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Sie befinden sich hier: Home / Kriminologie / Schlüsselwerke der Kriminologie / Edwin H. Sutherland – White Collar Crime (1949)

Edwin H. Sutherland – White Collar Crime (1949)

20. Mai 2025 | zuletzt aktualisiert am 20. Mai 2025 von Christian Wickert

White Collar Crime, erstmals veröffentlicht im Jahr 1949, gilt als bahnbrechendes Werk in der Kriminologie. Edwin H. Sutherland prägte darin nicht nur den Begriff des „White Collar Crime“, sondern erweiterte auch das Verständnis von Kriminalität um Taten, die von Angehörigen der Oberschicht im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit begangen werden. Sutherland kritisierte die bis dahin gängige Fokussierung der Kriminologie auf „Straßenkriminalität“ und zeigte auf, dass Kriminalität auch in den oberen Gesellschaftsschichten weit verbreitet ist – jedoch weniger stark verfolgt wird.

Inhaltsverzeichnis

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  • Merkzettel
    • Edwin H. Sutherland – White Collar Crime
    • Begriffserklärung: White Collar Crime
    • Begriffserklärung: White Collar Crime
  • Historischer und wissenschaftlicher Kontext
  • Hauptthesen und zentrale Aussagen
    • Kriminalität in der Oberschicht
    • Beispiel: Enron-Skandal (2001)
    • Differentielle Sanktionierung
    • Beispiel: Finanzkrise 2008
    • Vertrauen als Ressource für Kriminalität
    • Beispiel: Bernie Madoff und das Ponzi-Schema
  • Methodik und empirische Erhebung
    • Soziologische Perspektive auf Kriminalität
    • Empirische Basis der Studie
    • Beispiel: Die Ford Pinto-Affäre (1970er Jahre)
    • Differential Association Theory und White Collar Crime
    • Beispiel: Libor-Skandal (2012)
    • Methodische Innovation: Wirtschaftskriminalität als Gegenstand der Kriminologie
  • Kritik und Rezeption
    • Kritische Würdigung
    • Rezeption in der modernen Kriminologie
      • Corporate Crime Studies:
      • Beispiel: Enron-Skandal (2001)
      • Kritische Kriminologie und Marxistische Kriminologie:
      • Beispiel: Subprime-Krise (2007–2008)
      • Cultural Criminology:
      • Beispiel: Dieselgate (2015)
    • Einfluss auf moderne Kriminologie
  • Aktualität und Bedeutung
    • Moderne Fälle von Wirtschaftskriminalität
      • Wirecard-Skandal (2020)
      • Facebook-Cambridge Analytica (2018)
      • Krypto-Betrugsfälle und digitale Währungen
      • Internationale Regularien und strafrechtliche Kontrolle
  • Wirtschaftskriminalität, Umweltkriminalität und Organisierte Kriminalität
    • Cum-Ex-Steuerskandal – Wirtschaftskriminalität auf globalem Niveau
    • Umweltkriminalität und Green Criminology
    • Green Criminology – Die ökologische Perspektive auf Kriminalität
    • Organisierte Kriminalität und Geldwäsche
    • Geldwäsche als Bindeglied zur organisierten Kriminalität
  • Fazit

Merkzettel

Edwin H. Sutherland – White Collar Crime

Portrait: Edwin SutherlandHauptvertreter: Edwin H. Sutherland (1883–1950)
Erstveröffentlichung: 1949
Land: USA
Idee/Annahme: Kriminalität ist nicht auf die Unterschicht beschränkt, sondern findet sich auch in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. “White Collar Crime” beschreibt Verbrechen, die im beruflichen Kontext durch Macht- und Vertrauenspositionen ermöglicht werden.
Grundlage für: Kritische Kriminologie, Wirtschaftssoziologie, Corporate Crime Studies
Verwandte Theorien: Theorie der differentiellen Kontakte, Anomietheorie, Cultural Criminology

Begriffserklärung: White Collar Crime

White Collar Worker and a Blue Collar Worker
White Collar Crime (deutsch: Wirtschaftskriminalität) bezeichnet Straftaten, die von Personen in gehobenen beruflichen Positionen – wie Manager:innen, Unternehmer:innen oder Politiker:innen – im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit begangen werden. Diese Delikte umfassen typischerweise Betrug, Steuerhinterziehung, Insiderhandel, Korruption und Geldwäsche.

Im Gegensatz dazu steht der Begriff Blue Collar Crime (im Sinne blauer Arbeitskleidung – der Blaumann als Arbeits-Overall), der sich auf traditionelle Formen der Kriminalität wie Diebstahl, Raub oder Körperverletzung bezieht. Während Blue Collar Crime häufig mit Gewalt in Verbindung gebracht wird, zeichnen sich White Collar Crimes durch strategisches, oft undurchsichtiges Handeln aus, das primär wirtschaftliche Schäden verursacht.

Edwin H. Sutherland war einer der einflussreichsten Kriminologen des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer der modernen amerikanischen Kriminologie und war nicht nur langjähriger Professor an der Indiana University, sondern auch Mitverfasser des ersten systematischen Lehrbuchs der Kriminologie (Principles of Criminology, erstmals 1934). Als Präsident der American Society of Criminology (ASC) setzte er sich für eine soziologisch fundierte und interdisziplinäre Kriminalitätsforschung ein. Sein Werk prägte nicht nur Generationen von Kriminolog:innen, sondern trug maßgeblich dazu bei, das Feld der Wirtschafts- und Organisationskriminalität als legitimes Forschungsgebiet zu etablieren.

Begriffserklärung: White Collar Crime

White Collar Worker and a Blue Collar WorkerWhite Collar Crime (deutsch: Wirtschaftskriminalität) bezeichnet Straftaten, die von Personen in gehobenen beruflichen Positionen – wie Manager:innen, Unternehmer:innen oder Politiker:innen – im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit begangen werden. Diese Delikte umfassen typischerweise Betrug, Steuerhinterziehung, Insiderhandel, Korruption und Geldwäsche.

Im Gegensatz dazu steht der Begriff Blue Collar Crime (im Sinne blauer Arbeitskleidung – der Blaumann als Arbeits-Overall), der sich auf traditionelle Formen der Kriminalität wie Diebstahl, Raub oder Körperverletzung bezieht. Während Blue Collar Crime häufig mit Gewalt in Verbindung gebracht wird, zeichnen sich White Collar Crimes durch strategisches, oft undurchsichtiges Handeln aus, das primär wirtschaftliche Schäden verursacht.

Historischer und wissenschaftlicher Kontext

Edwin H. Sutherland veröffentlichte White Collar Crime in einer Zeit, in der Kriminalität fast ausschließlich als Phänomen der unteren sozialen Schichten betrachtet wurde. Verbrechen galten als Folge von Armut, sozialer Desintegration und mangelnder Bildung. Sutherland widersprach dieser Annahme und zeigte, dass auch Vertreter der oberen Gesellschaftsschichten Straftaten begehen – oft unbemerkt und kaum sanktioniert.
Sutherlands Konzept des “White Collar Crime” umfasst dabei nicht nur die Taten selbst, sondern auch die gesellschaftlichen Bedingungen, die diese Verbrechen begünstigen: Machtpositionen, Netzwerke und der Zugang zu Ressourcen erlauben es den Tätern, kriminelles Verhalten auszuüben, ohne mit den gleichen Konsequenzen wie Straftäter aus der Unterschicht konfrontiert zu werden. Seine Arbeit bildet damit die Grundlage für die spätere Entwicklung der Corporate Crime Studies und der Kritischen Kriminologie.

Hauptthesen und zentrale Aussagen

Kriminalität in der Oberschicht

Sutherland argumentiert, dass Kriminalität nicht nur ein Phänomen der Unterschicht ist, sondern in allen sozialen Schichten auftritt. Besonders auffällig ist nach seiner Analyse jedoch, dass wirtschaftsbezogene Delikte von Personen in Machtpositionen oft nicht als „Kriminalität“ wahrgenommen und weniger streng verfolgt werden.

Beispiel: Enron-Skandal (2001)

Der Enron-Skandal zählt zu den größten Wirtschaftsskandalen der modernen Geschichte. Führende Manager des Unternehmens verschleierten Schulden und täuschten Anleger durch gefälschte Bilanzen. Der Fall veranschaulicht, wie kriminelle Praktiken in der Wirtschaftselite lange unentdeckt bleiben können, obwohl sie weitaus größere Schäden verursachen als viele Formen der Straßenkriminalität.

Differentielle Sanktionierung

Sutherland stellt fest, dass „White Collar Crimes“ weniger streng verfolgt und seltener öffentlich skandalisiert werden als Verbrechen der Unterschicht. Er spricht von einer „differentielle Sanktionierung“, bei der Angehörige der Oberschicht von gesellschaftlichen Netzwerken und ihrem sozialen Status profitieren. Die rechtlichen Konsequenzen bleiben oft gering, obwohl die wirtschaftlichen Schäden beträchtlich sind.

Beispiel: Finanzkrise 2008

Während der Finanzkrise 2008 wurden zahlreiche Fälle von Marktmanipulation und Betrug aufgedeckt. Trotz nachgewiesener Vergehen blieben viele der Verantwortlichen strafrechtlich unbehelligt, während die sozialen und wirtschaftlichen Folgen Millionen Menschen trafen. Dies zeigt, dass wirtschaftliche Vergehen oft anders sanktioniert werden als traditionelle Straftaten.

Vertrauen als Ressource für Kriminalität

Ein zentrales Element des „White Collar Crime“ ist das Vertrauen, das Personen in Machtpositionen genießen. Sutherland zeigt, dass Vertrauen nicht nur Grundlage legitimer wirtschaftlicher Beziehungen ist, sondern auch als Deckmantel für kriminelles Verhalten genutzt werden kann.

Beispiel: Bernie Madoff und das Ponzi-Schema

Der Fall Bernie Madoff zeigt eindrucksvoll, wie Vertrauen missbraucht werden kann. Über Jahrzehnte hinweg täuschte Madoff seine Anleger und führte ein gigantisches Ponzi-System, bei dem neue Einlagen genutzt wurden, um bestehende Anleger auszuzahlen. Der Fall zeigt, dass Vertrauen in Führungspersönlichkeiten kriminelle Handlungen verschleiern kann.

Methodik und empirische Erhebung

Edwin H. Sutherland basierte seine Analyse des White Collar Crime auf einer sozialwissenschaftlichen Methode, die sich deutlich von der bis dahin vorherrschenden kriminologischen Forschung unterschied. Während klassische Kriminalitätsstudien sich vor allem auf statistische Erhebungen zu Eigentums- und Gewaltdelikten in sozial benachteiligten Schichten konzentrierten, lenkte Sutherland den Blick auf Wirtschaftskriminalität in den oberen Gesellschaftsschichten.

Soziologische Perspektive auf Kriminalität

Sutherland betrachtete Kriminalität aus einer soziologischen Perspektive und betonte, dass Kriminalität nicht ausschließlich auf soziale Not oder Armut zurückzuführen sei. Er führte den Begriff des White Collar Crime ein, um Wirtschaftsverbrechen zu beschreiben, die von Personen in Machtpositionen begangen werden. Diese Verbrechen zeichnen sich laut Sutherland durch folgende Merkmale aus:

  • Vertrauensmissbrauch: Täter:innen nutzen ihre Machtpositionen aus, um wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen.
  • Fehlende Sichtbarkeit: Wirtschaftskriminalität bleibt oft unbemerkt, da sie nicht im öffentlichen Raum stattfindet.
  • Differentielle Sanktionierung: Angehörige der Oberschicht erfahren bei Verstößen gegen das Gesetz mildere Strafen als Menschen aus der Unterschicht.

Empirische Basis der Studie

Sutherland stützte seine Analyse auf umfangreiche Fallstudien und Daten aus Gerichtsverfahren, Versicherungsfällen und Unternehmensberichten. Eine zentrale Grundlage seiner Arbeit war eine Sammlung von 70 Unternehmen, die wiederholt gegen das Gesetz verstoßen hatten – darunter Fälle von Preisabsprachen, Betrug, Steuerhinterziehung und Korruption. Diese Unternehmen blieben trotz nachweislicher Vergehen oft straflos oder wurden lediglich mit geringen Geldstrafen belegt.

Beispiel: Die Ford Pinto-Affäre (1970er Jahre)

In den 1970er Jahren wurde bekannt, dass der Automobilhersteller Ford bewusst ein Konstruktionsproblem im Modell „Pinto“ ignorierte. Der Kraftstofftank war so angebracht, dass er bei einem Auffahrunfall leicht explodieren konnte. Interne Dokumente belegten, dass Ford bewusst entschied, kostspielige Rückrufaktionen zu vermeiden und stattdessen mögliche Schadensersatzansprüche in Kauf zu nehmen. Dieser Fall zeigt, wie ökonomische Überlegungen über die Sicherheit von Verbraucher:innen gestellt wurden – ein klassisches Beispiel für White Collar Crime im Sinne Sutherlands.

Differential Association Theory und White Collar Crime

Ein zentraler theoretischer Ansatz Sutherlands, der auch im Kontext von White Collar Crime eine Rolle spielt, ist die Differential Association Theory (deutsch: Theorie der differentiellen Kontakte). Diese Theorie besagt, dass kriminelles Verhalten erlernt wird – insbesondere in sozialen Gruppen, in denen Kriminalität akzeptiert oder sogar gefördert wird. Sutherland argumentiert, dass auch Wirtschaftskriminalität nach diesem Muster funktioniert: Innerhalb von Unternehmen und wirtschaftlichen Netzwerken werden illegale Praktiken als akzeptabel oder sogar notwendig angesehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Beispiel: Libor-Skandal (2012)

Der Libor-Skandal umfasste die Manipulation von Zinssätzen durch große Banken wie Barclays, Deutsche Bank und UBS. Interne Kommunikationsprotokolle belegten, dass die Manipulationen über Jahre hinweg intern geduldet und teilweise sogar gefördert wurden. Mitarbeiter tauschten sich über Tricks zur Kursmanipulation aus, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Die kriminellen Praktiken waren Teil der Unternehmenskultur – ganz im Sinne der Differential Association Theory.

Methodische Innovation: Wirtschaftskriminalität als Gegenstand der Kriminologie

Sutherlands methodischer Ansatz war in der damaligen Kriminologie revolutionär. Bis zu seiner Veröffentlichung galten Kriminalität und Devianz als Phänomene der Unterschicht, während wirtschaftliche Vergehen oft als “Kavaliersdelikte” betrachtet wurden. Sutherland erweiterte den kriminalsoziologischen Blick und zeigte, dass die gesellschaftlichen Eliten ebenso straffällig werden – jedoch in Bereichen, die der öffentlichen Wahrnehmung oft verborgen bleiben.

Er forderte eine erweiterte Definition von Kriminalität, die nicht nur auf die unteren sozialen Schichten angewendet wird, sondern auch die Verbrechen der “respektablen” Gesellschaft miteinschließt. Diese Perspektive legte den Grundstein für die späteren Corporate Crime Studies sowie für die sozialkritische Analyse von Wirtschaftskriminalität im Rahmen der Critical Criminology.

Kritik und Rezeption

Edwin H. Sutherlands Werk White Collar Crime (1949) markierte einen Wendepunkt in der Kriminologie. Vor seiner Veröffentlichung konzentrierte sich die kriminologische Forschung nahezu ausschließlich auf Eigentums- und Gewaltdelikte in sozial benachteiligten Schichten. Kriminalität wurde vor allem als Folge sozialer Desintegration, Armut und mangelnder Bildung verstanden. Sutherland durchbrach dieses Paradigma, indem er die Kriminalität der wirtschaftlichen Eliten in den Fokus rückte.

Kritische Würdigung

Sutherland wurde für seine These, dass wirtschaftliche Verbrechen in den oberen sozialen Schichten weit verbreitet und systematisch verschleiert sind, stark kritisiert. Insbesondere Vertreter der klassischen Kriminologie warfen ihm vor, den Begriff Kriminalität auszudehnen und moralisch aufzuladen. Die damals vorherrschende Ansicht, dass Kriminalität primär mit sozialer Armut und abweichendem Verhalten der Unterschicht zusammenhängt, wurde durch Sutherlands Forschung infrage gestellt.

Ein weiterer Kritikpunkt war seine Methode der empirischen Erhebung. Sutherland stützte seine Analysen auf Fallstudien und Unternehmensberichte, die aus öffentlicher Dokumentation und Gerichtsakten stammten. Kritiker monierten, dass diese Datenbasis selektiv und nicht repräsentativ sei. Zudem würden Unternehmen, die freiwillig Daten lieferten, nur diejenigen Vergehen preisgeben, die sie als vertretbar oder unwesentlich ansahen. Trotz dieser Kritik bleibt Sutherlands Werk ein Meilenstein der Kriminologie, da es den Blick auf die Verstrickungen von Macht, Wirtschaft und Recht lenkte.

Rezeption in der modernen Kriminologie

Sutherlands Konzept des White Collar Crime wurde im Laufe der Jahre weiterentwickelt und um neue Dimensionen ergänzt. Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren rückten die sozialen und kulturellen Aspekte von Wirtschaftskriminalität stärker in den Fokus. Hierzu zählen insbesondere folgende theoretische Ansätze:

Corporate Crime Studies:

Nach Sutherland begannen Soziologen und Kriminologen, Wirtschaftskriminalität in großem Maßstab zu untersuchen. Diese Studien zeigten, dass White Collar Crime nicht nur Einzeltäter:innen betrifft, sondern häufig in Unternehmensstrukturen eingebettet ist. Begriffe wie Corporate Crime und Organizational Crime erweiterten Sutherlands Ansatz und belegten die systematische Natur wirtschaftlicher Delikte.

Beispiel: Enron-Skandal (2001)

Der Fall Enron gilt als einer der größten Unternehmensskandale der Wirtschaftsgeschichte. Das US-amerikanische Energieunternehmen hatte jahrelang seine Bilanzen manipuliert und Schulden in Milliardenhöhe verschleiert. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen deckte die kriminellen Machenschaften, die sich über Jahre erstreckten, nicht auf. Der Fall führte zur Insolvenz von Enron und löste weltweit Diskussionen über Unternehmenskriminalität und die Rolle von Wirtschaftsprüfern aus.

Relevanz für die Kriminologie: Der Enron-Skandal gilt als Paradebeispiel für Corporate Crime, bei dem ganze Unternehmensstrukturen in wirtschaftskriminelle Machenschaften verstrickt waren. Die Strukturen ermöglichten es, systematisch Kapital zu verschieben, Verluste zu verschleiern und Aktionär:innen zu betrügen – ein klassisches Beispiel für Sutherlands Theorie des White Collar Crime.

Kritische Kriminologie und Marxistische Kriminologie:

Sutherlands Forschung bildete eine Grundlage für die Entwicklung der Kritischen Kriminologie, die Wirtschaftskriminalität als Ausdruck sozialer Ungleichheit und Klassenkonflikte versteht. Während Sutherland den Schwerpunkt auf die systemische Natur von Wirtschaftskriminalität legte, erweiterten Vertreter der Critical Criminology wie David Gordon und William Chambliss seine Ansätze. Diese betonten, dass das Strafrecht vor allem die Interessen der herrschenden Klassen schützt, während Verstöße der Eliten häufig ungesühnt bleiben.

Beispiel: Subprime-Krise (2007–2008)

Die Finanzkrise 2007–2008 gilt als eine der schwerwiegendsten wirtschaftlichen Krisen der Nachkriegszeit. Banken hatten über Jahre hinweg riskante Hypothekendarlehen vergeben, die auf wackeligen Sicherheiten basierten. Die Krise führte zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit, zur Verarmung von Millionen Menschen und zu einer globalen Rezession. Obwohl die kriminellen Praktiken der Banken dokumentiert waren, blieben strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen größtenteils aus.
Relevanz für die Kriminologie: Die Finanzkrise verdeutlichte, dass systematische Wirtschaftskriminalität in den oberen Gesellschaftsschichten oft ungestraft bleibt. Kritische Kriminolog:innen interpretieren dies als Ausdruck sozialer Machtverhältnisse und ökonomischer Interessen, die stärker geschützt werden als das Wohl der Allgemeinheit.

Cultural Criminology:

Im Zuge der 1990er-Jahre entwickelten Theoretiker wie Jock Young und Jeff Ferrell die Cultural Criminology. Dieser Ansatz erweitert Sutherlands Perspektive, indem er den kulturellen Kontext wirtschaftskrimineller Handlungen untersucht. Cultural Criminologists betonen, dass kriminelles Verhalten in Unternehmen auch eine Form der kulturellen Reproduktion von Macht und Status ist. Es geht nicht nur um monetäre Interessen, sondern auch um das Aufrechterhalten von Prestige und sozialen Hierarchien.

Beispiel: Dieselgate (2015)

Im Jahr 2015 wurde bekannt, dass der Volkswagen-Konzern Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge manipulierte. Mithilfe von spezieller Software wurden die Schadstoffemissionen während der Testverfahren künstlich gesenkt, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Der Skandal kostete Volkswagen Milliarden und führte zu zahlreichen Gerichtsprozessen.
Relevanz für die Kriminologie: Die Manipulationen beim Abgasskandal zeigen, dass wirtschaftliche Verbrechen auch kulturell verankert sind. In der Automobilindustrie war es ein offenes Geheimnis, dass Emissionswerte „optimiert“ wurden. Hier zeigt sich der Zusammenhang von kriminellen Praktiken und kulturell akzeptierten Normen innerhalb eines Industriezweigs.

Einfluss auf moderne Kriminologie

Sutherlands Werk hat bis heute großen Einfluss auf die Kriminologie und die Untersuchung von Wirtschaftskriminalität. Sein Konzept des White Collar Crime führte zu einer Ausweitung der Forschung und einer differenzierteren Betrachtung von Kriminalität. Auch moderne Studien zu Mass Incarceration und der Rolle sozialer Ungleichheit im Strafsystem greifen auf seine Ansätze zurück.

Forschungen von David Garland (The Culture of Control, 2001) und Loïc Wacquant (Punishing the Poor, 2009) erweiterten seine Theorie um die Dimension der sozialen Kontrolle. Garland analysierte die Strafpolitik im neoliberalen Kontext und zeigte auf, wie Strafsysteme zur Stabilisierung ökonomischer und sozialer Verhältnisse beitragen. Wacquant legte dar, dass moderne Strafpolitik insbesondere gegen marginalisierte Bevölkerungsgruppen gerichtet ist – ein Gedanke, der sich bereits bei Sutherland findet, allerdings auf Wirtschaftskriminalität der Oberschicht übertragen.

Aktualität und Bedeutung

Auch über 70 Jahre nach der Erstveröffentlichung bleibt White Collar Crime von hoher Aktualität. Viele Entwicklungen im digitalen Kapitalismus bestätigen die Grundannahmen Sutherlands – und erweitern sie zugleich. Die grundlegende Annahme, dass Wirtschaftskriminalität nicht nur existiert, sondern strukturell in gesellschaftliche und wirtschaftliche Machtverhältnisse eingebettet ist, lässt sich in zahlreichen aktuellen Fällen beobachten. Dabei zeigt sich, dass wirtschaftliche Verbrechen oft nur unzureichend sanktioniert werden, während Kriminalität in sozial benachteiligten Schichten überproportional verfolgt wird. Diese selektive Strafverfolgung, die Sutherland bereits kritisierte, bleibt ein zentrales Problem moderner Strafjustiz.

Moderne Fälle von Wirtschaftskriminalität

Wirecard-Skandal (2020)

Der Wirecard-Skandal gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale der jüngeren Geschichte. Das deutsche Unternehmen, das als Vorzeigebeispiel der Finanztechnologie galt, musste im Jahr 2020 Insolvenz anmelden, nachdem bekannt wurde, dass in den Bilanzen 1,9 Milliarden Euro fehlten. Über Jahre hinweg hatte das Unternehmen seine Bilanzen manipuliert und Investoren, Banken sowie Aufsichtsbehörden getäuscht. Der Fall zeigte nicht nur die Dimensionen wirtschaftskrimineller Machenschaften, sondern auch das Versagen staatlicher Kontrolle und Aufsicht.

Wirecard und die Lücken der Finanzaufsicht

Der Wirecard-Skandal offenbarte massive Defizite in der staatlichen Aufsicht und Kontrolle. Trotz zahlreicher Hinweise auf Unregelmäßigkeiten griffen die zuständigen Behörden – darunter die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) – nicht ein. Erst als die Financial Times umfangreiche Recherchen veröffentlichte, kam der Skandal ins Rollen. Der Fall zeigt, dass selbst bei offensichtlichen Anzeichen von Wirtschaftskriminalität die Durchsetzung rechtlicher Konsequenzen häufig von politischem und wirtschaftlichem Druck beeinflusst wird.

Relevanz für die Kriminologie: Der Fall Wirecard illustriert Sutherlands These, dass Wirtschaftskriminalität in der Regel weniger stark sanktioniert wird als konventionelle Kriminalität. Trotz der immensen Schäden für Anleger und die Finanzwelt blieben strafrechtliche Konsequenzen lange aus. Die strukturellen Verflechtungen zwischen Unternehmen, Aufsichtsbehörden und politischen Akteuren verhinderten eine rechtzeitige Aufklärung.

Facebook-Cambridge Analytica (2018)

Ein weiteres Beispiel für moderne Wirtschaftskriminalität im digitalen Zeitalter ist der Facebook-Cambridge-Analytica-Skandal. Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass das Unternehmen Cambridge Analytica über die Plattform Facebook auf die Daten von Millionen von Nutzer:innen zugegriffen hatte, um gezielte politische Werbung zu schalten. Diese Daten wurden ohne das Wissen und die Zustimmung der Betroffenen gesammelt und ausgewertet, was massive Verstöße gegen Datenschutzgesetze darstellte.

Big Data und White Collar Crime

Der Cambridge-Analytica-Skandal machte deutlich, wie groß das Missbrauchspotenzial im Bereich der digitalen Datenwirtschaft ist. Die Möglichkeit, Nutzerdaten in großem Umfang zu sammeln und für politische Zwecke zu missbrauchen, zeigt eine neue Dimension wirtschaftlicher Kriminalität, die im digitalen Zeitalter kaum reguliert wird.

Relevanz für die Kriminologie: Der Fall zeigt, dass Wirtschaftskriminalität längst nicht mehr nur in Banken oder Großkonzernen stattfindet, sondern auch in der digitalen Welt weitreichende Konsequenzen haben kann. Die unzureichende Regulierung von Datenmärkten und der fehlende strafrechtliche Schutz vor Datenmissbrauch verdeutlichen, dass White Collar Crime im digitalen Zeitalter neue Formen annimmt.

Krypto-Betrugsfälle und digitale Währungen

Mit dem Aufstieg von Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen haben sich neue Möglichkeiten für wirtschaftskriminelle Aktivitäten eröffnet. Der weitgehend unregulierte Markt für digitale Währungen zieht Kriminelle an, die Anonymität und mangelnde Kontrolle ausnutzen, um illegale Geschäfte abzuwickeln. Fälle wie der Zusammenbruch der Handelsplattform Mt. Gox (2014) oder der OneCoin-Betrug (2019) zeigen, dass hier milliardenschwere Verluste verursacht werden können, ohne dass es zu nennenswerten strafrechtlichen Konsequenzen kommt.

Kryptowährungen und Wirtschaftskriminalität

Der Fall OneCoin ist eines der größten Ponzi-Systeme in der Geschichte der Kryptowährungen. Die Gründerin Ruja Ignatova versprach hohe Renditen für Investitionen in die angebliche Kryptowährung OneCoin, die sich später als nicht existent herausstellte. Der Betrug belief sich auf über 4 Milliarden US-Dollar, bevor die Plattform geschlossen wurde.

Relevanz für die Kriminologie: Der Betrugsfall zeigt, wie schwer es ist, wirtschaftskriminelle Handlungen im digitalen Raum zu verfolgen und strafrechtlich zu sanktionieren. Die Anonymität und Dezentralisierung von Kryptowährungen schaffen neue Herausforderungen für die Strafverfolgung und Regulierung.

Internationale Regularien und strafrechtliche Kontrolle

Angesichts der globalen Dimensionen moderner Wirtschaftskriminalität sind internationale Regulierungsmechanismen zunehmend von Bedeutung. Institutionen wie die Financial Action Task Force (FATF) spielen hier eine zentrale Rolle. Die FATF wurde 1989 gegründet, um internationale Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Wirtschaftskriminalität zu entwickeln. Auch die Europäische Union hat in den vergangenen Jahren ihre Gesetzgebung verschärft, um grenzüberschreitende Wirtschaftskriminalität effektiver zu bekämpfen.

Financial Action Task Force (FATF)

Die Financial Action Task Force (FATF) ist ein internationales Gremium, das sich der Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und wirtschaftskriminellen Handlungen widmet. Sie legt Standards fest, die von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden sollen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Transparenz bei Finanztransaktionen
  • Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
  • Internationale Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung

Relevanz für die Kriminologie: Die FATF zeigt, dass Wirtschaftskriminalität zunehmend international organisiert ist und nur durch grenzüberschreitende Kooperation effektiv bekämpft werden kann. Die Einhaltung der FATF-Standards gilt mittlerweile als internationales Qualitätsmerkmal für die Finanzregulierung eines Landes.

Wirtschaftskriminalität, Umweltkriminalität und Organisierte Kriminalität

Edwin H. Sutherlands Konzept des White Collar Crime beschränkt sich nicht nur auf ökonomische Delikte in der Unternehmenswelt, sondern hat Berührungspunkte zu anderen Formen organisierter Kriminalität und Umweltkriminalität. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Cum-Ex-Steuerskandal.

Cum-Ex-Steuerskandal – Wirtschaftskriminalität auf globalem Niveau

Der Cum-Ex-Skandal gilt als einer der größten Steuerskandale in der Geschichte Europas. Über Jahre hinweg nutzten Banken, Investoren und Fonds eine Gesetzeslücke, um sich Kapitalertragsteuern mehrfach erstatten zu lassen – obwohl diese nur einmal gezahlt wurden. Der Schaden für den deutschen Staat wird auf über 30 Milliarden Euro geschätzt. Die komplexen Finanztransaktionen, die über Ländergrenzen hinweg abgewickelt wurden, zeigen deutlich die Herausforderungen der Verfolgung von White Collar Crime im globalisierten Finanzsystem.

Relevanz für die Kriminologie: Der Cum-Ex-Skandal offenbart die strukturellen Schwächen staatlicher Kontrollmechanismen im Bereich der Finanzkriminalität. Trotz offensichtlicher Indizien dauerte es Jahre, bis die ersten strafrechtlichen Konsequenzen gezogen wurden. Der Fall illustriert, dass White Collar Crime aufgrund ökonomischer und politischer Verflechtungen oft nur schwer verfolgt wird.

Verbindung zur Organisierten Kriminalität: Die Geldflüsse aus illegalen Steuererstattungen wurden teilweise in Offshore-Konten verschoben oder zur Finanzierung weiterer krimineller Aktivitäten genutzt. Hier zeigt sich die enge Verflechtung zwischen Wirtschaftskriminalität und Organisierter Kriminalität, die Geldwäsche als Instrument nutzt, um illegal erwirtschaftetes Kapital in den legalen Finanzkreislauf einzuschleusen.

Umweltkriminalität und Green Criminology

Ein weiteres Feld, in dem sich White Collar Crime manifestiert, ist die Umweltkriminalität. Unternehmen, die Umweltgesetze umgehen, Schadstoffe unerlaubt entsorgen oder durch illegale Abholzung Profit erwirtschaften, sind klassische Beispiele für Kriminalität im weißen Kragen, die massive ökologische Schäden verursacht.

Green Criminology – Die ökologische Perspektive auf Kriminalität

Die Green Criminology untersucht die soziale und ökologische Dimension von Kriminalität, die Umwelt und natürliche Ressourcen schädigt. Auch hier sind Unternehmen oft Akteure, die durch illegale Praktiken Umweltgesetze missachten. Beispiele sind die illegale Entsorgung von Chemikalien, die Verschmutzung von Flüssen durch industrielle Abwässer oder die Abholzung von Regenwäldern für kommerzielle Zwecke.

Beispiel: Der VW-Abgasskandal (Dieselgate) offenbarte, wie systematisch Unternehmen gesetzliche Emissionsvorgaben umgehen können, um Profit zu maximieren. Hierbei wurden illegale Software-Programme eingesetzt, um die Abgaswerte bei Tests zu manipulieren. Die Umweltbelastung durch erhöhte Schadstoffausstöße war immens – eine klare Verletzung von Umweltgesetzen, die in den Bereich der White Collar Crime fällt.

Relevanz für die Kriminologie: Die Analyse solcher Fälle zeigt, dass Umweltkriminalität oft als Kavaliersdelikt behandelt wird, obwohl die ökologischen und gesellschaftlichen Schäden gravierend sind. Die Green Criminology fordert hier eine strengere strafrechtliche Verfolgung, die der Dimension des Schadens gerecht wird.

Organisierte Kriminalität und Geldwäsche

Ein häufig übersehener Aspekt der Wirtschaftskriminalität ist die Verbindung zur Organisierten Kriminalität. Wirtschaftskriminelle Transaktionen, wie etwa Steuerhinterziehung oder illegale Finanztransaktionen, ermöglichen es kriminellen Netzwerken, enorme Geldsummen zu bewegen und durch Geldwäsche in den legalen Wirtschaftskreislauf einzuschleusen.

Geldwäsche als Bindeglied zur organisierten Kriminalität

Die Einbringung illegal erwirtschafteten Kapitals in den legalen Finanzkreislauf wird als Geldwäsche bezeichnet. Hierbei werden die kriminellen Erlöse über mehrere Transaktionen verschleiert und in rechtlich unbedenkliche Vermögenswerte umgewandelt. Klassische Methoden sind:

  • Smurfing: Aufsplitten großer Summen in kleinere Beträge, um unter den Radarschwellen der Finanzaufsicht zu bleiben.
  • Offshore-Konten: Verlagerung illegal erwirtschafteten Geldes in steuerfreundliche Länder ohne transparente Kontrollmechanismen.
  • Immobilienmarkt: Kauf von Immobilien, um hohe Geldsummen legal zu investieren.

Beispiel: Der Panama Papers Skandal (2016) zeigte, wie umfassend Geldwäsche betrieben wird, um Kapital vor den Augen der Steuerbehörden zu verbergen. Hier wurden Offshore-Konten genutzt, um illegale Profite zu verschleiern und vor staatlichen Regulierungen zu schützen.

Verbindung zu Sutherlands Theorie: Diese Mechanismen der Verschleierung und Integration illegaler Gewinne in legale Finanzstrukturen decken sich mit Sutherlands Thesen, dass wirtschaftskriminelles Handeln oft nicht als Kriminalität wahrgenommen wird, obwohl der gesellschaftliche Schaden enorm ist.

Fazit

Edwin H. Sutherland hat mit White Collar Crime das kriminalwissenschaftliche Koordinatensystem neu vermessen. Indem er den Blick auf wirtschaftskriminelle Praktiken der Eliten lenkte, durchbrach er die bis dahin vorherrschende Vorstellung von Kriminalität als Phänomen der Unterschicht. Sein Werk markiert einen Paradigmenwechsel, der bis heute nachwirkt – sowohl in der Forschung als auch in der gesellschaftspolitischen Debatte über Macht, Recht und Gerechtigkeit.


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Kategorie: Kriminologie Tags: Corporate Crime, Cum-Ex, Digital Crime, Edwin Sutherland, Finanzkriminalität, Geldwäsche, Green Criminology, Instanzenforschung, Kriminologie, Kritische Kriminologie, Mass Incarceration, Organisierte Kriminalität, soziale Ungleichheit, White Collar Crime, Wirtschaftskriminalität

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Lektionen

  • The Social Organization of Juvenile Justice (1968)
    Aaron Cicourel
  • Folk Devils and Moral Panics (1972)
    Stanley Cohen
  • Visions of Social Control (1985)
    Stanley Cohen
  • Re-thinking the Political Economy of Punishment (2006)
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  • Enforcing Order (2013)
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  • The Philadelphia Negro (1899)
    W.E.B. Du Bois
  • Grundlegung der Soziologie des Rechts (1913)
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  • The Culture of Control (2001)
    David Garland
  • Stigma: Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität (1963)
    Erving Goffman
  • Policing the Crisis: Mugging, the State and Law and Order (1978)
    Stuart Hall et al.
  • Against Prediction: Profiling, Policing, and Punishing in an Actuarial Age (2007)
    Bernard E. Harcourt
  • The Illusion of Free Markets: Punishment and the Myth of Natural Order (2011)
    Bernard E. Harcourt
  • The Felon (1970)
    John Irwin
  • The Politics of Abolition (1974)
    Thomas Mathiesen
  • The Viewer Society (1997)
    Thomas Mathiesen
  • Über die Präventivwirkung des Nichtwissens. Dunkelziffer, Norm und Strafe (1986)
    Heinrich Popitz
  • Cultural Criminology and the Carnival of Crime (2000)
    Mike Presdee
  • Class, State, and Crime (1977)
    Richard Quinney
  • The Politics of the Police (1985/2010)
    Robert Reiner
  • Punishment and Social Structure (1939)
    Georg Rusche & Otto Kirchheimer
  • Governing Through Crime (2007)
    Jonathan Simon
  • Being Mentally Ill: A Sociological Theory (1966)
    Thomas Scheff
  • White Collar Crime (1949)
    Edwin H. Sutherland
  • The New Criminology (1973)
    Taylor, Walton & Young

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SozTheo ist eine Informations- und Ressourcensammlung, die sich an alle an Soziologie und Kriminologie interessierten Leserinnen und Leser richtet.

SozTheo wurde als private Seite von Prof. Dr. Christian Wickert, Dozent für die Fächer Soziologie und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, erstellt. Die hier verfügbaren Beiträge und verlinkten Artikel spiegeln nicht die offizielle Meinung, Haltung oder Lehrpläne der HSPV NRW wider.

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