktimisierung aus queerer Perspektive.

Inhaltsverzeichnis

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  • Kerngedanke
  • Merkzettel
    • Queer Criminology
  • Hintergrund und Kontext
  • Zentrale Argumente
  • Parallelen zur feministischen Kriminologie
  • Bedeutung und Relevanz
  • Fazit
  • Literatur

Kerngedanke

Die traditionelle Kriminologie hat queere Identitäten weitgehend ignoriert, pathologisiert oder verzerrt dargestellt. Buist und Lenning argumentieren, dass sich die Kriminologie aktiv mit LGBTQ+-Perspektiven auseinandersetzen und kritisch reflektieren muss, wie Geschlechter- und Sexualitätsnormen Erfahrungen von Kriminalisierung, Viktimisierung und Gerechtigkeit strukturieren.

Merkzettel

Queer Criminology

Autorinnen: Carrie L. Buist & Emily Lenning

Erstveröffentlichung: 2015

Land: USA

Themen: Queer Theory, Geschlecht & Sexualität, LGBTQ+-Erfahrungen, Viktimisierung, Strafsysteme, Intersektionalität

Methode: Theoretische Kritik, Queer Theory, Narrativanalyse, qualitative Forschung

Verwandte Themen: Feministische Kriminologie, Intersektionalität, Poststrukturalismus, Abolitionismus, Vorurteilskriminalität

Hintergrund und Kontext

Was bedeutet „queer“?
Ursprünglich ein Schimpfwort, wurde „queer“ von Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen als politischer und theoretischer Begriff zurückerobert. In der Kriminologie steht „queer“ nicht nur für nicht-heterosexuelle Identitäten, sondern stellt normative Annahmen über Geschlecht, Sexualität und Abweichung generell in Frage. Queere Kriminologie untersucht kritisch, wie Strafrecht und Justizsysteme Heteronormativität reproduzieren und LGBTQ+-Personen marginalisieren.

Queer Criminology entstand an der Schnittstelle von Queer Theory und kritischer Kriminologie. Buist und Lenning greifen feministische, poststrukturalistische und intersektionale Ansätze auf, um aufzuzeigen, wie dominante kriminologische Theorien heteronormative Annahmen verfestigen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war queeres Leben in den meisten Standardwerken der Kriminologie noch weitgehend unsichtbar.

Das Buch baut auf aktivistischer und wissenschaftlicher Vorarbeit auf – etwa zur Polizeigewalt gegen queere Communities, zu Sodomiegesetzen oder zur Marginalisierung trans* Personen im Strafvollzug – und führt diese in einer konsistenten theoretischen Perspektive zusammen.

Zentrale Argumente

Heteronormativität in der Kriminologie:
Buist und Lenning zeigen, dass die Kriminologie in weiten Teilen von einer Heteronormativität geprägt ist, die Heterosexualität und binäre Geschlechter als Norm setzt. Queere Identitäten werden ignoriert, falsch dargestellt oder als pathologisch abgewertet. Diese Kritik erinnert an Frances Heidensohns feministische Analyse, wie traditionelle Kriminalitätstheorien Frauen systematisch ausblenden.

Queere Kriminalisierung und Viktimisierung:
Queere Menschen – insbesondere trans* Personen und queere People of Color – sind überproportional von Kriminalisierung betroffen. Dazu gehören gezielte Polizeikontrollen, diskriminierende Gesetze und Überwachungspraxen. Gleichzeitig sind queere Personen häufiger Opfer von Gewalt – etwa Hassverbrechen, sexuellen Übergriffen oder Partnerschaftsgewalt – und erhalten dennoch oft keinen angemessenen Schutz durch Institutionen. Die doppelte Belastung durch Kriminalisierung und Viktimisierung macht strukturelle Missstände im Justizsystem sichtbar. Diese Perspektive knüpft an Angela Davis’ Kritik an strukturellen Ungleichheiten im Strafsystem an.

Gerechtigkeit neu denken:
Anstatt lediglich Inklusion innerhalb bestehender Systeme zu fordern, plädieren Buist und Lenning für eine grundsätzliche Umgestaltung von Gerechtigkeit. Sie schlagen ein transformatives Modell vor, das auf queere Erfahrungen eingeht und sich gegen die Kriminalisierung von geschlechtlicher und sexueller Abweichung stellt. Ihr Ansatz verweist auf abolitionistische Positionen, die das Strafsystem selbst als Quelle struktureller Gewalt betrachten und seine Abschaffung statt Reform anstreben.

Intersektionalität:
Ein zentrales Merkmal des Buches ist der intersektionale Zugang. Die Autorinnen betonen, dass queere Erfahrungen immer in Verbindung mit anderen Diskriminierungsachsen wie Rassismus, Klassismus, Ableismus oder Migrationsstatus zu sehen sind. So unterscheidet sich z. B. die Lebensrealität eines weißen schwulen Mannes deutlich von der einer Schwarzen trans* Frau. Damit erweitert das Buch die Analyseperspektiven der Kriminologie grundlegend – ähnlich wie Kimberlé Crenshaws feministische Intersektionalitätsforschung.

Parallelen zur feministischen Kriminologie

Wie Frances Heidensohn mit Women and Crime (1985) die androzentristische Ausrichtung der Kriminologie kritisierte, zeigen Buist und Lenning, wie queere Perspektiven systematisch ausgeblendet wurden. Beide Forschungsrichtungen fordern eine Neuorientierung der Disziplin – weg von normativen Modellen hin zu einer Wissenschaft, die marginalisierte Erfahrungen ernst nimmt und Machtverhältnisse kritisch hinterfragt.

Bedeutung und Relevanz

Queer Criminology ist zu einem zentralen Referenzwerk an der Schnittstelle von Kriminologie, Gender Studies und LGBTQ+-Forschung geworden. Es hat eine Vielzahl empirischer Studien zu Themen wie trans* Inhaftierung, queere Jugendobdachlosigkeit, Sexarbeit und Polizeigewalt inspiriert. Gleichzeitig hat es methodologische und erkenntnistheoretische Debatten in der Kriminologie angestoßen.

Der Anspruch auf epistemische Gerechtigkeit – also eine gerechtere und inklusivere Wissensproduktion – macht das Buch auch für dekoloniale und intersektionale Forschungsansätze relevant. Queere Kriminologie bleibt ein kritischer Impulsgeber, der die Kriminologie zur Selbstreflexion herausfordert.

Fazit

Queer Criminology markiert einen Wendepunkt im kriminologischen Denken. Durch die Verbindung von Queer Theory und Kriminalitätsforschung öffnet das Werk neue Perspektiven auf Kriminalität, Gerechtigkeit und soziale Kontrolle. Es fordert dazu auf, die Grundlagen der Disziplin neu zu denken – zugunsten einer inklusiveren, gerechteren und emanzipatorischen Kriminologie.

Literatur

  • Buist, C. L. & Lenning, E. (2015). Queer Criminology. New York: Routledge.
  • Ball, M. (2016). “Queer Criminology: A New Direction.” Critical Criminology 24(1): 21–34.
  • Woods, J. B. & Shopes, R. (2022). “LGBTQ+ People and the Criminal Legal System.” Annual Review of Criminology 5: 179–198.

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Kategorie: Kriminologie Tags: Abolitionismus, Carrie Buist, Emily Lenning, Feministische Kriminologie, Gender, Heteronormativität, Intersektionalität, Kriminalisierung, LGBTQ+, Queer Criminology, Queer Theory, Sexualität, Strafrechtskritik, Strafsystem, Viktimisierung

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