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Sie befinden sich hier: Home / Kriminologie / Schlüsselwerke der Kriminologie / Frances Heidensohn – Women and Crime (1985)

Frances Heidensohn – Women and Crime (1985)

6. August 2025 | zuletzt aktualisiert am 6. August 2025 von Christian Wickert

Women and Crime (1985) der britischen Soziologin Frances Heidensohn gilt als Gründungstext der modernen feministischen Kriminologie. Als eine der ersten Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet analysierte Heidensohn systematisch, warum Frauen in der Kriminologie lange Zeit ignoriert, falsch dargestellt oder ausschließlich als Opfer beschrieben wurden – und warum bestehende Kriminalitätstheorien die Lebensrealitäten von Frauen nicht angemessen berücksichtigen. Heute zählt das Werk zu den Schlüsseltexten einer geschlechtersensiblen Perspektive auf Devianz, Kontrolle und Strafjustiz.

Inhaltsverzeichnis

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  • Merkzettel
    • Frances Heidensohn – Women and Crime
  • Hintergrund und Kontext
  • Forschungsansatz und Methode
  • Zentrale Argumente
  • Rezeption und Wirkung
  • Feministische Kriminologie
  • Fazit
  • Literatur

Merkzettel

Frances Heidensohn – Women and Crime

Autorin: Frances Heidensohn

Erstveröffentlichung: 1985

Land: Vereinigtes Königreich

Schlüsselthemen: feministische Kriminologie, Geschlecht, soziale Kontrolle, Doppelmoral, Patriarchat

Methode: theoretische Kritik, Sekundäranalyse, feministische Perspektive

Inhalt: Heidensohn kritisiert die männliche Dominanz in der Kriminologie und zeigt auf, wie soziale Kontrolle, Kriminalisierung und Devianz geschlechtsspezifisch geprägt sind. Sie fordert, Gender als zentrale Analysekategorie in die kriminologische Forschung zu integrieren.

Verwandte Theorien: intersektionale Kriminologie, Viktimisierung von LGBTIQ*-Personen sowie mit deren spezifischen Erfahrungen im Strafrechtssystem auseinandersetzt.">Queer Criminology, Cultural Criminology

Hintergrund und Kontext

Women and Crime erschien zu einer Zeit, in der feministische Theorien zunehmend Sichtbarkeit in der akademischen Welt gewannen. Heidensohn reagierte auf die doppelte Abwesenheit von Frauen in der Kriminologie: Einerseits wurden Frauen als aktive Subjekte kaum thematisiert, andererseits erschienen sie – wenn überhaupt – in pathologisierenden Darstellungen (z. B. bei Lombroso/Ferrero oder Otto Pollak). Ihre Analyse versteht sich zugleich als direkte Kritik an der sogenannten „malestream criminology“, einer männlich zentrierten Sichtweise, die männliches Verhalten als Norm setzte.

Forschungsansatz und Methode

Heidensohn verfolgt einen theoretisch fundierten und interdisziplinären Zugang. Sie analysiert klassische kriminologische Texte, soziologische Theorien und offizielle Statistiken aus geschlechterkritischer Perspektive. Ihre Methode ist dabei sowohl dekonstruktiv – indem sie blinde Flecken und verzerrte Annahmen aufzeigt – als auch konstruktiv: Sie plädiert für eine systematische Integration von Geschlecht in die Analyse devianten Verhaltens und sozialer Kontrollmechanismen.

Zentrale Argumente

Heidensohn beobachtet, dass Frauen in der kriminologischen Theorie jahrzehntelang marginalisiert wurden. Weder klassische noch moderne Modelle konnten erklären, warum Frauen weniger Straftaten begehen oder wie geschlechtsspezifische Normen, Verhaltensmuster und sozialen Rollen ihrer Gesellschaft erlernen und internalisieren. Dieser Prozess ermöglicht die Integration in soziale Gemeinschaften und die Entwicklung einer eigenen sozialen Identität.">Sozialisation und Kontrolle zur Disziplinierung weiblichen Verhaltens beitragen.

Ihre zentrale These lautet: Soziale Kontrolle ist geschlechtsspezifisch. Während männliche Devianz häufig als Ausdruck von Autonomie, Risikobereitschaft oder Subkultur gedeutet wird, wird weibliche Abweichung moralisiert – als persönliches Versagen, psychische Schwäche oder sexuelle Entgleisung. Heidensohn führt den Begriff einer „doppelten Moral“ ein, wonach Frauen nicht nur juristisch, sondern auch sozial und kulturell strenger sanktioniert werden.

Zudem kritisiert sie, dass klassische Kriminalitätstheorien – etwa Anomie- oder Kriminalität als Ausdruck spezifischer Werte, Normen und Lebensstile innerhalb sozialer Gruppen interpretieren, die sich von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen.">Subkulturtheorien – auf männlichen Lebenserfahrungen beruhen und Geschlecht als strukturelle Kategorie ausblenden. Heidensohn fordert daher einen theoretischen Paradigmenwechsel, der Gender als zentrales Analysetool etabliert und sich an den Alltagsrealitäten von Frauen orientiert – etwa in Familie, Beruf oder Sozialisation.

Rezeption und Wirkung

Women and Crime wurde rasch zu einem Standardwerk der feministischen Kriminologie. Es beeinflusste nachfolgende Autorinnen wie Pat Carlen, Carol Smart oder Linda C. Daly ebenso wie spätere Entwicklungen der Queer Criminology (z. B. Buist & Lenning, 2015). Heidensohns Werk bildete die theoretische Grundlage für eine geschlechtersensible Kriminologie, die Fragen von Macht, Normativität, Identität und Kontrolle in den Mittelpunkt rückt.

Seitdem hat sich die feministische Kriminologie weiter ausdifferenziert – etwa durch intersektionale Ansätze, die Geschlecht mit Rassismus, Klasse oder Sexualität verbinden (z. B. Michelle Alexander, Angela Y. Davis), oder durch Theorien der Männlichkeit wie James Messerschmidts Konzept der structured action. Dennoch bleibt Heidensohns Kritik an der Gender Blindness der Disziplin ein zentraler Bezugspunkt.

Feministische Kriminologie

Die feministische Kriminologie entstand aus der Kritik an einer männlich dominierten Kriminalitätsforschung. Sie thematisiert nicht nur das abweichende Verhalten von Frauen, sondern auch deren strukturelle Benachteiligung in Sozialisation, Strafverfolgung und Kriminalpolitik. Wichtige Themen sind geschlechtsspezifische soziale Kontrolle, der Einfluss patriarchaler Normen und die Sichtbarmachung von Gewalt gegen Frauen. Seit den 1990er Jahren werden zunehmend intersektionale und queer-feministische Ansätze integriert.

Fazit

Women and Crime von Frances Heidensohn markiert einen Wendepunkt in der Kriminologie: Das Werk stellt die Erfahrungen von Frauen ins Zentrum, hinterfragt traditionelle Geschlechterrollen und kritisiert die männlich zentrierten Grundlagen der Disziplin. Es ebnete den Weg für vielfältige Weiterentwicklungen – von empirischen Studien zur weiblichen Devianz bis hin zu intersektionalen Analysen des Strafsystems. Als erstes umfassendes Grundlagenwerk der feministischen Kriminologie bleibt es ein unverzichtbarer Bezugspunkt für das Verständnis von Geschlecht, Macht und Kontrolle in der Kriminalitätsforschung.

Literatur

  • Heidensohn, Frances (1985): Women and Crime. London: Macmillan.
  • Carlen, Pat (1988): Women, Crime and Poverty. Milton Keynes: Open University Press.
  • Buist, Carrie L. / Lenning, Emily (2015): Queer Criminology. New York: Routledge.
  • Davis, Angela Y. (2003): Are Prisons Obsolete? New York: Seven Stories Press.
  • Messerschmidt, James W. (1993): Crime as Structured Action. Thousand Oaks: Sage.
  • Alexander, Michelle (2010): The New Jim Crow. New York: The New Press.

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Kategorie: Kriminologie Tags: abweichendes Verhalten, Feministische Kriminologie, Frauen und Kriminalität, Geschlecht, Intersektionalität, Kriminalisierung, Kriminalität und Geschlecht, soziale Kontrolle, Viktimisierung

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