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Émile Durkheim – Über soziale Arbeitsteilung: Studie über die Organisation höherer Gesellschaften (1893)

17. März 2025 | zuletzt aktualisiert am 21. April 2025 von Christian Wickert

Buchcover: Emile Durkheim - Über soziale ArbeitsteilungÉmile Durkheim (1858–1917) gilt als einer der Begründer der modernen Soziologie. In seinem Werk Über soziale Arbeitsteilung (De la division du travail social, 1893) untersucht er die Frage, wie soziale Ordnung und Kohäsion in komplexen Gesellschaften aufrechterhalten werden.

Die zentrale These lautet: Während traditionelle Gesellschaften durch mechanische Solidarität zusammengehalten werden, basiert die Integration moderner Gesellschaften auf organischer Solidarität, die durch Arbeitsteilung entsteht. Dieses Werk liefert eine theoretische Grundlage für das Verständnis sozialer Differenzierung, Wirtschaftsstrukturen und moderner Sozialpolitik und ist eng mit Themen wie sozialer Ungleichheit, Sozialisation und sozialen Rollen verknüpft.

Inhaltsverzeichnis

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  • Durkheims theoretischer Hintergrund und wissenschaftlicher Kontext
    • Merkzettel
    • Gesellschaftliche Kohäsion nach Durkheim
  • Die zentrale These: Mechanische und organische Solidarität
    • 1. Mechanische Solidarität: Traditionale Gesellschaften
    • 2. Organische Solidarität: Moderne Gesellschaften
    • Vergleich mechanische vs. organische Solidarität
  • Das Recht als Indikator gesellschaftlicher Integration
  • Anomie und Pathologien der Arbeitsteilung
  • Relevanz für die moderne Gesellschaft
  • Kritik und Weiterentwicklungen
  • Fazit: Warum bleibt Über soziale Arbeitsteilung relevant?

Durkheims theoretischer Hintergrund und wissenschaftlicher Kontext

Durkheim schrieb Über soziale Arbeitsteilung in einer Zeit tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels. Industrialisierung und Urbanisierung führten zu einer neuen Gesellschaft in ihren sozialen Beziehungen, Gruppen und Institutionen. Sie umfasst die Verteilung von Ressourcen, Macht und Status sowie die sozialen Positionen und Rollen der Mitglieder einer Gesellschaft.">Sozialstruktur, die traditionelle Lebensformen auflöste. Inspiriert von Auguste Comte und der Idee des Funktionalismus entwickelte Durkheim eine Analyse, die Gesellschaft als organisches System betrachtet, in dem verschiedene Teile spezifische Funktionen erfüllen.

Dieses Werk steht in engem Zusammenhang mit Durkheims weiteren Arbeiten, etwa Die Regeln der soziologischen Methode (1895), in der er die Soziologie als eigenständige Wissenschaft begründet, und Der Selbstmord (1897), in dem er die Folgen gesellschaftlicher Desintegration untersucht.

Merkzettel

Gesellschaftliche Kohäsion nach Durkheim

Hauptvertreter: David Émile Durkheim (1858 – 1917)

Erstveröffentlichung: 1893

Land: Frankreich

Idee/ Annahme: Durkheim beleuchtet wie im Industriezeitalter sozialer Zusammenhalt durch das Organisationsprinzip der Arbeitsteilung entsteht und bewahrt wird.

Grundlage für: Der von Durkheim entwickelte Begriff der Anomie ist Grundlage der Anomietheorie nach Merton

Die zentrale These: Mechanische und organische Solidarität

1. Mechanische Solidarität: Traditionale Gesellschaften

Die Form der mechanischen Solidarität ist Kennzeichen sog. segmentärer Gesellschaften. Mit den Strukturprinzipien der Ähnlichkeit, Wiederholung und Austauschbarkeit liegt eine Gesellschaft vor, deren Mitglieder sich nur wenig voneinander unterscheiden. Als Teile einer Gemeinschaft teilen sie die gleichen Empfindungen, dieselben Werte und dieselbe Religion. Mechanische Solidarität ist das Kennzeichen vormoderner, wenig differenzierter Gesellschaften.

  • Grundlage ist ein starkes Kollektivbewusstsein, das durch gemeinsame Normen, Werte und Traditionen definiert wird. Durkheim schreibt:
    „Die Solidarität, die aus den Ähnlichkeiten entsteht, erreicht ihr Maximum, wenn das Kollektivbewußtsein unser ganzes Bewußtsein genau deckt und in allen Punkten mit ihm übereinstimmt: aber in diesem Augenblick ist unsere Individualität gleich Null.“ (1988: 181f.).
  • Individuen sind austauschbar und erfüllen ähnliche soziale Rollen.
  • Soziale Kontrolle erfolgt durch repressives Recht, das Normverletzungen hart bestraft und die bestehende Ordnung bewahrt.

Beispiel

Stammesgesellschaften, Dorfgemeinschaften oder vormoderne agrarische Gesellschaften stellen segmentierte Gesellschaften dar, die sich durch eine mechanische Solidarität auszeichnen.

2. Organische Solidarität: Moderne Gesellschaften

Mit zunehmender Arbeitsteilung entsteht eine neue Form sozialer Kohäsion.

  • Individuen spezialisieren sich auf bestimmte Berufe und Funktionen, wodurch gegenseitige Abhängigkeit entsteht.
  • Das Kollektivbewusstsein wird schwächer, stattdessen gewinnt individuelle Autonomie an Bedeutung.
  • Soziale Kontrolle erfolgt durch restitutives Recht, das auf die Wiederherstellung gestörter Beziehungen abzielt.

Beispiel

Arbeitsteilig organisierte Industriegesellschaften mit hochkomplexen Arbeitsmärkten und funktional differenzierten sozialen Rollen.

„In dem Maße, in dem die soziale Verfassung segmentär ist, hat jedes Segment seine eigenen Organe, die gleichsam geschützt sind und durch Trennwände, die die verschiedenen Segmente voneinander scheiden, auf Abstand von ähnlichen Organen gehalten werden. In dem Maße aber, wie diese Trennwände fallen, ist es unvermeidlich, dass sich die einander ähnlichen Organe berühren, den Kampf beginnen und versuchen, sich gegenseitig zu verdrängen. Wie diese Verdrängung sich auch vollzieht, immer ist das Ergebnis irgendein Fortschritt auf dem Weg der Spezialisierung“ (Durkheim 1988: 328f).

Vergleich mechanische vs. organische Solidarität

mechanische Solidaritätorganische Solidarität
HerkunftÄhnlichkeit / HomogenitätVerschiedenheit, Spezialisierung / Heterogenität
Individualitätkaum ausgeprägt; vorherrschendes Kollektivbewusstseinsehr ausgeprägt; Individualisierung im Zuge der Funktionsdifferenzierung / Arbeitsteilung
Verhältnis von Individuum - Gesellschaftdirekte Integration über Kollektivbewusstseinvermittelte Integration über Normen und Werte

Das Recht als Indikator gesellschaftlicher Integration

Durkheim argumentiert, dass Rechtssysteme den Typ sozialer Solidarität widerspiegeln. In Gesellschaften, die laut Durheim durch eine mechanische Solidarität gekennzeichnet sind, liegt das Augenmerk auf der Bestrafung von Abweichlern. Um eine Verletzung des Kollektivbewusstseins zu sanktionieren, herrscht ein repressives Recht vor, das Abweichung unterdrückt.

Im Gegensatz hierzu herrscht in Gesellschaften, die nach Durkheim durch eine organische Solidarität charakterisiert sind, ein restitutives Recht vor. Das Augenmerk liegt hier auf der Wiederherstellung von Recht und der Aufrechterhaltung vertrauensvoller Beziehungen, die eine arbeitsteilige Organisation der Gesellschaft gewähren.

  • Repressives Recht (mechanische Solidarität) fokussiert auf Bestrafung und die Wahrung kollektiver Normen.
  • Restitutives Recht (organische Solidarität) dient der Regelung von Vertragsverhältnissen und der Wiederherstellung sozialer Beziehungen.

Anomie und Pathologien der Arbeitsteilung

Durkheim erkannte, dass Arbeitsteilung nicht automatisch zur Integration führt:

  • Anomie: Eine Situation normativer Orientierungslosigkeit, die entsteht, wenn traditionelle Werte erodieren, ohne dass neue Normen etabliert sind. Der Anomiebegriff von Durkheim bildet die Grundlage der gleichnamigen Kriminalitätstheorie.
  • Zwangsarbeitsteilung: Ungleichheiten und Machtverhältnisse können dazu führen, dass Arbeitsteilung nicht auf funktionaler Differenzierung, sondern auf sozialen Hierarchien basiert.

Beispiel
Wirtschaftliche Krisen oder zunehmende Prekarisierung der Arbeitswelt führen zu sozialer Desintegration.

Relevanz für die moderne Gesellschaft

Durkheims Werk Über soziale Arbeitsteilung bleibt für das Verständnis sozialer Kohäsion und moderner Arbeitsmärkte relevant:

  • Soziale Ungleichheit & Exklusion: Seine Ideen können erklären, warum Globalisierung und technologischer Wandel sowohl Integration als auch gesellschaftliche Spaltung verstärken.
  • Migration & Integration: Unterschiedliche Formen der Solidarität beeinflussen, wie Gesellschaften Migrant:innen integrieren.
  • Normen und Werte: Die Transformation von mechanischer zu organischer Solidarität führt zu einem Wandel normativer Strukturen.
  • Soziale Rollen & Sozialisation: Arbeitsteilung erfordert neue Formen der Sozialisation, um Individuen auf ihre spezifischen Funktionen vorzubereiten.

Kritik und Weiterentwicklungen

  • Kritiker werfen Durkheim vor, Konflikte und Machtverhältnisse zu unterschätzen. Marxistische Theorien betonen, dass soziale Ungleichheit nicht nur dysfunktional, sondern strukturell verankert ist.
  • Die Soziologie der Globalisierung zeigt, dass Arbeitsteilung zunehmend transnational organisiert wird und neue Formen der Abhängigkeit entstehen.
  • Postmoderne Ansätze hinterfragen die Stabilität sozialer Kohäsion in individualisierten Gesellschaften.

Fazit: Warum bleibt Über soziale Arbeitsteilung relevant?

Durkheims Werk bildet eine zentrale Grundlage für das Verständnis moderner Gesellschaften. Seine Unterscheidung zwischen mechanischer und organischer Solidaritat erklärt, wie soziale Ordnung in sich wandelnden Strukturen aufrechterhalten wird. Themen wie sozialer Wandel, Exklusion und soziale Ungleichheit können aus seiner Perspektive analysiert werden.

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Schlüsselwerke der Soziologie. Weitere zentrale Texte, die sich mit gesellschaftlicher Ordnung und sozialer Differenzierung befassen, sind unter anderem Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus von Max Weber sowie The Structure of Social Action von Talcott Parsons. Durkheims Werk liefert eine essenzielle Grundlage für die Diskussion dieser Themen.


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Kategorie: Allgemeine Soziologie Tags: Anomie, Arbeitsteilung, Differenzierung, Durkheim, Émile Durkheim, Funktionalismus, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Kohäsion, Makrotheorie, mechanische Solidarität, Moral, Normen, organische Solidarität, Solidarität, soziale Integration, soziale Ordnung, soziale Ungleichheit, Sozialisation, Sozialstrukturtheorie, Werte

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